Ein umweltfreundlicher Blickfang
Barbara Amhofer und ihr Mann Heinz Windhäuser haben in ihrem früheren Wohnhaus förmlich zum Fenster »rausgeheizt«. Das gemietete Haus war zwar schön, aber energetisch »unterirdisch«. Beim Bau ihres Eigenheims hat das Paar aus Offenburg deshalb besonders auf den Energieverbrauch geachtet und ein Passivhaus gebaut. Ein Blickfang ist es darüber hinaus auch geworden.
Offenburg. Das schicke Anwesen im Bauhausstil sticht in dem Wohnviertel nahe des Ortenau-Klinikums sofort heraus: In den älteren Häusern ringsherum rauchen die Schornsteine auf den Dächern, während der weiße Quader im Hans-Thoma-Weg in stoischer Ruhe daliegt.
Barbara Amhofer und Heinz Windhäuser haben sich mit dem modernen Anwesen, das die Blicke der Passanten auf sich zieht, ihren Haustraum erfüllt. Sie konnten in dem Objekt nicht nur ihre Vorstellungen von Architektur umsetzen, sie haben ihr Zuhause auch in Passivhaus-Bauweise erstellen lassen. Mit ein Auslöser dafür dürfte gewesen sein, dass das Paar zuvor in einem Einfamilienhaus zur Miete gewohnt hat, das energetisch viele Mängel hatte. »Wir haben regelrecht zum Fenster rausgeheizt«, erzählt Barbara Amhofer. Als die Pläne reiften, ein eigenes Haus zu bauen, war ihr und ihrem Mann Heinz Windhäuser klar: »Das wollen wir nicht mehr.« Das neue Haus sollte nicht nur architektonisch, sondern auch energetisch auf dem neuesten Stand sein. Dieser Anspruch leitet sich auch daher ab, dass sowohl Barbara Amhofer als auch Heinz Windhäuser in der Immobilienbranche tätig sind. »Wenn man den Kunden etwas aus eigener Erfahrung weitergeben kann, ist es einfach besser«, erläutert Barbara Amhofer.
2008 ist das Paar auf der Suche nach einem Grundstück fündig geworden. Unweit des Ortenau-Klinikums war im Hans-Thoma-Weg eine Baulücke frei geworden. Die ruhige Wohngegend sagte dem Paar und der 16-jährigen Tochter zu. »Wir haben vorher auf der Lindenhöhe gewohnt und wollten in dieser Ecke bleiben«, erklärt Heinz Windhäuser.
Mit dem Offenburger Claus Rittershausen war schnell der richtige Architekt gefunden. Kein Wunder: Beide arbeiten auch beruflich mit ihm zusammen. Und: Rittershausen wohnt selbst seit 34 Jahren in einem Passivhaus, brachte also die nötige Erfahrung für das Projekt mit.
Der wichtigste Aspekt: Fossile Brennstoffe sind bei einem Passivhaus tabu. Gemeinsam mit dem Architekten haben sich die Bauherren für Erdwärme entschieden. »In 85 Metern Tiefe sind wir bei der Bohrung fündig geworden«, erzählt Heinz Windhäuser. Von Solartechnik hatte Rittershausen abgeraten: Zum einen aus ästhetischen Gründen, zum anderen hält er die Technik für reparaturanfällig. Folglich wird das Haus nun per Erdwärme beheizt, die die Fußbodenheizung speist. Wie bei allen Passivhäusern wird ferner über ein kontrolliertes Be- und Entlüftungssystem dafür gesorgt, dass so gut wie keine Wärme verlorengeht. So wird die im Haus etwa in der Küche oder im Bad entstehende warme Luft absorbiert und mittels eines Wärmetauschers der Frischluft zugeführt, erläutert Rittershausen. Um zudem die für Passivhäuser typische Dichtigkeit zu erreichen, sind die Fenster dreifachverglast, die Bodenkante mit speziellem Granulat isoliert und auch das begrünte Dach ist entsprechend gedämmt, wie Rittershausen ausführt.
Das beschert Barbara Amhofer und Heinz Windhäuser einen entsprechend niedrigen Energieverbrauch. Lediglich die Stromkosten für die Wärmepumpe fallen an – insgesamt sind es 1200 Euro pro Jahr. »Bei 200 Quadratmetern Wohnfläche sind dies 0,5 Euro pro Quadratmeter«, rechnet Windhäuser vor. Normal seien 1,20 bis 1,50 Euro Heizkosten, weiß der Immobilienspezialist.
Die niedrigen Energiekosten machen dem Paar natürlich Freude, genauso wie die Tatsache, einen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten. Allerdings mussten beide dafür in Vorleistung gehen. Rund 20 Prozent mehr mussten Barbara Amhofer und Heinz Windhäuser für ihr Passivhaus bezahlen als für eine konventionelle Immobilie. »Auf Dauer gesehen amortisiert sich das allerdings«, betont Heinz Windhäuser. Trotzdem sind gerade die höheren Anschaffungskosten der Grund dafür, dass Bauherren davor zurückschrecken, ein Passivhaus zu bauen, weiß Claus Rittershausen aus langjähriger Erfahrung. Oft haben die Leute auch Angst, in einem »zu dichten« Haus zu leben und nicht mehr lüften zu dürfen. Das können Barbara Amhofer und Heinz Windhäuser für sich entkräften. »Wir sind mit unserem Raumklima sehr zufrieden. Im Winter ist es angenehm warm, im Sommer schön kühl – und natürlich öffnen wir auch mal das Fenster, wenn uns danach ist«, sagt Heinz Windhäuser.
Der Projektentwickler und seine Frau bekommen von Freunden und Bekannten nach wie vor viele Komplimente für ihr Eigenheim. Sie würden es genau so wieder bauen. Und obwohl der Blickfang im Hans-Thoma-Weg sofort ins Auge sticht, fügt sich das Haus trotz seiner Modernität in die Umgebung ein.