Das Beste der Woche
Kunst beflügelt. Sie schenkt uns Heiterkeit und Gelassenheit - und die haben wir in dieser Welt auch bitter nötig. Eine weitere Hilfe ist Ostern.
Jetzt haben wir alle ein bisschen freie Zeit genossen – von der Arbeit, der Wochenschau (fiel vergangene Woche aus) und dem schönen Wetter (das sich über Ostern erstaunlich oft verabschiedet). An Ostern haben viele versucht, die immer irrer werdende Weltlage für ein paar Stunden auszublenden. Nur Irre, Hysteriker und Möchtegerns da draußen! Ostern setzt den Kontrapunkt. Das christliche Fest ermöglicht es uns, Ankerpunkte der Hoffnung zu finden in dieser Welt.
Das Tröstliche an Ostern ist nicht nur, dass tatsächlich eine Auferstehung geben könnte. Und wir somit diesem ganzen weltlichen Irrsinn etwas Größeres entgegensetzen dürfen. Viel schöner ist der Gedanke, dass all die kleinen und großen Möchtegerns ihre Himmelfahrt nicht alleine hinbekommen – auch nicht mit ihrem ganzen Geld und ihrer ganzen Macht. Sie brauchen, wie Jedermann, den lieben Gott dazu. Wenn der solche Leute überhaupt in seiner Nähe haben will. Manchmal beschleichen mich Zweifel ...
Variantenreiche Kunst
Nun ja. Das wollte ich jetzt noch loswerden. Ich hoffe, ich nerve niemanden mit meiner verspäteten Predigt, fünf Tage nach dem Ostersonntag.
Aber diesen Teil hatte ich alles schon in der vergangenen Woche fertig, ehe ich merkte, dass wir Karfreitag haben, und die Wochenschau ausfällt. Von Feiertagen lässt man sich gerne überraschen.
So ganz können wir uns aber auch im weiteren Verlauf nicht von Ostern verabschieden. Denn ich hatte auf zwei Terminen noch recht nette Erlebnisse. Bemerkenswert fand ich die 10. Hofkultur in Langhurst. Ich hatte ja schon bei unserer Künstlerinnen- und Künstlerserie bemerkt, wie hoch das Niveau der Kunstschaffenden ist und wie variantenreich deren Werke. Kunst beflügelt. So etwas bekommt man hautnah bei der Hofkultur präsentiert. Das war richtig stark.
Wer die Ausstellung versäumt hat, muss leider zwei Jahre warten. Aber dann sollte man sich das unbedingt ansehen.
Kleine Leerläufe
Die zweite Erkenntnis betrifft auch die Kultur – die Musik, um genau zu sein. Wenn Sie vorhaben, in einer Kapelle mitzuspielen, rate ich Ihnen, das Schlagwerk zu bedienen. Im Regelfall stehen viele Pauken, Becken, Schlagzeuge im Hintergrund der Bühne herum, hin und wieder bedient von einer Handvoll Leuten (das war jetzt ketzerisch, ich weiß). Die meisten Stücke der Musikgeschichte fallen nicht so sehr durch fanatisches Trommeln auf; es sei denn, man wollte Ginger Bakers Klöppelexzesse für eine Blaskapelle umschreiben. Im Regelfall kommt es also zwischendurch zu kleinen Leerläufen. Wie am Ostersonntag in Diersburg. Die Läufe waren so leer, dass sich zwei Percussionisten im Hintergrund, vor dem sich Kolleginnen und Kollegen an den Blasinstrumenten ins Zeug legten, heimlich in der Kunst des Schnick-Schnack-Schnuck übten. Echt cool.
Ich weiß nicht, was sie ausgeknobelt haben. Etwa, wer den nächsten Schlag auf das Becken setzen darf. Oder, wer das Schlagzeug abbauen muss. Dem Konzert hat es nicht geschadet, die Diersburger brillierten durch die Bank.
Auf jeden Fall schenkt uns die Kultur Heiterkeit und Gelassenheit. Und die brauchen wir gegen all die Irren und Hysteriker in dieser Welt. Den Möchtegerns sollten wir mal echt den Marsch blasen. Oder klöppeln.