Eindrucksvolles Kunstwerk
400 Besucher waren am Sonntagabend in Gengenbachs Martinskirche. Zeno Peters mit einigen Musikschülern, Matthias Degott (Orgel) und Alexander Lauterwasser mit optischen Projektionen realisierten ein eindrucksvolles Konzert mit Wasserklangbildern.
Zwei Wochen vor Abschluss der Ausstellung »Wasser bewegt« im Museum Haus Löwenberg wurde dieses visualisierende Musikprojekt realisiert. Reinhard End, Leiter des Museums, dankte Pfarrer Christian Würtz für die Bereitstellung des Kirchenraums. Alexander Lauterwasser erklärte die technische Umsetzung der Musik in optische Schwingungen. Eine vertikale und eine horizontale Kamera erfassten die Schwingungen, die von einem Schallwandler optisch umgesetzt wurden.
Neun Musiker mit Zeno Peters und Matthias Degott als herausragenden Orgel-Solisten präsentieren elf Werke (17. bis 20. Jahrhundert). Zur Eröffnung spielt Peters mit seinem Schüler Valentin Grimm, Bundessieger bei »Jugend musiziert«, Bachs »Drei zweistimmige Inventionen« auf dem Altsaxophon. Umjubelter Schlusspunkt ist das Duett Orgel-Klarinette mit »Sholem – Alekhem« von Béla Kovács mit Degott und Peters. Dazwischen überzeugen je zweimal das Saxophontrio mit Dominik Bökenkamp, Joschua Trefzer und Lukas Lienhard sowie das Saxophonquartett Valentin Grimm, Timon Schenk, Antonia Gießler und Felix Bauert – alles preisgekrönte Talente aus der Musikschule Peters.
Naturgemäß muss der Besucher seine Aufmerksamkeit zwischen Spektakel auf der großen Leinwand vor dem Hochaltar und Klangeinheiten aus dem rechten Chorraum oder der Empore teilen. Mancher schließt manchmal die Augen, um sich ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Beidem gerecht zu werden, den vorzüglichen akustischen Interpretationen der Musiker und den oft bläulich schimmernden Formationen auf der Leinwand, erfordert höchste Konzentration.
Perspektivische Aufnahmevariationen erzeugt Lauterwasser durch Einsatz der Kameras. Überwiegend bedient er sich der vertikalen Perspektive. Schnell rotierende Kreise saugen den Blick auf. Eigenartige Kristallstrukturen, die sich kurz zu geometrischen Figuren wandeln konnten, bieten dem Religiösen in diesem sakralen Raum gar Assoziationen zur göttlichen Allmacht. Ist man in der ersten Konzerthälfte gespannt auf immer neue Bilder von lodernden Ballungen und explosiven Driftungen oder Formationen wie dichten Fischschwärmen oder mikroskopischen Aufnahmen von Viren, gleichen sich die Bilder mit zunehmender Dauer. Als kontemplativ harmonisches Gesamtwerk erweist sich das Orgelsolo »Konturen«, Eigenkomposition von Degott. Während die Orgel dumpfe Klangwellen wie entferntes Hubschraubergrollen erzeugt, oszilliert die Lichtscheibe auf der Leinwand in kalter Bläue. Ein Perspektivenwechsel, schon wallen weiche Wellen über die Leinwand. Helle Punkte irrlichtern auf der ausbreitend fließenden Fläche. Von Lauterwasser eingebrachte Goldfarben erinnern an den leuchtenden Herbst.
Zum Finale vermittelt die Vertikalkamera schwarz rotierende Kreise. Erinnerungen an das idealisierte Planetensystem des kopernikanischen Weltbilds werden wach. Zwei weitere Orgelsoli und Duette zwischen Orgel und dem virtuosen Klarinettisten Peters komplettieren das Programm. Langer Schlussbeifall belohnt Künstler und Inszenierungskonzept.