Die DeSantis sind Künstlerfamilie und Schwarzwald-Italiener
Mit Porträts und Geschichten bringt das neue Buch »Mensch, Nordwest!« den Offenburger Multikulti-Stadtteil näher. In einer sechsteiligen Serie präsentieren wir immer mittwochs und samstags eine Auswahl daraus.
Sie sind eine Künstlerfamilie: Die Rede ist von Adriano De Santis, seit 30 Jahren im Showbiz, Tochter Ornella, 2012 erfolgreich beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest in Baku und Davide, mit der Breakdance-Gruppe Rockin’ til Death dreifacher süddeutscher Meister, zweimal Dritter bei der Deutschen Meisterschaft und einmal Fünfter bei der Weltmeisterschaft im Breakdance.
Familie De Santis ist multikulti. Adriano De Santis stammt aus Apulien, Salento. Seine Frau Vesna ist gebürtige Serbin. Ornella hat einen Mann geheiratet, der aus Wolgograd in Russland kommt. Die Familie hat einen hohen Stellenwert, bei allen.
Ornella wohnt im südlichen Ortenaukreis, wegen der Nähe zum Europa-Park, wo ihre Karriere begann und sie weiter Engagements hat. »Es hat mir Türen geöffnet«, blickt sie zurück. Nun begeistert sie die Passagiere auf den großen Kreuzfahrtschiffen mit ihrer Kunst. Gerne kehrt sie in die badische Heimat zurück und lässt sich für Gala-Veranstaltungen und Dinner-Shows engagieren. Ihr Repertoire ist vielseitig, von Musical über Pop bis Jazz. Das macht sie zu einer begehrten Künstlerin und Entertainerin.
»Ich bin mit der Musik aufgewachsen. Und es gibt nichts anderes für mich.« Sie hat zwar im Textilgeschäft gearbeitet. Doch die Musik hat sie nie losgelassen. Sie war zwei Jahre in Brasilien, hat dort ein Album aufgenommen (Made in Brasil). Mit »Agenda«, einem Duett mit Belo, war sie 18 Wochen auf Platz eins der Charts in Brasilien. Sie studierte einige Semester Popmusik und Musik-Business an der Mannheimer Pop-Akademie. Aber Engagements lockten sie wieder weg.
Davide musizierte von klein an: erst Schlagzeug, Unterricht in der Musikschule, später wechselte er in die Breakdance-Szene. Seit fünf Jahren produziert er Beats in seinem kleinen Studio. Ansonsten ist es um den Breakdancer ruhiger geworden. Nach sechs Jahren Auslandsaufenthalt in der Schweiz ist er in die Nordweststadt zurückgekehrt, wohnt und lebt dort mit seiner Ehefrau Sabrina Miglietta. Er arbeitet wieder als Malergeselle bei einem Malerbetrieb aus Nordwest. Und spielt Fußball, lange Jahre im ETSV, dem Sportverein im Herzen der Nordweststadt. Mit 15 Jahren hat er mit dem Breakdance angefangen. Bis 2009 ist er zusammen mit Claudio und Gianni Esposito in den großen Konzerthallen Deutschlands und europaweit aufgetreten. Paris, London, Berlin, Rom hießen die Stationen ihres Erfolgs.
»Das verlernt man nicht, ist wie Fahrrad fahren«, sagt er und zeigt im Wohnzimmer der Eltern, wie’s geht! Und was meint er zur Entwicklung der Nordweststadt? Alles schön! Aber früher, als er mit Claudio Esposito und Stefan Strumbel zusammen umhergestreift ist, »da war hier noch Dschungel, Wiese, Abenteuer«.
Papa Adriano ist ein alter Hase, was das Showgeschäft angeht. Und ein Tausendsassa. Auch einer, der sich engagiert. Seit 15 Jahren gehört er dem Integrationsbeirat an. Er ist einer von denen, die am längsten im Gremium sitzen. Er selbst bezeichnet sich als »Schwarzwald-Italiener«. Er liebt beide Heimatorte, will künftig aber mehrmals im Jahr in Italien sein, wegen der Eltern. Auch für ihn ist der Europa-Park eine wichtige Plattform. »Dort habe ich meine eigene Dinner-Show.« Und das ganze Jahr über Engagements bei Galas, Dinner-Shows und auf der Piazza des Hotels Colosseo. Schon in den 70-ern war er kurz mit der »Meridien Band« als Keyboarder unterwegs in den Tanzsälen der Region. 2Da war um 20 Uhr die Halle voll, 800 Leute!« Zusammen mit Toni Vetrano, jetzt Oberbürgermeister von Kehl, und Pino Esposito sorgte er mit der Band »Formula Tre« für Stimmung.
Unvergessen bleibt die italienische Heimat, wo sie alle gerne zu Besuch sind, wegen der Eltern, der Großeltern und der Landschaft. Dort werden Familienfeste ausgiebig gefeiert, wie jüngst die Hochzeiten von Davide und Ornella. Aber zurück nach Apulien wollen sie nicht: Sie gehören zur Nordweststadt, in den Unteren Angel – hier ist ihr Zuhause.