Droht Offenburg der Verkehrskollaps?
Viele sehen Offenburg derzeit vor dem Verkehrskollaps. Der städtische Verkehrschef Andreas Demny hält dagegen: Die Verkehrsbelastung sei nicht schlimmer als in anderen Städten. Gleichwohl räumt Demny ein, dass das Offenburger Straßennetz »auf Kante genäht ist«. Und er nimmt Autofahrern die Illusionen: Freie Fahrt wird es auch künftig nicht geben, höchstens kleine Verbesserungen.
Harte Zeiten für Autofahrer: Auf Offenburgs Straßen wälzt sich eine Blechlawine, und die Aussichten für die Zukunft sehen nicht rosiger aus, weil das Straßennetz schlicht überlastet ist. Der städtische Verkehrschef Andreas Demny erklärt im OT-Gespräch die Problematik: Täglich drängten bis zu 30 000 Pendler in die Stadt, dazu komme noch der eigene »hausgemachte« Verkehr der Offenburger. Der Druck auf die Straßen ist groß, gleichzeitig bieten Offenburgs Straßen laut Demny nur geringe Kapazitäten mit meist nur zwei Fahrspuren auf den Hauptverkehrsachsen. Viele Querstraßen, die auf die Hauptstraßen einfädeln, lähmen das Verkehrsnetz zusätzlich.
»Verwalten den Mangel«
Die Folge: Offenburg ist am Rande der Kapazitätsgrenze oder schon etwas darüber hinaus. »Wir verwalten den Mangel«, sagt Demny klipp und klar. Jede Störung – wie jüngst die Baustelle an der B 3 / 33 und aktuell an der Otto-Hahn-Brücke – werde »direkt unangenehm«. Sprich: Es gibt Staus, wovon viele Offenburger derzeit ein Lied singen können.
»Unser Netz ist sehr empfindlich«, sagt Demny, und wird es in Zukunft wohl auch bleiben. Denn Hoffnung auf eine große Lösung und damit häufiger freie Fahrt macht der städtische Verkehrschef den Offenburgern nicht. Für eine Ausweichtrasse gebe es schlicht keinen Platz oder es sei ökologisch nicht möglich, so Demny. Einzige Ausnahme: Die Nordquerung am Bahnhof, die von der Englerstraße auf den Rammersweierer Kreisel führen soll, könnte Entlastung bringen. Sie ist aber ebenso noch Zukunftsmusik wie der Südzubringer, der den Verkehr irgendwann von der B 33 direkt auf die Autobahn führen soll. »Das wird eine Menge Entzerrung bringen«, glaubt Demny.
Mit dem Südring habe Offenburg zwar schon eine klassische Umfahrung, stellt Demny weiter fest. Allein: Dessen Wirkung verpuffe, weil der Südring als Umgehungsstraße zu weit weg sei.
In vielen kleinen Schritten
Für den Autofahrer ist folglich fürs Erste keine heilbringende Wundertrasse in Sicht. Demny will stattdessen den angespannten Status quo in vielen kleinen Schritten verbessern. Da wäre zum einen die Offensive für eine »Grüne Welle« in Offenburg. Die Ampeln an den städtischen Knotenpunkten sollen bis 2019 allesamt so gesteuert sein, dass die Hauptströme bevorzugt werden. Sprich: Wer auf der Hauptstraße fährt, kommt schneller vorwärts. Wer einfädeln will, muss warten.
Und natürlich gibt es auch weniger Staus, wenn weniger Verkehr unterwegs ist. Deshalb will die Stadt es laut Demny weiter forcieren, dass Offenburg für Pendler mit Bus, Bahn und Fahrrad gut und attraktiv zu erreichen ist und der Offenburger selbst das Auto gleich ganz stehen lässt. Auch über Radschnellwege in die Nachbarstädte denke man nach. »In Holland funktioniert das«, so Demny.
Auch das ist klar: Weil das städtische Verkehrsnetz so empfindlich ist, ist Demny bemüht, Baustellen genauer zu planen und abzustimmen. Zweimal jährlich würden deshalb seit anderthalb Jahren Koordinierungsgespräche mit dem Regierungspräsidium und dem Ortenaukreis stattfinden. Aktuell musste Demny jedoch die leidvolle Erfahrung machen, dass »das in der Theorie klappt, aber in der Praxis nicht funktionieren muss«, weil die Großbaustellen an der B 3 / 33 und an der Otto-Hahn-Brücke deutlich länger dauerten als veranschlagt. Aber er hält diese Gespräche trotzdem für ein gutes Instrument. Ärgerlich findet es Demny, wenn darüber hinaus noch Sanierungsarbeiten wie jüngst an der nördlichen B 3 stattfänden, ohne dass die Stadt informiert werde. Der Bürger habe dann den Eindruck, es fehle an Koordination. Das sei »verheerend«.
»Intelligent managen«
Allen derzeitigen Klagen zum Trotz sagt Demny zur Verkehrsbelastung in Offenburg: »Außergewöhnlich ist sie im Städtevergleich nicht.« Baustellen würden auch in den nächsten Jahren reichlich auf die Stadt zukommen, weil viele marode Brücken dringend saniert werden müssten. Demny gibt hierfür das Credo aus, das viele Offenburger gerne unterstreichen: »Wir müssen es intelligent managen.«
Städtischer Verkehrschef beantwortet Leserfragen
Sind Sie vom Verkehr in Offenburg genervt oder finden Sie, dass es eigentlich ganz gut läuft? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder wollen Sie einfach mal ein Lob loswerden?
Bei einer OT-Aktion haben Sie die Möglichkeit, mit dem städtischen Verkehrschef Andreas Demny (Bild) in Kontakt zu treten. Formulieren Sie einfach Ihre Fragen und senden Sie diese per E-Mail an lokales.offenburg@reiff.de, Stichwort »Verkehr in Offenburg«. Sie können uns gerne auch ein Fax an 0781/504-3539 schicken oder einen Brief an OT-Lokalredaktion, Hauptstraße 83a, 77652 Offenburg, senden. Wir werden die Fragen dann an Andreas Demny weiterleiten, der die Leserfragen beantworten wird. Das Resultat werden wir im Offenburger Tageblatt veröffentlichen.
Wir sind gespannt auf die Fragen und Beiträge der Leser! Vielleicht ist ja die ein oder andere Anregung dabei, die das tägliche Unterwegssein in Offenburg leichter macht, ganz egal ob mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß.
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