Offenburg

Eine Geschichte, die berührt

Ursula Groß
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05. September 2015

Der Historiker Martin Ruch hat schon mehrere Bücher über das jüdische Leben in Offenburg veröffentlicht. Sein neuestes beschäftigt sich mit Julius und Berta Stern. ©Archivfoto: Ulrich Marx

Mit seinem neuen Buch »Kaddisch für Julius und Berta Stern« erinnert der Historiker und Autor Martin Ruch an jüdische Bürger aus unserer Region. Es erscheint pünktlich zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur, der morgen begangen wird.

Einer der Offenburger Schüler von Julius Stern war der Hotelierssohn Karl-Otto Schimpf vom Gasthaus »Sonne«, der von 1891 bis 1974 lebte. Er erinnerte sich in seinem Memoiren mit liebevollem Respekt an Julius Stern, »den kleinen jüdischen Lehramtspraktikanten«. Es war eine Schlüsselszene für den Historiker Martin Ruch, als er sein neues Buch »Kaddisch für Julius und Berta Stern« verfasste. Aus dem Praktikanten am Humanistischen Gymnasium, dem heutigen Grimmelshausen-Gymnasium, war um 1900 Professor Julius Stern geworden, der mit Ehefrau Berta, geborene Schnurmann, nach  Baden-Baden zog, wo er als Altphilologe unterrichtete, später als Direktor wirkte, dokumentiert Ruch.

Ein Fortsetzungsprojekt
Das Haus in Baden-Baden aber wurde die Sterbestätte der Eheleute Stern. Heute erinnern sogenannte Stolpersteine mit der Gravur »Gedemütigt, entrechtet, Flucht in den Tod – 17. August 1942« an das Schicksal zweier Menschen, die einst Bürger der Stadt Offenburg waren. Martin Ruch setzt nicht nur mit diesem Buchprojekt die Kultur des Erinnerns fort. »Es ist und war mir Anliegen, den Opfern des Nationalsozialismus einen Namen zu geben«, betont er. 

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Bereits seit dem Jahr 1987, damals fungierte Martin Ruch als Leiter des Ritterhausmuseums, hatte er die Geschichte des Salmen, ehemals jüdische Synagoge, aufgeschrieben. Weitere Dokumentationen, Aufsätze und Bücher über die einst blühende jüdische Gemeinde der Stadt folgten. Sie sind weltweit in allen relevanten Bibliotheken und Archiven, sowie im israelischen Yad Vashem, Holocaust-Gedenkstätte, gelistet. Es ist ein unschätzbarer Quell für die heutige Generation, den Spuren eines durch die Shoa fast vollständig ausgelöschten jüdischen Lebens nachzugehen. Immer wieder gebe es Anfragen aus aller Welt, die nach ihren Vorfahren im Badischen suchten, sagt Ruch.

»Kaddisch für Julius und Berta Stern« ist als Lebensgeschichte lesbar, sorgfältig mit Dokumenten und Zeitzeugenberichten ergänzt. Wie immer sei die Recherche langwierig, aber erfolgreich abgeschlossen worden, schildert Ruch. Es ist allerdings nicht ein Nachbericht, vielmehr rührt die menschliche Tragödie an: Zwei Menschen, die mit Offenburg und Baden-Baden in besonderer Weise verbunden waren, hochgebildet, zum Teil literarisch tätig, durchlitten die Gewissheit, dass es in einem kulturell gesegneten Land, wie Deutschland, keine Rettung mehr für sie geben konnte. Einer angekündigten Deportation  nach Auschwitz oder Theresienstadt entzogen sie sich durch ihren Freitod. »Ich verstehe das Kaddisch, das jüdische Totengebet, nicht im strengrituellen Sinne, sondern als Übertragung eines Erinnern Wollens«, erklärt Autor Martin Ruch den Buchtitel.

HINWEIS: »Kaddisch für Julius und Berta Stern« von Martin Ruch ist in den Offenburger Buchhandlungen erhältlich (Preis: 15 Euro).

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