Mit Ute Dahmen durch die Stadt: »Galerie Offenburg« gefällt
Der Begriff »Rundgang durch eine Galerie« bekam am Donnerstag in Offenburg eine ganz neue Bedeutung: Beim strammen Marsch durch die Innenstadt öffneten sich fantastische und vielfältige Schaufenster in die Welt der Kunst.
»Ist das toll! Und hier bin ich schon mehrmals durchgelaufen – ohne das Kunstwerk als solches zu erkennen!« Dieser Satz (oder Abwandlungen davon) lag bei einer »gefühlten« Zählung am Donnerstagabend mit Abstand vorne. Staunend standen die etwa 40 Besucher, die Initiatorin Ute Dahmen führte, vor den Werken der »Galerie Offenburg Open«. Gerade durch die Erfüllung des Grundgedankens, dass die Kunst zu den Geschäften passen soll, schmiegen sich viele der Werke aus den Bereichen Skulptur, Malerei oder Videokunst so zwanglos und unaufdringlich in »ihre« Schaufenster, als wären sie zuerst da gewesen – und der wie auch immer geartete Rahmen erst später drumherum gebaut worden.
Schuhe des Papstes
Das beginnt mit der eigentlich für eine ganz andere Ausstellung geschaffenen »IT«-Bag (wobei »IT« für die Künstlerin Ilse Teipelke steht) im Schaufenster von »Doro Moden« und setzt sich fort, wenn Dan Steffan bei »Steffis Kindermoden« ein kleines Wesen in ein spielerisches, verträumtes Interieur setzt oder Rainer Braxmaier, der bei Schuh Schäfer sein gewohntes Schaffensterrain zumindest ein Stück weit verlässt, um »die roten Schuhe des Papstes« auf Leinwand zu bannen – allerdings begleitet von des Künstlers eigenen Atelierschuhen.
Andere spielen mit einem übergeordneten Thema wie Maren Ruben, die bei »Optik Bengel« mit filigranstem Strich ihre Referenz an das Sehen in den Rahmen stellt, Michel Cornu, der bei Raumausstattung Bieser das Thema Nicht-Farben und Naturmuster aufgreift oder Werner Schmidt, der mit reduzierten Mitteln »Kälte« und »Wärme« ausdrückt – bei »Feuer und Wärme«.
Augenzwinkernd und hintersinnig bürstet so mancher Schalk die Aufgabe ein wenig gegen den Strich, wie Raymond Waydelich, der ausgerechnet bei BGV Versicherungen eine wirklich köstliche »Titanic« aus Alltagsgegenständen, an der man sich gar nicht stattsehen kann, schwimmen lässt, oder der aus Offenburg stammende Johannes Mundinger, der bei »Raphaels« provozierend anfragt, warum den kulinarischen Genüssen aus aller Herren Länder unsere Grenzen weit offen stehen – den Kindern eben dieser Länder aber nicht. »Knallen«, wie Ute Dahmen es schmunzelnd ausdrückte, lassen es sowohl Germain Roesz mit seiner »Lichtexplosion« (bei Hörgeräte Friederichs) als auch Marc Felten bei Sport Grimm mit einer Hommage an die buntesten Turnschuhe, die die Welt sich vorstellen kann. Man wünscht dem Läufer, einem Mensch-Tier-Fabelwesen, dass sie ihn auch schnell wie der Wind tragen – befindet es sich doch im Fadenkreuz einer Flinte.
»Das finde ich toll und sehr originell umgesetzt«, urteilte Martina Bäck. »Ich sause meistens so durch die Stadt und würde das alles ohne diese tolle Führung gar nicht wahrnehmen«, lobte eine Besucherin aus Offenburg, und Monique Scheerer aus Kehl zollte der »tollen Idee und den gut ausgewählten Themen« Respekt.
HINWEIS: Am Donnerstag, 18. August, sind zehn der Geschäfte bis 20 Uhr zu einem »Kunst-Apéro« geöffnet. Am Donnerstag, 27. August, um 18 Uhr findet die Finissage der Ausstellung im Rahmen eines »White Dinner« auf dem Rathausplatz statt.