Ein Plädoyer für die Mundart
Am 16. Juni 1965 wurde die Muettersproch-Gsellschaft in Freiburg gegründet. Eine Delegation der Offenburger Gruppe ist nun in den Breisgau gereist, um zusammen mit vielen weiteren Alemannen »50 Johr Muettersproch-Gsellschaft« zu feiern.
Aus allen Himmelsrichtungen strömten die Alemannen herbei, auch aus der Schweiz und dem Elsass, um mit den Mitgliedern der Muettersproch-Gsellschaft (MSG) im Bürgerhaus in Freiburg-Zähringen den 50. Gründungstag zu feiern. Am 16. Juni 1965 wurde in Freiburg die Muettersproch-Gsellschaft gegründet. Auch eine Delegation der Offenburger Gruppe hatte sich auf den Weg gemacht, um diesem wichtigen Ereignis die Ehre zu geben. Die Vorsitzende Margot Müller hat ein paar gute Eindrücke mit nach Hause genommen.
Zunächst ließ Präses Franz-Josef Winterhalter auf eindrucksvolle Weise die 50 Jahre Revue passieren. Alle offiziellen Vertreter hoben in ihren Grußworten die Wichtigkeit der Erhaltung der Mundart hervor und lobten auch die Arbeit der »Muetterspröchler« in den vergangenen 50 Jahren. Henri Scherb vom elsässischen Verein Heimetspróch un Tradition« hielt eine flammende Rede über die Gefährdung des Elsass durch die Politik aus Paris und dem damit aus seiner Sicht programmierten Niedergang der elsässischen Sprache.
Auch der Sprachkundler Professor Konrad Kunze war eingeladen und er erläuterte mit Temperament und brillanter Sachkunde die sprachlichen Unterschiede innerhalb des gesamten alemannischen Sprachraumes. Dass auch unsere württembergischen Nachbarn ein abgewandeltes Alemannisch schwätzen, verwunderte gar manche Mitglieder. Bei dem Auftritt der Sängerin und Kabarettistin Claudia Pohel aus Überlingen erlebten die Besucher dann eine Kostprobe bestes Alemannisch.
Jürgen Hack, der Gesamtorganisator dieses Festaktes, hatte ganz unterschiedliche Persönlichkeiten zu einer bunten Stammtischrunde eingeladen. Und wie halten es diese Prominenten mit dem Dialekt? Klaus Gülker, Programmchef vom SWR in Freiburg, stellte unter anderem fest, dass er zwar Alemannisch verstehe, es aber als Westfale nicht sprechen könne. Die Mitglieder brachten die Hoffnung zum Ausdruck, dass die alemannische Mundart auch wieder mehr im Radio zu hören sein wird.
Neues Kinderprojekt
Da könnte ein neues Projekt der MSG helfen, das Schriftführerin Uschi Isele vorstellte. Produziert wurde eine neue CD für Kinder mit dem Titel »Horch emol!«, in der zehn Autoren aus ihrer jeweiligen Region ihre Geschichten erzählen. Auch die Ortenau ist mit einer Geschichte der Fessenbacher Autorin Margot Müller vertreten. Zum Schluss wurde gemeinsam das Badner Lied zusammen mit dem Musikverein Zähringen angestimmt.
Am Ende galt der Dank dem Vorstand der MSG, besonders Jürgen Hack, der alle Fäden in den Händen hielt, für diesen gelungenen Festakt, aber auch allen 3000 Mitgliedern, die durch ihre Treue und dem Interesse der alemannischen Sprache diese 50 erfolgreichen Jahre ermöglicht haben.
»Wir hoffen, es geht noch lange so weiter«, sagte Margot Müller, die zusammen mit der Offenburger Gruppe bereits zum 50. Jubiläum zu einem alemannischen »Mundart-Owe« am 31. Oktober in den Saal der Zell Weierbacher Winzergenossenschaft einlädt.