Diskussion über Identität im Wandel im Klostergymnasium
Führt eine Identität zwangsläufig zu Nationalismus? Gibt es eine langweilige Identität? Um diese und weitere Fragen ging es bei der Podiumsdiskussion im Klostergymnasium.
»Wer bin ich? – Identität im Wandel« – dieser Frage war kürzlich eine Podiumsdiskussion im Klostergymnasium Unserer Lieben Frau gewidmet, die die Lehrkräfte Regina Törnig-Grohe und Christian Brunner, die beide auch als Gesprächsleiter fungierten, organisiert hatten.
Die Teilnehmer Professor Bernd Feininger, Religionswissenschaftler und Dozent an der pädagogischen Hochschule Freiburg , Gabriele Schmidt-Geiger, Diakonin und im Vorstand des ökumenischen Arbeitskreises Asyl, sowie José F. A. Oliver, »zwischensprachlicher« Dichter aus Hausach, boten den anwesenden Schülerinnen der 11. und 12. Klassen einen Einblick in einen anregenden Gedankenaustausch zu diesem vielschichtigen Thema.
In seiner Begrüßung wies Direktor Wilfrid Arens auf die Wirkungsmächtigkeit dieser Fragestellung hin. Die beiden Moderatoren stiegen in das Thema anhand der Frage nationaler Identitäten ein: »Wer bin ich eigentlich? Deutscher? Kanadier? Badener?« Christian Brunner brachte dabei seinen kanadischen Pass ins Spiel.
José F. A. Oliver, 1961 als Kind spanischer Gastarbeiter in Hausach geboren, sah seine Identität nach diesem Ansatz als »Schwarzwälder mit spanischen Wurzeln«. Sein vorläufiges Fazit: »Heimat ist dort, wo ich mich nicht erklären muss!«
Gabriele Schmidt-Geiger bezog ihre Definition von Identitätsfindung auf de Erfahrungen ihrer Arbeit mit Flüchtlingen: Ganze Familien, herausgerissen aus ihrer bisherigen Identität, die sie aber nun in ein fremdes Land mitbringen, müssten sich oft fragen: Wer bin ich eigentlich?
Eine Bereicherung
Trotz mitgebrachter Identität und Gewohnheiten seien sie für eine Integration gezwungen, hier mitzumachen. Sie sah das als Bereicherung, als Zuwachs an neuen Gaben und Kompetenzen. Bernd Feininger brachte seine Beobachtungen auf vielen Reisen in den Nahen Osten mit seinen unzähligen Konflikten mit ein.
Interessant war sein parabelhaftes Szenario, eine solche Diskussion derzeit in Damaskus zu führen. Dort sei das Hauptproblem, dass viele verschiedene Identitäten miteinander in Einklang gebracht werden müssten. Die eigene Verortung sei immer nur mit einem Gegenüber möglich.
Es entwickelte sich eine Diskussion, ob eine Identität zwangsläufig zu Nationalismus führe. Damit zusammenhängend wurde der Begriff der Leitkultur auch als Leid-Kultur ausgemacht, eine durch Werte und Normen erzwungene Identität.
Einhellig war man der Meinung, dass das Abschotten einer Gemeinschaft von anderen zu einer »langweiligen› Identität« führe, erst die Konfrontation mit Fremdem »verlebendige« die eigene Identität. Religion als Identitätsstifterin sei nicht ungefährlich. Als Schutzmechanismus genutzt, wirke sie vergiftend, könne aber auch hilfestiftend sein.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum stand vor allem das Problem der Identitätsänderung im Mittelpunkt. Es sei fast eine Unmöglichkeit, Identität zu wechseln, so der Tenor in der Diskussion.