Elgersweier: Ein Dorf verändert sein Gesicht
Natürlich bleibt die Zeit nicht stehen, und so findet auch in den Ortschaften der Region ein stetiger Wandel statt. Altes Fachwerk, das mit viel Charme das Ortsbild vieler Gemeinden prägt, verschwindet teilweise und macht der Moderne Platz. Wir haben uns in Elgersweier umgeschaut.
Schon der Heimatverein Elgersweier hat die Situation im Ortsbild thematisiert. »Bei einem Spaziergang durch unseren Ort, besonders im vergangenen Jahr, fällt auf, dass sich sehr viel verändert oder schon verändert hat«, schildert Lore Wiucha, Mitglied im Heimatverein, in einem Bericht ihre Eindrücke.
Einige Gebäude, die über Jahrzehnte, ja sogar über 100 Jahre das Dorfbild prägten, gibt es nicht mehr, merkt Wiucha an. Am auffallendsten sei der Abriss des Hauses Maier/Walter mitten im Ort.
Es stammte ursprünglich aus dem Jahr 1780 und war das Haus eines der letzten Erblehenmaier: Anton Klein. Ab dem Jahre 1855 war es im Besitz der Familie Maier, die auch Umbauarbeiten vorgenommen hat. Lange Zeit unbewohnt steht nun ein Neubau an seiner Stelle.
Die Abrissbagger kamen
Ganz markant erfährt Elgersweier aktuell eine Veränderung in der Offenburger Straße. Abrissbagger waren vor einiger Zeit angerückt, und das ehemalige Gasthaus »Sonne« fiel ihnen zum Opfer. Die riesige Baugrube ist inzwischen Vergangenheit. Zeitgemäß, kubisch, wird in moderner Bauweise schon bald ein Wohnhaus den Platz des Traditionsgasthauses einnehmen.
Schon bald werden es nur noch Lore Wiuchas Bericht oder die Recherchen und Aufzeichnungen des Heimatvereins Elgersweier sein, die an die lange Geschichte der »Sonne« erinnern. Als Gasthaus und Brauerei wurde es im Jahre 1898 gebaut und hieß nach dem damaligen Besitzer: Gasthaus und Brauerei Josef Armbruster. Josef Armbruster stammte aus Reichenbach und erwarb in den Jahren 1897/98 drei kleine Häuser, die er abriss und an ihrer Stelle ein stattliches Haus baute.
Im Feuerversicherungsbuch wurde dieses wie folgt beschrieben: Wohngebäude mit Wirtschaftslokal, Brauerei, Abtritt und Schienenkeller, Bier- und Eiskeller mit Kniestock, Anbau, Wirtschaftssaal mit gewölbtem Keller.
Weiter berichten die Aufzeichnungen darüber, dass die Tochter, Emma Armbruster, den Metzger Wilhelm Stigler aus Gengenbach heiratete und in dem Gebäude eine Metzgerei einrichtete, auf dem alten Foto links gut zu sehen. Von diesem Zeitpunkt an »ging man ins Stiglers«.
Viele Erinnerungen
Nach Aufgabe der Gaststätte durch die Familie Stigler ging das Haus an die Gemeinde und wurde von verschiedenen Pächtern als Gasthaus »Sonne« weitergeführt. Der letzte Eigentümer war die Kronenbrauerei Offenburg. Viele Erinnerungen an die früher sehr beliebte Wirtschaft sind mit dem Abriss Geschichte geworden.
Mit Wehmut sieht die Chronistin die Verstädterung des Ortes fortschreiten. Als alt eingesessene Elgersweierin erlaubt sie sich zum Schluss ihrer schriftlichen Erinnerungen, ein »Nix für unguet« anzufügen.