Die Helfer in der Not
Die Telefonseelsorge Ortenau-Mittelbaden arbeitet anonym, kompetent und weltanschaulich neutral. Gegenwärtig teilen sich etwa 85 ehrenamtliche Mitarbeiter den Dienst rund um die Uhr; zehn davon zusätzlich im Chat. Die katholische und die evangelische Kirche sorgen für die Grundfinanzierung, einen Zuschuss gibt es vom Landratsamt. Diese Mittel reichen jedoch für die gestiegene Nachfrage nicht aus. Deshalb wurde vor zehn Jahren der Förderverein gegründet.
Welches sind die Gründe für die gestiegene Nachfrage der Telefonseelsorge?
Hartmut Möhring: Wir übersehen neben den materiellen Problemen, die uns bedrücken, oft auch die psychische Seite. Depressionen, Ängste, Burnout nehmen in unserer Gesellschaft stark zu. Das war für uns der Grund zu sagen, wir wollen das Angebot der Telefonseelsorge stabilisieren, aufrechterhalten und da, wo es notwendig ist, sogar erweitern.
Welche konkreten Aufgaben hat der Förderverein übernommen?
Möhring: Wir haben es möglich gemacht, dass für die Schwerpunktzeiten eine zweite Telefonlinie in Betrieb genommen werden konnte. Die Kommunikationsgewohnheiten in unserer Gesellschaft ändern sich. Deshalb finanzieren wir seit 2011 eine Chat-Beratung, die es einer ganz anderen Klientel ermöglicht, sich mit der Telefonseelsorge auseinanderzusetzen, weil die Schwelle für die Nutzer noch niedriger ist als am Telefon. Außerdem finanzieren wir die qualifizierte Fortbildung der Mitarbeiter und die laufenden Supervisionen zur Qualitätssicherung der beraterischen Gespräche.
Die Telefonseelsorge bringt auch gesellschaftlich relevante Problemthemen in die Öffentlichkeit.
Heinz-Joachim Feuerstein: Die Themen, die in der Telefonseelsorge häufig zur Sprache kommen, werden in regelmäßig stattfindenden öffentlichen Veranstaltungen aufgegriffen. Wir hatten beispielsweise schon Veranstaltungen zum Thema Sucht oder Burnout. Damit wollen wir die Bürger über Möglichkeiten der Selbsthilfe informieren und ihnen ermöglichen, vertiefte Lösungswege zu entdecken.
Zum Jubiläum laden Sie zu einer öffentlichen Veranstaltung am 2. Dezember ein. Was erwartet die Besucher?
Feuerstein: Es ist eine Podiumsveranstaltung unter der Schirmherrschaft von Landrat Frank Scherer zum Thema: »Streit. Knatsch. Zoff – geht’s auch anders?« mit kompetenten Fachleuten, bei der es um schwierige Alltagssituationen, Konflikte und Streitigkeiten sowohl in der Familie, als auch im Beruf geht. Es wird auch über Angebote anderer Beratungsstellen informiert werden, die bei der Suche nach einer Klärung und Lösung helfen können. Auch eine Mitarbeiterin aus der grenzüberschreitenden Beratung wird mit auf dem Podium sein, die besonders über spezielle Rahmenbedingungen in französisch-deutschen Ehen oder Partnerschaften informieren wird.
Der Förderverein sucht aktuell neue Mitglieder. Wohin müssen sich Interessierte wenden?
Möhring: Die Mitglieder des Fördervereins sind eine verlässliche Basis für uns, was die Geldeingänge anbelangt, insofern brauchen wir möglichst viele Mitglieder, damit eine Grundfinanzierung gewährleistet ist. Der jährliche Mindestbeitrag ist 35 Euro (100 Euro für Firmen und Organisationen). Außerdem sind wir auf Spenden angewiesen. Beitrittserklärungen gibt es beim Förderverein der Telefonseelsorge, Berliner Straße 56, 77694 Kehl. Barbara Puppe
TERMIN: Podiumsveranstaltung »Streit. Knatsch. Zoff – geht’s auch anders?«, 2. Dezember, 19 Uhr, Stadtteilzentrum Innenstadt, Bürgerpark Offenburg, Eintritt frei.