Der berühmte Durbacher »Ärberdiddle« ist abgefüllt
200 Brennrechte gibt es im Durbachtal, auch das Wein- und Heimatmuseum hat ein solches. Beim Schaubrennen konnte man den Museums-Brennern an drei Tagen über die Schulter schauen und so manche Anekdote erfahren.
Schnapsbrennen braucht Zeit und viel Geduld. Wie aus Maische ein edles Destillat entsteht, dies konnte man diese Woche an drei Tagen im Brenn- und Backhaus des Wein- und Heimatmuseums Durbach erleben. »Unser Museum besitzt ein Brennrecht und nutzt es auch«, erklärte Museumsleiter Josef Werner.
Für ein Brennrecht benötigt der Museumsverein nicht nur eine aktive Brennanlage, sondern muss auch auf einen eigenen Obstbestand zugreifen können. Der Museumsverein pflegt und bewirtschaftet deshalb seit Jahren eine Streuobstwiese, bestückt mit alten Obstsorten, in unmittelbarer Nachbarschaft des Wohngebiets Alm.
»In dieser Woche brennen wir unser Ärberdiddle Destillat«, bemerkte das Winzer-Urgestein Heinrich Männle. Von Anfang an engagiert sich der »Rotwein-Männle« für das Wein- und Heimatmuseum.
Ärberdiddle, das ist der Name einer alten Apfelsorte, die der Museumsverein hegt und pflegt und somit für die Nachwelt erhalten möchte. »Dieser ungewöhnliche Name für diese pomeranzen-ähnliche Apfelsorte ist eigentlich nur hier in der Region und im benachbarten Elsass bekannt«, erklärte Herbert Gruber. Der promovierte Agrarwissenschaftler und pensionierte Leiter des Landwirtschaftsamts weiß, wovon er spricht.
Wie Männle gehört Gruber zum Brenner-Team des Museums. Und wie eine Pomeranze ist auch der kleinwüchsige Apfel Ärberdiddle ungewöhnlich geformt. »Das zweigeteilte sieht bei viel Fantasie aus wie zwei gut geformte Frauenbrüste, deshalb der alemannische Name Diddle«, erzählt Gruber weiter.
Drei Tage braucht das Brennerteam, um die von Männle angelieferten zwei mit Maische gefüllten Behälter in ihr beliebtes Ärberdiddle-Destillat zu verwandeln. Unterstützt wird das Team vom Offenburger Pensionär Gebhard Karcher.
Dann kam der Zoll
»Ich bin hier der Lehrling. Durch einen reinen Zufall kam ich zum Brennen«, verrät Karcher. So hat der Offenburger bei einem Museumsbesuch kurz mal ausgeholfen, als Männle im Brennhaus Dienst hatte. »Und gerade da kam der Zoll und ich konnte dem Beamten überhaupt keine Auskunft geben«, erinnert sich Karcher.
Seit sechs Jahren ist das Team somit zu dritt, da auch den Offenburger das Brenner-Virus gepackt hat. »Während der Brenntage ist die Tür hier offen, jeder kann reinschauen und sehen, was wir hier machen«, erzählte Vorsitzender Werner.
Stetige Kontrolle
Feuer machen, Brennblase säubern und mit Maische füllen und schauen, dass im Kühlerfass auch stets das Kühlwasser fließt – ein Brenntag ist mit Arbeit gefüllt. Darüber hinaus muss der Vorlauf vom eigentlichen Destillat getrennt werden und stetige Kontrolle des Alkoholgehalts ist von Nöten. »An zwei Tagen läuft hier der Rohbrand, am Donnerstag ist der Feinbrand dran«, erklärte Männle.
Trotz viel Arbeit bleibt Zeit für die eine oder andere Anekdote. »Schnaps wurde noch Anfang des 20. Jahrhunderts als Ersatz für Zahnpasta genutzt«, weiß Männle.
Die Ärberdiddle-Äpfel wurden aufgehoben, und über die Wintermonate waren die Früchte so weich, dass sie auch ältere Menschen ohne Zähne gut essen konnten, so der Winzer. »Schnaps war auch Medizin«, sagte Gruber.
Und was passiert mit dem Ärberdiddle-Brand aus dem Museum? »Der hat seine Freunde und wird bei uns im Museum und beim Burefeschd verkauft«, verriet Werner.
2001 hat der Durbacher Künstler Werner Halley fürs Etikett ein Bild gefertigt und mehrmals erhielt der Verein für sein besonderes Apfel-Destillat eine Medaille bei den Branntweinprämierungen.