Eine wichtige Investition in die Leselust der Kinder
Eine Woche lang drehte sich in der Mörburgschule alles ums Lesen. Lesepaten stellten Bücher vor, Schülerinnen und Schüler kauften und verkauften ihre eigenen Bücher. So will die Schule eine alte Kulturtechnik in den Vordergrund rücken.
Die ganze Woche war es ums Lesen und Vorlesen gegangen – am Freitag aber kam der Höhepunkt: der Vorlesetag. Hier erlebten die Schülerinnen und Schüler der vier Klassen an der Mörburgschule das Buch gleichsam lebendig: 16 Vorleserinnen und Vorleser, Privatleute und ehemalige Kollegen, saßen in den verschiedenen Klassenräumen und in zwei Räumen der Mörlekids und lasen aus Büchern vor: Lesezeit. Zwischen den einzelnen Stationen wuselten die Kinder über die Gänge.
Kinder unterwegs
Die Kinder der ersten zwei Klassen ließen sich vom jeweiligen Angebot in den Räumen überraschen, erklärt uns Lehrerin Sylvia Gsell-Reith. Die Dritt- und Viertklässler durften sich in Listen eintragen, wann sie welche Bücher vorgelesen bekommen wollten. Ein Wechsel war immer drin und auch gewünscht, wie Rektor Martin Wunderle erläutert. »Wir wollen den Leseprozess fördern«, gibt er das pädogogische Ziel aus und damit die Fantasie anregen. Wer das als Kind einmal kennengelernt habe, der könne immer wieder darauf zurückgreifen. Alle werden das heutzutage nicht tun, aber manche doch.
Viel Arbeit
Sylvia Gsell-Reith sieht das so ähnlich. Sie organisiert die Lesewoche seit drei Jahren. Das bedeutet einiges an Arbeit, sechs Wochen vorher geht die intensive Phase los.
An den einzelnen Vorlesestationen erfahren die Kinder viel über das Buch und manches über Autor/Autorin. Was Sylvia Gsell-Reith aber für ebenso wichtig hält, ist der Flohmarkt. Der entsteht im zweiten Teil des Vormittags auf den Schulbänken.
Die Kinder haben von zu Hause das mitgebracht, was sie verkaufen wollen – an Büchern und an Spielen. Sylvia Gsell-Reith sieht darin einen weiteren Lerneffekt: Welche Bücher will ich verkaufen? Wie gestalte ich den Preis? Wie präsentiere ich sie? Wie handele ich? Sylvia Gsell-Reith: »Die Kinder lernen dabei das Verkaufen.«
Danach ist noch eine Stunde Zeit, in der sich die Käuferinnen und Käufer mit ihren neuen Errungenschaften beschäftigen dürfen. Das hat zwei Gründe: Wenn sie etwas an einem Spiel nicht verstehen, können sie noch den Verkäufer fragen. Und sollte ein Teil fehlen, können sie reklamieren. Die Gemeinde unterstützt die Aktion übrigens tatkräftig, wie uns Sylvia Gsell-Reith berichtet: Denn jede Lehrerin und jeder Lehrer kauft sich an den Tischen der Kinder Bücher für die Klassenkassen. Für 20 Euro jeder – und die spendiert die Gemeinde Schutterwald; eine Investition in die Leselust.