Ein Leben voller Kompositionen
Gengenbach. Carl Isenmann wurde am 29. April 1837 als Sohn eines Bäckermeisters in Gengenbach geboren, der sehr früh die musikalische Ausbildung seines Sohnes förderte. Mit zwölf Jahren zog die Familie nach Offenburg, da dort sein Vater eine neue Arbeitsstelle fand. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte er Musik am Konservatorium in München, danach arbeitete er im In- und Ausland als Chor- und Kapellmeister. Nach dem Tod seines Vaters kehrte er 1860 zur Unterstützung seiner Mutter und Schwester nach Offenburg zurück, war dort für ein Jahr Dirigent der Stadtkapelle, ab 1861 Dirigent des Männerchors »Concordia«. Zu jener Zeit begann er mit Komponieren von Chor- und Instrumentalwerken. So entstanden neue Lieder insbesondere für Männerchöre.
In Freiburg wurde er 1865 Musikdirektor und Dirigent der »Liedertafel«. Dort hat er wohl seine schönsten Lieder für Männerchöre, wie »Am Traunsee« komponiert, dessen Text von seinem Freund Victor von Scheffel stammt. Als weiteres Scheffel-Gedicht vertonte er für Männerchöre »Alt Heidelberg, du feine«. Auch die Texte »Im schwarzen Wallfisch zu Askalon« und »Herber Liebestod« seines Dichterfreundes regten ihn zu Kompositionen für Bass mit Klavierbegleitung an. Während seiner Freiburger Jahre entstand auch »Heute scheid› ich – morgen wandr´ ich«, für das ihm 1882 beim ersten deutschen Sängerfest in Hamburg die von der Stadt Hamburg gestiftete Goldmedaille für besondere Verdienste für Kunst und Wissenschaft verliehen wurde.
Besonders verbunden mit seinem Namen ist die Komposition für Männerchöre (op. 125) zu den heimatbezogenen Versen von Ludwig Auerbach »O Schwarzwald, o Heimat«. Inspiriert wurde er dazu bei einem Spaziergang mit einem Freund in Gengenbachs Umgebung. Da er in einem Mannheimer Gymnasium eine Anstellung als Musiklehrer erhielt, verließ er 1878 Freiburg. Er gründete 1885 den Männerchor »Arion Mannheim«, der nach seinem Tod den Zusatz »Isenmannscher Männerchor« erhielt, und leitete den Cäcilienverein Ludwigshafen.
Zu seiner Geburtsstadt Gengenbach hatte Musikdirektor Isenmann nicht nur wegen seiner Freundschaft mit Kunstmaler Hermann Götz und Schriftsteller von Scheffel eine besonders innige Verbindung. Am 28. Mai 1880 ernannte ihn der Gengenbacher Männergesangverein »Eintracht« zum Ehrenmitglied. Die Ehren-Urkunde, die sich heute im Besitz des MGV »Sängerbund-Eintracht« in Gengenbach befindet, stammt von Götz. Dafür bedankte sich Carl Isenmann herzlichst: »Ich kann Ihnen nur offen und ehrlich gestehen, dass mir keines meiner vielen, nach Dutzend zählenden Diplome noch so große Freude bereitet hat wie gerade das Ihrige.« Ein weiteres Dankschreiben richtete er 1883 an den Vorstand der »Eintracht«, in dem er sich für die »außerordentlich liebenswürdige Aufnahme bei seinem letztsommerlichen Besuch in Gengenbach« bedankt. Er verband damit die Widmung der Lieder »Mein Heimattal«, »Das Vaterland« und »Ein Bächlein hört ich rauschen« an seine »liebenswürdigen Freunde und Sangesbrüder« in Gengenbach.
Das Gesamtwerk Isenmanns umfasst gut 360 Kompositionen. Volkslieder, Hymnen, Psalmen, geistliche Gesänge für Männer- und Frauenchöre sowie gemischte Chöre. Außerdem schrieb er Kompositionen für Soli, Duette, Operetten und Werke für Klavier und Orchesterbesetzung. Ab seinem 51. Lebensjahr hinderte ihn eine schwere Nervenkrankheit an der Fortsetzung seines so erfolgreichen Wirkens. 52-jährig starb er am 13. Dezember 1889 in Mannheim, wo man ihn mit einem Ehrenbegräbnis zu Grabe trug.
Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften in Männerchören bezeugen die außerordentliche Wertschätzung dieses Mannes und dessen Bedeutung für die Chormusik. Seit 1907 erinnert eine Gedenktafel mit Bronzerelief an seinem Geburtshaus in der Hauptstraße an den berühmten Sohn Gengenbachs.
Zu Ehren von Carl Isenmann:
Der Badische Sängerbund, an dessen Gründung Carl Isenmann maßgeblich beteiligt war und bei dessen Sängerbundfesten er ab 1870 mehrmals zum Festdirigent berufen wurde, ehrte ihn 1908 durch Errichtung eines Denkmals aus Granit mit einem Bronze-Medaillon und der Aufschrift »Oh Schwarzwald, oh Heimat« bei der Zähringer Brücke in Offenburg.
Aus Anlass seines 50. Todesjahrs gab es 1939 in Gengenbach eine »Isenmann-Gedächtniswoche«. Dabei wurde ihm zu Ehren beim Bahnhof der Isenmann-Brunnen, 2007 durch einen neuen ersetzt, eingeweiht und die frühere Bürgerschule, in der sich seit 1974 die Vorbeck-Schule befindet, nach ihm benannt.
Mit einer Jubiläumsfeier zum 150. Geburtstag würdigte 1987 die Stadt ihren herausragenden Sohn im Rahmen der »Gengenbacher Festspiele«. Außerdem fand damals im Museum Haus Löwenberg eine umfassende Ausstellung über das Werk des Komponisten und Dirigenten statt.
Zum 175. Geburtstag des Komponisten bot der MGV »Sängerbund-Eintracht« am vergangenen Sonntag ein Platzkonzert vor Isenmanns Geburtshaus in der Hauptstraße.
Am 20. Oktober gedenkt der MGV »Sängerbund-Eintracht« 1862 Gengenbach aus Anlass seines 150-jährigen Bestehens im Rahmen eines Konzerts auch seines Ehrenmitglieds Carl Isenmann.