Ebersweier: Die Lebensqualität ist das A und O
Wie gut sind unsere Dörfer? Gibt es noch Friseure, Bäcker oder Gaststätten im Ort? Im OT-Dorfcheck nehmen wir die Stärken und Schwächen der Ortschaften unter die Lupe. Heute: Ebersweier.
Es gibt keine Metzgerei, keine Post, keinen Lebensmittelladen – und auch nur noch zwei Gastronomiebetriebe im Ort, nachdem die »Krone« geschlossen hat. Und trotzdem hat Horst Zentner ein strahlendes Gesicht, wenn er über Ebersweier spricht. »Der Ort ist einfach schön«, sagt der Ortsvorsteher, der seit 2004 im Amt ist. Der 50-Jährige spricht von einem hohen Wohn- und Freizeitwert.
Dabei weiß Horst Zentner noch allzu gut, wie es früher war. Schließlich ist er selbst in Ebersweier groß geworden. In seiner Kindheit gab es noch drei Lebensmittelläden, zwei Bäckereien und drei Getränkehandlungen. »Es war alles da im Dorf«, fasst Zentner zusammen. Auch eine Metzgerei und eine Bank gab es. Ende der 70er-Jahre begann sich das zu ändern – auch deshalb, weil die Ebersweierer zunehmend mobil wurden. »Inzwischen hat jeder ein Auto gehabt«, stellt Zentner fest. Das ließ die Wege zu den Supermärkten nach Offenburg noch kürzer werden.
Nachtrauern will der Ortsvorsteher der Vergangenheit jedenfalls nicht – warum auch? »Im Prinzip vermissen wir nichts, weil die Leute mobil sind«, sagt er. Und ältere Menschen profitierten davon, dass das soziale Netz im Dorf gut funktioniere. Außerdem gebe es noch die Nachbarschaftshilfe zusammen mit der Gemeinde Durbach. Der große Makel, was die Mobilität angeht, seien die Busverbindungen. »Morgens geht es, aber nachmittags und abends sind es zu wenig«, ist sich Zentner sicher.
Auch das Soziale zählt
Wichtig sei allerdings gewesen, dass die Bäckerei Ockenfuß im vergangenen Jahr die frühere Nah-und-Gut-Filiale von Kurt Latt übernommen habe. Dort gebe es nicht nur Brot und andere Backwaren, sondern auch ein kleines Randsortiment mit Toilettenpapier, Spülmittel oder Gewürzen. Und nicht zu vergessen: »Das ist auch für die sozialen Kontakte wichtig«, betont Zentner.
Bei allem Optimismus: Einige Themen gilt es in der nächsten Zeit anzupacken – allen voran das Schulgebäude. Wenn die Grundschule zum kommenden Schuljahr nach Durbach verlegt wird, steht das Haus leer. »Gut wäre es, wenn man für Senioren oder Pflegebedürftige etwas machen könnte«, sagt Zentner. Schließlich sei das Gebäude vor 15 Jahren saniert worden und barrierefrei.
Und wie auch in umliegenden Ortschaften wünscht man sich in Ebersweier mehr Bauplätze. Die Nachfrage ist offensichtlich da, wie Zentner versichert. Die Bauplätze seien »ruck, zuck weg«. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: Es ist die attraktive Lage in der Vorbergzone, die die Menschen anlockt. Das Wohngebiet »Hofacker« mit 30 Bauplätzen ist bereits erschlossen, in den nächsten fünf bis sieben Jahren soll das Baugebiet »Mauchenfeld« unweit der Halle am Durbach folgen. »Da freuen wir uns auf die Erschließung«, so Zentner. Schließlich versprechen neue Baugebiete den Zuzug junger Familien – »das ist für die Vereine und für die Infrastruktur wichtig«. Wie sehr Ebersweier gerade von seinen Vereinen lebe, zeige nun das Engagement zur 800-Jahr-Feier des Dorfes in diesem Jahr. »Man sieht, wie alle an einem Strang ziehen.«
Was Ebersweier nur begrenzt vorzuweisen hat, ist Gewerbe. Das vorgesehene 4,5 Hektar große Gewerbegebiet »Ebersweier West« kam nicht zu Stande, »weil uns die Fledermäuse einen Strich durch die Rechnung gemacht haben«, wie Zentner mit einem gequälten Lächeln sagt. Dabei sei es wichtig, zumindest die wenigen eigenen Betriebe im Ort zu halten. Die Schlosserei Müller sei ja bereits nach Ortenberg »ausgesiedelt«.
Internet als Pluspunkt
Positiv hingegen sei die Tatsache, dass Ebersweier schon früh schnelles Internet bekommen habe – für Zentner längst ein klarer Standortvorteil, der den Ort zukunftsfähig mache. Bei Anfragen nach Bauplätzen im Durbacher Teilort sei häufig die erste Frage: »Wie sieht’s aus mit den Internet-Verbindungen?«
Und noch etwas macht den Ortsvorsteher stolz: Dass es nämlich in Ebersweier tatsächlich so etwas wie eine Ortsmitte gebe, wo sich auch bei Festen das Geschehen abspiele. Dazu zählt er den Bereich um Rathaus, Kirche, Pfarrhaus, Kindergarten, »Haus der Vereine« und Feuerwehrhaus. Dort hält seit einiger Zeit auch jeden Donnerstagnachmittag der Wagen einer Metzgerei aus Oberkirch. So ganz ohne geht es eben doch nicht.