Ein Zeichen des Friedens
Eine gemeinsame Erklärung der Religionsgemeinschaften »gegen jegliche Form religiöser Begründung von Manipulation, Gewalt und Terror« unterzeichneten am Donnerstagabend Vertreter von zwölf Kirchen und Gemeinschaften der Ortenau in Offenburg.
Offenburg. Die Unterzeichner wollen mit ihrer Erklärung ein Zeichen setzen, dass alle Religionen in Frieden miteinander leben können. Dieses Grundanliegen sei in Offenburg längst in die Praxis umgesetzt. »Wir versuchen auf verschiedenen Ebenen gut miteinander umzugehen«, erklärte Pfarrer Eberhard Murzko als Vertreter der Katholischen Gesamtkirchengemeinde. So werde etwa in der künftigen Seelsorgeeinheit St. Ursula der interreligiöse Dialog eine der Satzungsrichtlinien werden. Begegnungen unter den Religionsgemeinschaften fänden bereits statt, etwa bei Mahnwachen oder Gebetsstunden.
Karl Bäuerle, der die Erklärung mitverfasst und die Zusammenkunft im Haus der Alevitischen Gemeinde organisiert hat, stellte ausdrücklich fest, »dass es wichtig war, gemeinsam zu unterschreiben«. Das taten die jeweiligen Vertreter auch, nachdem sie ihre Motivation zur Unterschrift noch einmal erklärt hatten.
Keinen Hass predigen
Dekanin Jutta Wellhöner formulierte für die evangelischen Gemeinden den Dank an die Initiative. Alle Unterzeichner waren sich einig, dass gegenseitige Toleranz gewahrt werden müsse. »Wir wollen kein Gleichmachen der Religionen«, so Pfarrer Herrmann Hemmes von der Evangelischen Freikirche, »wir alle haben eine Verpflichtung, einander zu achten.« Es habe doch jeder Mensch einen Teil von der Liebe Gottes in sich, sprach Erdogan Nayir von der Alevitischen Gemeinde den Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben aus. Man dürfe keinen Hass predigen, sondern sollte diese Liebe teilen.
Man schätzt sich
Die Versammlung wurde als kleine Feierstunde zelebriert, bei der Kerzen für die Opfer des weltweiten Kriegsgeschehens entzündet wurden. Onur Erce begleitete an der Saz, einem Saiteninstrument. »Für mich war diese Einladung ein erster Schritt zum Frieden«, äußerte Ruslan Manashirov von der Jüdischen Gemeinde Emmendingen/Offenburg. »Wir haben das Gefühl, dass wir Stellung nehmen sollen«, bekräftigte Prediger Willi Tytschina von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Ali Yildirim, Vorsitzender der Türkisch-islamischen Gemeinde sah diesen Abend mit großer Freude. Es sei doch so, dass man auf der persönlichen Ebene vieles bewirken könne, man kenne und schätze sich. Das Modell einer gemeinsamen »Erklärung gegen Krieg im Namen von Religionen« konnte sich Karl Bäuerle durchaus für weitere Städte vorstellen. Da brauche es keine große Politik, da sei jeder einzelne Mensch gefragt, ganz gleich welcher Herkunft oder welchen Glaubens.
INFO: Die Teilnehmer: Alevitische Gemeinde, Alt-Katholische Pfarrgemeinde St. Mattias, Türkisch-islamische Gemeinde, Evangelische Freikirche, Evangelische Kirchengemeinde, Ezidisches Kulturzentrum, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Jüdische Gemeinde, Katholische Gesamtkirchengemeinde, Katholische Regionalstelle Ortenau und Neuapostolische Kirche, jeweils in Offenburg oder Ortenau.