Ein uraltes Menschheitsthema
Der »Tag des Flüchtlings« wurde offiziell am Freitag begangen, in Ichenheim ein ökumenischer Gottesdienst zelebriert, der sich thematisch sowohl der Flüchtlinge als auch der Einheimischen annahm.
Neuried-Ichenheim. Mit einem eindrucksvollen, bewegenden ökumenischen Gottesdienst wurde am Sonntag in der evangelischen Auferstehungskirche in Ichenheim an den »Tag des Flüchtlings« gedacht. Dabei wurde nicht nur die Situation der Flüchtlinge vor Augen geführt, sondern auch an die der Einheimischen gedacht: »Dieses Thema fordert uns heraus«, betonte der katholische Diakon Oliver Fingerhut.
Zahlreiche Besucher beider christlichen Konfessionen auch aus den umliegenden Ortschaften waren in den Gottesdienst gekommen, der vom evangelischen Pfarrer Ulrich Epperlein, dem katholischen Diakon Oliver Fingerhut und dem Netzwerk »Gastfreundschaft« gestaltet wurde.
Pantomimik zum Thema
Musikalisch gefühlvoll umrahmt wurde er mit Klavier und Gitarre von Margit und Thilo Buchberger. Mit einer Pantomime zeigten einleitend vier Frauen kurz und prägnant Beispiele für die Ereignisse, die Menschen dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen: ein Demonstrant, der für Meinungsfreiheit wird niedergeknüppelt oder ein Krieg bedroht das Leben der Menschen, ein Kind stirbt.
Diakon Fingerhut hob hervor, dass »Flucht und Flüchtlinge« Phänomene so alt wie die Menschheit seien und Gott in der Bibel immer »ein Gott für Heimatlose war«. Er verlas eine Geschichte aus dem biblischen Buch Samuel, in dem die Flucht Davids vor Saul geschildert wird. Diese Flucht sei nur gelungen, weil David Menschen fand, die ihm halfen und die ihm Zuflucht gewährten.
Pfarrer Epperlein unterstrich, dass es in diesem Gottesdienst nicht um eine Kampagne gehe, sondern darum, innezuhalten. Er führte anhand von Zitaten aus dem Buch Jesaja über die Flucht der Juden nach Babylonien auf, was Menschen fühlen, die ihre Heimat verlassen haben: Ihre Tradition und Kultur wurden in dem Land, in das sie geflohen waren, nicht akzeptiert, sie fühlten sich auch nach vielen Jahren als Fremde, konnten ihre Religion nicht ausüben. Stets hätten sie an eine Rückkehr in ihre alte Heimat gedacht.
Elke Bischoff und Karin Geiser vom Neurieder Netzwerk »Gastfreundschaft« griffen die Fragen auf, wie sich die Menschen fühlen, in deren Umgebung die Flüchtlinge untergebracht werden. Auch sie seien verunsichert, die gewohnte Routine werde unterbrochen. Oft helfe schon ein Lächeln und ein Gruß, um sich und den ankommenden Menschen – trotz Sprachschwierigkeiten, das Leben im Alltag zu erleichtern.
»Gastfreundschaft ist eine urchristliche Tugend, die auch in anderen Kulturen und Religionen ein hohes Gut ist«, betonte Elke Bischoff. Hingewiesen wurde auf das Netzwerk »Gastfreundschaft«, in dem neue Interessenten stets willkommen sind und das sich das nächste Mal am Dienstag, 30. September, um 19.30 Uhr im Gasthaus »Löwen« trifft.