Er dichtete das »Tunnel-Lied«
Am morgigen Freitag wird Gustav-Adolf Reiche 85 Jahre alt. Unzählige Schüler unterrichtete der Verfasser des »Tunnel-Liedes« der BI Bahntrasse am »Grimmels« in den Naturwissenschaften.
Offenburg. Geboren wurde Gustav-Adolf Reiche am 3. April 1930 im niederländischen Rotterdam. Ihre jeweiligen Berufe hatten die beiden Großväter von Gustav-Adolf Reiche, den katholischen aus Bayern und den protestantischen aus Sachsen, nach Holland geführt. Sein Vorname hat in der Familie seines Großvaters väterlicherseits in Erinnerung an den »Retter des deutschen Protestantismus« aus dem dreißigjährigen Krieg Tradition. »Ich bin der siebte oder achte dieses Namens«, schmunzelt der Jubilar.
Dass seine Memoiren den Titel »Oorlog« tragen, ist kein Zufall: Bis zum elften Lebensjahr, als die Nationalsozialisten darauf bestanden, dass die Kinder deutscher Familien auch die deutsche Schule besuchen mussten, war Niederländisch die erste Sprache von Gustav-Adolf Reiche und seinen beiden Geschwistern. Mit den Worten »Oorlog, het is Oorlog« (»Krieg, es ist Krieg«) weckte der Vater den Jungen, als Rotterdam 1940 bombardiert wurde.
Nach dem Krieg besuchte Gustav-Adolf Reiche das Alte Realgymnasium in München, wo er 1950 das Abitur ablegte. Dem Einfluss seines »hochverehrten« Lehrers Friedrich Schuh war es zu verdanken, dass der junge Mann »unbedingt Lehrer werden wollte«. Dass die Naturwissenschaften, nämlich Biologie, Chemie und Geografie seine Fächer wurden, lag schlicht daran, dass sein Deutsch zu diesem Zeitpunkt noch nicht perfekt war. 1956 wurde Reiche Studienreferendar an der Gisela-Oberrealschule in München und heiratete Gilda Mantschke, die genau die gleichen Fächer wie er studierte und nach der Geburt der fünf Kinder des Ehepaares am Kloster Unserer lieben Frau unterrichtete. Der Tod seiner Frau 2005 hinterließ eine Lücke im Leben von Gustav-Adolf Reiche.
Dass die Familie nach Offenburg zog und Gustav-Adolf Reiche 1958 ans Grimmelshausen-Gymnasium kam, war Zufall. »Ich hatte alle Oberschulämter angeschrieben, und am »Grimmels« schied ein Lehrer mit genau meinen Fächern aus, als meine Bewerbung auf dem Tisch lag.« 1994 ging Gustav-Adolf Reiche, der seit 1978 auch den Referendarsprüfungen im Fach Biologie vorsaß, in Pension.
In den Iran gereist
Nach seiner Meinung zum Karussell der Schulreformen gefragt, stellt er klar: »Ich bin ja schon vor vielen Jahren ausgeschieden und kann nur für die Zeit bis 1994 sprechen. Dass die Naturwissenschaften Leistungsfächer wurden, habe ich sehr begrüßt. Bezüglich der Naturwissenschaften herrscht immer noch eine unglaubliche Unwissenheit, die mich in Erstaunen versetzt.« Bis heute lässt Gustav-Adolf Reiche nicht in seinem Bemühen nach, diesen Missstand zu verringern. So lässt er es sich nicht nehmen, bei Reisen, etwa nach Jordanien und dem Iran in den letzten Jahren, über die geologischen Gegebenheiten der Länder zu referieren.
Daneben engagiert er sich für die BI Bahntrasse und hat für diese das »Tunnel-Lied« auf die Melodie »Auf de Schwäb’sche Eisebahne« geschrieben. Sein Vorbild, sagt Gustav-Adolf Reiche, sei Augustinus. Dessen Grundsatz »in necessariis unitas« (»In wichtigen Dingen Einigkeit«) habe sich für die BI Bahntrasse und Offenburg glänzend bewährt.