Die Musik machte den Anfang
Seit 50 Jahren hat Offenburg eine Partnerstadt im Nachbarland Österreich: Am 17. Oktober 1964 wurde die Städtepartnerschaft besiegelt. Aus diesem Anlass reist eine rund 40-köpfige Delegation aus Offenburg am Donnerstag in die Steiermark. Als Wegbegleiter der ersten Stunde erinnert sich Fritz Windisch, Mitglied der Offenburger Stadtkapelle.
Offenburg. An die Fahrt nach Österreich hat Fritz Windisch noch beste Erinnerungen – auch wenn sie schon fast 60 Jahre her ist und nicht ganz pannenfrei vonstatten ging. Für den damals 22-Jährigen war es die erste Reise ins Ausland überhaupt, als sich die Stadtkapelle Offenburg im Herbst 1956 auf den Weg nach Weiz in die Steiermark machte. Der Klarinettist Windisch kann sich noch heute darüber amüsieren, wie sich die Stadtkapelle in einem eigenen Waggon auf den Weg machte. »In Karlsruhe hat die Bahn vergessen, unseren Waggon anzuhängen«, berichtet er. Dadurch habe man den Anschlusszug in München verpasst. Anstatt wie geplant zwischen 17 und 18 Uhr trafen die Offenburger erst nach 23 Uhr in Weiz ein. Dem freundlichen Empfang tat das aber offensichtlich keinen Abbruch. »Die Musiker haben so lange gewartet, bis wir ankamen«, sagt Windisch.
Herzliche Aufnahme
Überhaupt seien die Gäste aus Offenburg herzlich aufgenommen worden. Sie erlebten vier Tage mit vielen Konzerten und Ausflügen. »Das Erlebnis war für mich enorm«, schwärmt der 81-Jährige im Rückblick. Ein Höhepunkt sei für ihn ein Ausflug zur Weizer Klamm gewesen – ein Naturerlebnis, das Windisch besonders beeindruckt hat.
Initiator des Besuchs war der damalige Vorsitzende der Stadtkapelle, Fritz Stelzer. Dieser stammte ursprünglich aus Weiz, hatte aber eine Stelle bei der Deutschen Bundesbahn gefunden und war nach dem Krieg in Offenburg heimisch geworden. Sein Bruder Karl dagegen lebte noch in Österreich und spielte in der »Elin-Stadtkapelle« in Weiz, die eng mit den Elin-Werken in Weiz verknüpft ist. Aus der Freundschaft der beiden Kapellen – ein Gegenbesuch fand schon 1957 in Offenburg statt – ging die offizielle Städtepartnerschaft hervor. Sie wurde am 17. Oktober 1964 besiegelt.
Zum 50-jährigen Bestehen hatte Ende Mai bereits ein großer Festakt im Offenburger Salmen stattgefunden, am Donnerstag reist eine rund 40-köpfige Delegation aus Offenburg für vier Tage nach Weiz. Darunter sind neben Oberbürgermeisterin Edith Schreiner und einigen Stadträten auch Vertreter der Offenburger Stadtkapelle und des Schillergymnasiums, das ebenfalls seit mehr als 40 Jahren eine Partnerschaft mit dem Bundesgymnasium in Weiz pflegt. Ein Festakt ist für Freitag angesetzt. Außerdem soll es in Weiz unter anderem eine Vernissage von Offenburger Künstlern geben.
Die Teilnehmer werden sich vermutlich ein Bild davon machen können, wie eng die Bande zwischen Offenburg und Weiz in all den Jahren geworden ist. Fritz Windisch ist jedenfalls überzeugt von der Städtepartnerschaft, nicht nur von offizieller Seite. »Im privaten Bereich ist die Beziehung immer positiv geblieben«, stellt er fest. Viele Mitglieder der Stadtkapelle hätten auch immer wieder unabhängig von den offiziellen Treffen ihren Urlaub in der Steiermark verbracht. »Ich persönlich habe heute noch Freunde dort«, sagt Windisch.
Einer, der auch schon die ganze Entwicklung begleitet hat, ist der langjährige Obmann Engelbert Maier. Windisch, übrigens der Einzige jener Reise von 1956, der auch heute noch in der Stadtkapelle aktiv ist, war zuletzt vor 2006 in Weiz. Er sei selbst auch ein wenig stolz, die lange Partnerschaft mit entwickelt und am Leben gehalten zu haben. Umso mehr freue es ihn, dass die Stadtkapelle nun ein »sehr, sehr junges Orchester« habe – eine gute Voraussetzung, um die Partnerschaft fortzuführen.
HINWEIS: Die Offenburger Delegation ist von Donnerstag, 28., bis Sonntag, 31. August, in Weiz. Das Offenburger Tageblatt berichtet.