Die dritte Amtszeit reizt sie
Sie »regiert« länger als Kanzlerin Angela Merkel: Am Montag kann Edith Schreiner (56, CDU) auf zwölf Jahre als Oberbürgermeisterin von Offenburg zurückblicken. Zur Halbzeit ihrer zweiten Amtsperiode fühlt sich Schreiner »pudelwohl«. Sie könne sich sogar sehr gut eine dritte Amtszeit vorstellen. Kein Wunder: Nach hart geführten Debatten steht nun die Umsetzung vieler Projekte an. Schreiner könnte die Früchte ihrer Arbeit ernten.
Offenburg. Mit einem Husarenstreich eroberte Edith Schreiner 2002 erstmals den Chefsessel im Offenburger Rathaus. Sensationell holte die damalige Baubürgermeisterin schon im ersten Wahldurchgang mit 51,1 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit und ließ Finanzminister Christoph Jopen (SPD) weit hinter sich.
Es wird längst als Glücksfall für Offenburg gewertet, dass trotz der Auseinandersetzungen im Wahlkampf keine Gräben zurückblieben und beide weiter gemeinsam als perfekt funktionierendes Team zum Wohle der Stadt wirkten. Dank dieser Zusammenarbeit konnten beide im Mai dieses Jahres einen der größten Erfolge ihrer Laufbahn feiern – die bundesweit beachtete Entschuldung des städtischen Haushalts.
Die Wiederwahl im Jahr 2010 war für die gebürtige Ehingerin (verheiratet, ein Sohn) eher Formsache. Mit »Stadtsheriff« Norbert Kudlik hatte sie einen tapferen, aber keineswegs ernst zu nehmenden Herausforderer.
In ihrer zweiten Amtszeit musste Schreiner dann erfahren, dass bisweilen auch im bisher stets gut geschützten OB-Zimmer ein böiger Wind pfeifen kann. Knüppelhart wurde um das Einkaufszentrum – Schreiner besteht auf die Bezeichnung Einkaufsquartier –, das Haas-Gerber-Projekt der Gemibau oder die Hansgrohe-Erweiterung gerungen, und auch die OB bekam dabei viele kritische Stimmen zu hören. Mittlerweile sind die Kämpfe aber größtenteils ausgefochten, viele Projekte befinden sich auf der Zielgeraden.
Entsprechend »pudelwohl« fühlt sich Schreiner nach eigenem Bekunden derzeit auf ihrem Chefsessel. Zur Halbzeit ihrer zweiten Amtszeit kann sie sich eine dritte Periode gut vorstellen. »Zum jetzigen Zeitpunkt sage ich: Ich freue mich auf eine dritte Amtszeit«, äußert sich Schreiner im OT-Interview.
Es reize sie, viele Projekte, für die sie sich mit Herzblut eingesetzt habe, zu Ende zu führen. Offenburg prosperiert derzeit – auch durch die gute konjunkturelle Lage und den Bauboom begünstigt – und Schreiner liebäugelt damit, beim Umsetzen und Gestalten mit dabei zu sein. Gerade den letzteren Begriff nennen ja viele Stadtoberhäupter als Antwort auf die Frage, warum sie ihren Beruf gewählt haben. Und nicht zuletzt hat Schreiner, die als akribisch und fleißig gilt, ihr Werk noch nicht vollendet: Mit der Bahntrasse und der Bahnhofsmodernisierung warten noch zwei Offenburger Großbaustellen auf eine Lösung.