Erdrutsch an mehreren Stellen
»Wasser bewegt«, heißt die neue Sonderausstellung im Gengenbacher Löwenberg-Museum, die am Samstag im Trockenen eröffnet wurde. In der Nacht zuvor hatten starke Regenfälle sogar Erdmassen in Reichenbach bewegt und hohe Flurschäden angerichtet.
Gengenbach. In der Nacht auf Samstag sorgten Gewitter und Starkregen in Gengenbach, vor allem Reichenbach, für etliche Schäden. Gegen 22.30 Uhr wurden die Feuerwehr-Abteilungen Gengenbach und Reichenbach alarmiert.
Die Gengenbacher Wehr musste Wasser aus der Unterführung der »Nordspange« abpumpen, die kurzzeitig gesperrt war, dazu in der nahen Kläranlage, wo der Reichenbach ebenso Kellerräume unter Wasser setzte wie die Sportanlage des FC Ankara. Die Haigerach wiederum beschädigte die Baustelle im Oberdorf, wo derzeit ein langer Straßenabschnitt am Bach entlang saniert wird. Mit Bauhofmitarbeitern und einem Schaufellader konnte laut Kommandant Bernhard Frei gerade noch verhindert werden, dass der Bach – wie zuletzt 1988 – über die Ufer trat. Mitgerissene kleine Bäume, Äste und Unrat hatten sich an der Baustelle so verkeilt, dass der Wasserschwall die gesamte Baustelle flutete und einige Bereiche zerstörte. 20 Feuerwehrmänner hatten mit vier Fahrzeugen insgesamt 25 Einsätze.
In Reichenbach rückte die Wehr mit 23 Mann und drei Fahrzeugen aus. »Im Mittelbach wurden 130 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von zweieinhalb Stunden gemessen«, betonte Abteilungskommandant Franz Braun, »im Schwärzenbachtal waren es 127.« Und dort habe es gegen 1.30 Uhr auf dem Sester-Hof »gekracht«, erklärte Josef Sester. Denn ein Erdrutsch drückte sogar die Wand des früheren Schlachthauses auf dem Sester-Hof im Schwärzenbachtal ein.
Da zwischen Hang und Gebäude noch ein Hühnerstall ist, kamen fünf Hühner ums Leben, die anderen zehn samt Gockel mit dem Schrecken davon. Die Familie Sester veranstaltet bekanntlich am 6. September ihr drittes Rockfest auf dem Oberen Schwärzenbachhof mit der Zöller-Band um Bap-Schlagzeuger Jürgen Zöller. »Über uns trafen sich zwei Gewitter«, so Sester, der mit seiner Familie bei Sturm »Lothar« an Weihnachten 1999 rund 20 Hektar Wald verloren hat. Im Schwärzenbachtal, dem kürzesten der Reichenbacher Täler, rutschten an etlichen Stellen Erdmassen ab.
Im Sondersbachtal rutschte sogar ein großes Stück Hügel aus den Reben-Terrassen des Weinguts Huber. Die Feuerwehr war die ganze Nacht über im Einsatz, um vor allem jene fünf Stellen entlang der Talstraße abzusichern, wo der Reichenbach, der beim Gasthof »Rössle« nahe beim Rathaus über die Ufer trat und Keller flutete, Randstreifen abspülte. Da Brauns Stellvertreter Roland Wußler seinen Schaufellader und zwei weitere Kameraden ihren Traktor mitbrachten, konnte ein Bachwehr freigebaggert und Geröllmassen rasch entfernt werden.
Alle 18 Jahre
Im Laufe des Samstags musste die Feuerwehr einen umgestürzten Baum vom Vogelsangweg entfernen. Ortsvorsteher Markus Späth, für den es ebenfalls eine kurze Nacht war, erinnerte sich an ähnliche Hochwasser 1996 und 1978 – also jeweils im Abstand von 18 Jahren.