Ein Albtraum im Wald
Ein Grundstück im Wald bei Zell-Weierbach hat sich in eine Filmkulisse verwandelt. Ein Filmteam dreht dort in diesen Tagen den Kurzfilm »Michaela«. Schauspieler sind die Fernseherfahrenen Johanna Garth und Christian Senger. Darin geht es um eine traumatische Erfahrung.
Offenburg-Zell-Weierbach.
Man ist ja im schönen Rebland einiges gewöhnt in Sachen »Schwarzbauten«, aber was sich derzeit auf dem erst in diesem Jahr neu angelegten »Bühlensteinweg« tut, erscheint dann doch ein bisschen dreist: Mitten auf dem Weg entsteht ein hypermoderner kubischer Raum. Ungerührt sägen, hämmern und tapezieren etwa 20 Helfer, ganz so, als ob sie’s dürften! Und in der Tat haben Produktionsleiter Stefan Lange und sein Team die hochoffizielle Erlaubnis der Stadtverwaltung und der Grundstückseigentümer, in der Zeit zwischen dem 21. und 27. August den Kurzfilm »Michaela« vor Ort im Zeller Wald zu drehen. »Wir wollten auf der Suche nach einer Location in Richtung Fritscheneck wandern – und sind dann falsch abgebogen«, erklärt Aufnahmeleiterin Jessica Müller, wie die Crew den neuen Weg, der sich noch auf keiner Wanderkarte findet, entdeckte.
Genau an der Stelle, wo nun das minimalistische Waldhaus entsteht, in dem die Künstlerin Jasmin (Johanna Garth) in der Konfrontation mit Sebastian (Christian Senger) ihre traumatische Vergangenheit aufzuarbeiten versucht, steigt der nackte Granitfelsen empor, aus dem der Weg gesprengt wurde. Bei Nacht gefilmt und mit visuellen Effekten versehen, wird so aus dem aus rein praktischen, forstökonomischen Gründen angelegten Weg eine wahre Albtraumlandschaft.
Dass das Drehen im Wald, zumal bei Nacht, eine besondere Herausforderung darstellt, erläutert Sebastian Etcheverry, der an der Hochschule der Medien in Stuttgart seinen Master macht und zusammen mit seinem Kommilitonen, Regisseur Sascha Reimold, das Drehbuch geschrieben hat: »Das Beleuchten ist schwierig und erfordert wesentlich helleres Licht als gewöhnlich.«
»Wunderbare Kulisse«
Mangels eines Stromanschlusses brummt in einem Lastwagen ein schallisolierter Generator vor sich hin. »Die Kulisse ist wunderbar«, schwärmt Etcheverry – und das Auge beleidigende Kleinigkeiten wie der aus einem blauen Plastikkanister gebastelte Nistkasten an einem Baum können leicht rausretuschiert werden.
Der auf zwölf bis 15 Minuten konzipierte Kurzfilm »Michaela« wird ab Oktober oder November auf nationalen und internationalen Kurzfilmfestivals zu sehen sein, erläutert Regisseur Sascha Reimold. Auch der SWR und der Spartenkanal Arte sind interessiert. Die Offenburger werden »Michaela« in jedem Fall beim Festival »Shorts Offenburg« der Hochschule Offenburg, die auch an der Produktion beteiligt ist, im Frühjahr 2014 sehen können.
Johanna Garth spielt in einer Doppelrolle die Künstlerin Jasmin und deren Zwillingsschwester Michaela, Christian Senger den Vergewaltiger Sebastian. »Mich hat gereizt, das ich hier zwei sehr gegensätzliche Charaktere spielen kann«, erklärt Johanna Garth, bekannt unter anderem als Moderatorin der ARD-Sendung »Wissen vor acht« und durch ihre Sendung im Musikkanal »iM1«. »Dass die Künstlerin Jasmin sich vor ihrer traumatischen Erinnerung in die in Kunst flüchtet, kann ich gut nachvollziehen.«
»So naturverbunden habe ich noch nie gedreht«, sagt ein lachender Christian Senger, »schon gar nicht bei Nacht!« Da er, bekannt aus zahlreichen Fernsehfilmen und Serien, sonst eher auf »den komischen Typ, der höchstens mal aus Versehen zum Mörder wird«, fest gelegt sei, habe ihn der »Unsympath« Sebastian sehr gereizt: »Das ist schon die attraktivere Rolle – der Bösewicht bleibt eher als der Gute im Gedächtnis hängen!«
HELFER GESUCHT: Das Filmteam sucht für heute, Samstag, und morgen, Sonntag, noch freiwillige Helfer und Komparsen. Interessenten können sich per E-Mail an jessica.
mueller@michaelafilm.de