»Ein Zeichen unserer Zeit«
Offenburg. »So etwas erlebt hier niemand mehr«, ist sich Matthias Bürkle, Pfarrer der Hl.-Kreuz-Kirche, sicher. Beim Titularfest weiht Weihbischof Rainer Klug aus Freiburg einen neuen Altar ein. Das letzte Mal wurde in der Kreuz-Kirche 1791 ein Altar eingeweiht.
Der neue Altar wiegt 4,5 Tonnen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger kann man ihn nicht mehr wegrollen, um den Altarraum beispielsweise für Musikaufführungen frei zu räumen. »Jesus, für den der Altar steht, lässt sich nicht einfach beiseite schieben«, erklärt Bürkle die theologische Aussage. Der Bildhauer Wolfgang Eckert hat den Jura-Kalkstein direkt im Steinbruch zu einem 1,20 mal 1,20 Meter großen Altar bearbeitet; ein relativ kleiner Tisch, aber er soll auch mit nichts an heidnische Brandaltäre erinnern. Von allen vier Seiten ist ein Kreuz zu sehen.
Dessen Längsachse hat der Künstler eingemeißelt. Die Querachse wird durch einen Spalt gebildet, der den Altar in zwei Blöcke teilt. In der Mitte liegt ein griechisches Kreuz aus Holz, von dem aber nur die Enden zu sehen sind.
Das Besondere: Das Olivenholz des Kreuzes stammt aus dem Heiligen Land. Bürkle selbst hat die Äste Anfang des Jahres dort erstanden. Allerdings nicht so einfach wie angedacht. »Wir wollten im Klostergarten ernten«, verrät er. Doch daraus wurde nichts; über Umwege und gute Kontakte gelang es schließlich, bei einem Holzschnitzer das begehrte Holz zu erwerben und es dann mit dem Flugzeug nach Deutschland zu bringen – als »Verweis auf den Ort der Heilsgeschichte«.
Der Altar soll »ein Zeichen unserer Zeit sein«, so Künstler Eckert, der bereits während des Studiums Kirchenkunst gestaltet hat. Das Kreuz werde als eindeutiges Christuszeichen für Altäre häufig verwendet, so Eckert. Aber in Offenburg steht es für noch mehr: Zum einen ist die Kirche dem Kreuz geweiht. Zum anderen, so Pfarrer Bürkle, kämen hier auch viele Menschen mit ihrem Kreuz her: In der Innenstadtkirche treffen Touristen auf Obdachlose, psychisch Kranke auf Passanten – und »jeder bringt sein Kreuz mit«.
Der bisherige Altar war ein Provisorium; bei der Renovation unter Pfarrer Klinger im Jahr 1995 entschied man aber, das Projekt neuer Altar aus
Kostengründen zurückzu-
stellen. 2007 widmeten sich dann Pfarrer, Pfarrgemeinderat und Gemeinde der Aufgabe, einen passenden Altar zu finden. Zusammen habe man auch verschiedene Altäre besichtigt, so Pfarrgemeinderatsvorsitzender Michael Glatt. Dann lud die Gemeinde drei Künstler zu einem kleinen Wettbewerb ein. Für den Vorschlag von Eckert habe man sich einhellig entschieden, weil auch »eine gute Theologie dahinter steht«.
Rund 66 700 Euro kostentder neue Altar, der neue Ambo und die neuen Sitzgelegenheiten aus Buchenholz, auf denen künftig Pfarrer und Ministranten Platz finden sollen. Rund 32 500 Euro davon finanziert die Gemeinde durch Rücklagen und Spenden, über 20 000 Euro wird ein Darlehen aufgenommen. Zudem unterstützt die Gesamtkirchengemeinde das Vorhaben mit 17 500 Euro.
Übrigens: Der »alte« Altar wird nicht ausrangiert. Er wird verkleinert und ersetzt dann den Tisch im Andachtsraum im Marienhaus, an dem bisher die Eucharistiefeier abgehalten wurde.