Offenburg

Ein Platz im geschützten Raum

Redaktion
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24. Oktober 2014

©Stadt Offenburg

In unregelmäßigen Abständen besucht Oberbürgermeisterin Edith Schreiner Einrichtungen und Unternehmen in Offenburg – für persönliche Gespräche und einen Blick hinter die Kulissen. Zuletzt war sie bei Reha – Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker, mit Sitz in der Seestraße.

Offenburg (red/pie). Bevor Reha-Geschäftsführer Günter Zinneker Oberbürgermeisterin Edith Schreiner das Haus präsentiert, erläutert er, wer in der Rehabilitationseinrichtung betreut wird. »Die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, haben seelische Beeinträchtigungen. Aber die psychischen Erkrankungen haben sich erst im Laufe des Lebens entwickelt.« Die Personen bei der Reha waren einmal in die Gesellschaft integriert, haben in der Regel einen normalen Alltag gelebt und sind krankheitsbedingt aus der Gesellschaft herausgefallen. Zinneker: »Nicht alle unsere Klienten haben die Möglichkeit, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Bei der aktuellen Inklusionsdebatte wird nicht genug bedacht, dass die Menschen bereits inklusiv gelebt haben und die Gründe für das Scheitern zu wenig beleuchtet werden. Für sie haben wir hier einen geschützten Raum.«
Dieser geschützte Raum bietet nicht nur Wohngelegenheit, sondern auch Beschäftigung. In den Reha-Werkstätten können die Menschen nach ihren Möglichkeiten am Arbeitsleben teilnehmen. Hier erhalten sie bei ihrer Tätigkeit Förderung und Unterstützung ganz nach ihren Bedürfnissen. »95 Prozent der Leute kommen gern, da sie sich hier gut aufgehoben fühlen«, sagt Siegfried Kölble, Werkstattratsvorsitzender bei der Reha. Die Arbeit sei ganz wichtig für die Menschen, ergänzt der stellvertretende Reha-Geschäftsführer Georg Eichner. »Damit machen sie die entscheidende Erfahrung: Ich kann ja etwas.« Zudem sorgt die Arbeitsstelle für einen strukturierten Tagesablauf. Erscheint jemand nicht, wird nachgehakt.
»Der von uns betreute Personenkreis ist im Grunde genommen ein Spiegelbild unserer Gesellschaft«, beschreibt Zinneker der Oberbürgermeisterin vor dem Rundgang durch die Werkstätten. „Wir betreuen vom jungen Menschen ohne Schulabschluss bis zum Studienrat Personen mit den verschiedensten Hintergründen.«
In den Werkstätten gibt es unterschiedliche Arbeiten: einfaches Sortieren, Montage und Verpackung, aber auch komplexe Abläufe werden erledigt. Die Kunden der Reha sind Unternehmen aus der Region. Fasziniert schaut Schreiner einem Beschäftigten bei der Kabelbaumfertigung zu. »Mir würde vermutlich die Geduld für so eine Arbeit fehlen«, gesteht sie.
Neben der Arbeit und den therapeutischen Maßnahmen gehören eine tiergestützte Pädagogik, Bewegung und Sport sowie das Training sozialer Kompetenzen zur Förderung bei der Reha. »Es geht darum, trotz der psychischen Erkrankung im Leben wieder besser zurechtzukommen«, fasst Zinneker die Initiativen zusammen.
Halt im Leben vermitteln
»Unsere Einrichtung soll den bei uns betreuten Menschen Halt im Leben vermitteln und ein Platz zum Wohnen und Arbeiten sein«, erklärt Reha-Geschäftsführer Günter Zinneker die Ziele der Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker in Offenburg. Die Betreuung und Begleitung durch das Fachpersonal sei dabei vornehmlich auf Hilfestellungen zum Leben mit der Erkrankung und auf die Bewältigung oder Minderung krankheitsbedingter Beeinträchtigungen gerichtet. Zinneker: »Mit dem richtigen Maß zwischen Fordern und Fördern möchten wir die Selbstständigkeit unserer Klienten steigern.« Statt die Menschen zu ändern, beruhe das Konzept der Reha darauf, verdeckte Fähigkeiten und Ressourcen zu wecken. »So können die betreuten Menschen sich selbst neu erfahren und entscheiden, ob sie sich ändern wollen.«
Gegründet wurde das Haus im Jahr 1977. Heute hat es ein Wohnheim mit 44 Plätzen, zudem gibt es die Bereiche »Intensiv Betreutes Wohnen« und »Ambulant Betreutes Wohnen« für rund 90 Menschen, die in der eigenen Wohnung im Raum Offenburg, Lahr und Gengenbach unterschiedlich intensiv versorgt werden. Neben den Wohnangeboten gibt es im Ortenaukreis vier Werkstätten, die in Offenburg 200, in Lahr 140, in Fischerbach 17 und in Hausach 80 psychisch beeinträchtigten Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe am Arbeitsleben geben. »Damit möchten wir die fachlichen und persönlichen Kompetenzen steigern, was im besten Fall zur Verbesserung des Selbstwertgefühls führt«, sagt Zinneker.

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