Er hat 5000 Menschen schöne Ecken gezeigt
Auf den Sattel, fertig, los: Der Offenburger »Radlerpapst« Werner Vetter hat bei seinen 273 Fahrradtouren viel erlebt. Obwohl der 80-Jährige vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitten hat, hält ihn das nicht davon ab, sich weiter für den Radverein zu engagieren.
Seine Anekdoten und Abenteuer füllen ein ganzes Buch – Werner Vetter ist in der Offenburger Radsportszene ein ganz Großer. In den 1990er-Jahren kam der Spitzname »Radlerpapst« auf, »und der bin ich bis heute geblieben«, sagt der 80-jährige Offenburger. 13 000 Kilometer hat er seit 1990 zurückgelegt und knapp 5000 Radler nicht nur durch die Region geführt. Seine Fahrradtouren waren beliebt: 273 organisierte und führte er, alles hat er genau dokumentiert. »Ich war mehr unterwegs als daheim«, sagt er und lacht. »Die Erinnerungen wiegen schon.«
Auch heute noch würde er im Sattel eines Drahtesels sitzen, wäre da nicht ein Schicksalsschlag vor fünf Jahren gewesen. Ein Schlaganfall. Er war halbseitig gelähmt. Inzwischen kann er sich wieder zwischen Rollator und Rollstuhl bewegen. »Es hat mich niedergemäht.« Doch das hält ihn noch lange nicht auf, sich weiter für den Radsport zu engagieren. »Da mit dem Rad nichts mehr geht, bleibt immer noch die Vereinsarbeit. Da kann man viel bewegen und die Jugend unterstützen.« Die Jugendarbeit sei ihm immer wichtig gewesen. Von 2003 bis 2015 war er Vorsitzender des Radsportvereins (RSV) Offenburg. Heute noch hat er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Radsports im Bezirk 4 Offenburg/Baden-Baden/Rastatt des Badischen Radsportverbands inne.
Ideen vorangetrieben
Er hat viel bewegt, neue Ideen und Projekte vorangetrieben. »Wenn man sich wählen lässt, muss man das Ehrenamt auch würdigen und sich einbringen«, sagt er. Vetter war immer mittendrin: 28 Jahre Offenburger Fahrradsommer, Radlernotdienst oder »Tour de Ländle«. Alles ehrenamtlich. Er war in Sachen Fahrrad Ansprechpartner für jeden. Sein Steckenpferd waren Radtouren nach Straßburg und ins Elsass. »Ein Mal hatte ich in Straßburg 52 Teilnehmer. Das war eine Kette von zwei Kilometern! Verloren habe ich aber niemanden.«
Er erinnert sich an Fahrten mit dem Bus nach Mecklenburg-Vorpommern, um dort eine Tour zu leiten – zu einer Zeit, als es noch keine Radanhänger gab. »Wir haben einen Bus ausgeräumt, Sitze rausgemacht und die Fahrräder gestapelt.« Besonders abenteuerlich seien die Fahrten um den Chiemsee gewesen. »Platten ohne Ende, und meistens hat’s geregnet.« Auch an seine Mitreisenden erinnert er sich. »Man fährt nicht nur in der Gegend rum! Dahinter steckt viel Arbeit«, betont er.
2016 konnte die 300. Radtour gefeiert werden. Zwar war er nicht mehr als Führer dabei, aber er hatte die 300. Tour immer im Blick. In diesem Jahr wird es wohl keine Radtour vonseiten des Vereins mehr geben. »Der Offenburger Fahrradsommer von unserem Verein wird sterben. Wir haben niemand mehr, der die Führungen macht«, sagt er wehmütig.