Drei Ordensschwestern aus Indien unterstützen bei der Pflege
Die Ordensschwestern Anie, Leena und Rincy pflegen alte Menschen im Vinzentius- und Marienhaus. Sie stammen aus Indien und mussten sich erst einmal an Land und Leute gewöhnen.
»Am Anfang haben wir gefroren. Die fremde Lebensweise, die Kultur und die Essgewohnheiten, das war sehr schwierig für uns«, erinnern sich die indischen Schwestern an die erste Zeit in Deutschland. Schwester Anie ist seit dreieinhalb Jahren in Offenburg, Schwester Leena seit 2014, im Juli 2016 ist Schwester Rincy dazu gekommen. Im Laufe der Zeit hätten sie das Leben in der Fremde aber gut hingekriegt, zumal sie viel Hilfsbereitschaft erfahren hätten. »Der Mensch ist ein Wunder Gottes und kann sich gut anpassen«, erklärt Schwester Anie und lacht dazu. Inzwischen fühlen sich die drei in Offenburg wohl, die Menschen hier seien sehr freundlich und die Umgebung schön.
In der Freiburger Caritas-Akademie hat Schwester Anie eine zweijährige Weiterbildung gemacht und die Altstadt mit ihren Wasserbächen kennengelernt. Auch das Straßburger Münster haben die indischen Schwestern schon bewundert, und »die Zugfahrt im letzten Sommer von Offenburg an den Bodensee war einmalig.«
Die Schwestern gehören zum Orden des Heiligsten Herzen Jesu, der seinen Ursprung im Südwesten Indiens in Palai, Kerala, hat und 1911 von Pfarrer Matthew Kadalikattil gegründet wurde. Heute gehören etwa 4000 Schwestern der Gemeinschaft in Kottayam / Kerala an. Sie helfen Menschen in Not, besonders den Armen, Alleingelassenen und Alten. »Unser Ziel ist, Gottes barmherzige Liebe weiterzugeben durch unser Wort und unser Tun«, sagen die Schwestern. Der Orden unterhält Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kinderheime sowie Häuser für Obdachlose und Waisenkinder und arbeitet weltweit.
1960 kamen die ersten Herz-Jesu-Schwestern nach Deutschland, als sich der Nachwuchsmangel in den Klöstern hierzulande abzuzeichnen begann. In der Seelsorgeeinheit Offenburg Sankt Ursula leben heute noch 13 Ordensschwestern in vier klösterlichen Gemeinschaften. Die drei Schwestern aus Indien arbeiten als gelernte Krankenschwestern im Vinzentiushaus und im Marienhaus in erster Linie in der Pflege, sie übernehmen aber auch ehrenamtlich Mesnerdienste, bringen die Hauskommunion und beten mit den Menschen .
Besonderes Flair
»Wir sind sehr froh, dass wir die Schwestern aus Indien hier bei uns haben«, betont Dirk Döbele, Geschäftsführer der Vinzentiushaus-GmbH. Nach dem Weggang der letzten vier Hegner Schwestern im Januar hätte es sonst keine Ordensschwestern mehr im Hause gegeben. »Die Atmosphäre, die sie durch ihre Ordenstracht ausstrahlen, ist uns sehr wichtig«, erklärt er und spricht von dem besonderen Flair, den die Schwestern dem Alten- und Pflegeheim verliehen. Man werde in Ordenstracht anders wahrgenommen, das ist auch die Erfahrung, die Schwester Leena macht: »Die älteren Leute haben Vertrauen und erzählen uns ihre Sorgen.«
Was die alten, oft verwirrten Menschen brauchten, sei seelische Unterstützung und warmherzige Ansprache. Das sei bei allen alten Menschen so, ob sie nun in Indien oder in Deutschland lebten. Die Schwestern nehmen sich Zeit zum Zuhören und man merkt ihnen an, dass sie ihre Arbeit mit Liebe tun, sie strahlen Gottvertrauen, Fröhlichkeit, Herzlichkeit und Geduld aus. Schwester Rincy, mit 32 die Jüngste der Ordensfrauen sagt, sie liebe ältere Menschen, weil sie schon als Kind gern mit alten Menschen zusammen gelebt habe. Vielleicht liege es auch daran, dass die Frauen in Indien geduldiger seien.
Abends die Bibel lesen
Auf jeden Fall sind sie gläubiger. Zumindest in Kerala gehört ein Großteil der Bevölkerung dem katholischen Glauben an. »Bei uns ist es normal, dass die Familien abends zusammensitzen, die Bibel lesen und beten«, erzählt Schwester Anie. In Deutschland sei das verloren gegangen. Aber auch in Indien gingen nicht mehr so viele junge Mädchen ins Kloster wie früher. Schwester Rincy aber hatte schon als junges Mädchen beschlossen, in einen Orden einzutreten, aber nicht, weil sie als Mädchen in Indien keine andere Möglichkeit hatte. »Das muss von oben kommen«, sagt sie und meint damit, das Leben als Nonne sei Berufung.
Während der Umbauphase des Schwesternflügels im Vinzentiushaus in das künftige Hospiz wohnen die Schwestern im Kloster Unserer Lieben Frau, später werden sie eine Privatwohnung nahe der Kreuzkirche beziehen. Auch da wird es dann in der Küche nach Curry und Kreuzkümmel duften, denn sie bereiten ihre Speisen, hauptsächlich Reis und Gemüse, meist nach indischer Art zu. Das sei sozusagen ihre Heimatverbundenheit, die nach wie vor bestehe, aber sie probierten auch ab und zu die deutsche Küche: »Schäufele und Kartoffelsalat schmeckt uns sehr gut.« Alle zwei Jahre dürfen die Schwestern Urlaub nehmen und fliegen in die Heimat zurück, um Mitschwestern und Verwandte zu besuchen und wieder für kurze Zeit die Luft Indiens zu schnuppern.Barbara Puppe