Erste drei Flüchtlingsfamilien ziehen in die "Sonne"
»Das haut uns nicht um!«, machte Zell-Weierbachs Ortsvorsteher Willi Wunsch am Dienstag bei der Infoveranstaltung zur Flüchtlingsunterbringung im ehemaligen Gasthaus »Sonne« deutlich. Gestern zogen die ersten drei Familien ein, insgesamt gibt es in der »Sonne« 19 Plätze.
Umfassend informierte die Ortsverwaltung Zell-Weierbach am Dienstag über die Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen Gasthaus »Sonne«. Etwa 60 Bürger waren gekommen, um sich im Heimatsaal der Winzergenossenschaft über die gestern begonnene Unterbringung von Flüchtlingen, es zogen drei Familien ein, im Ortsteil zu informieren. Ortsvorsteher Willi Wunsch formulierte bei dieser Gelegenheit seine eigene Version von Angela Merkels inzwischen sprichwörtlichem »Wir schaffen das«: »Das haut uns nicht um!«, ermutigte er die Zeller, sich der Herausforderung zu stellen.
Er berichtete von einem Besuch mit einer Kreistagsdelegation in Brüssel Anfang des Monats. Sehr enttäuscht seien er und seine Kollegen gewesen, wie »wenig Solidarität innerhalb der EU« sie dort angetroffen hätten.
Er als Ortsvorsteher fühle sich »für die zu erwartenden Flüchtlinge genauso verantwortlich wie für alle anderen Bürger«. Wunsch rechnete vor: Maximal 19 Flüchtlinge in der »Sonne« auf mehr als 3500 Einwohner seien »weniger als ein Prozent der Bevölkerung – das wird uns nicht aus dem Ruder werfen!«
Boris Klatt, als Abteilungsleiter Zentrales Bürgerbüro bei der Stadtverwaltung Offenburg für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig, erläuterte zunächst, wie es in den vergangenen Wochen zu Engpässen habe kommen können: »Das Problem ist der sprunghafte Anstieg der Zahlen.«
Für sechs Monate
In Zell-Weierbach geht es um kleinere Zahlen, präzise um bis zu 19 Personen, die in den sieben zu kleinen Wohnbereichen umgebauten früheren Gästezimmern untergebracht werden können und zusammen eine Gemeinschaftsküche und -waschküche nutzen. Fürsechs Monate wurde der Mietvertrag geschlossen, mit Option auf Verlängerung. Für jede Einheit stehen ein Betreuer, ein Heimleiter und ein Hausmeister zur Verfügung, im Fall der »Sonne« mit ihrer geringen Belegung natürlich nichts ausschließlich für diese Einheit.
Lehrer gesucht
Um die erweiterte Betreuung im Alltag will sich die Flüchtlingshilfe Rebland kümmern. Heribert Schramm nannte als Beispiel von Ehrenamtlichen erteilte Deutschkurse, für die noch qualifizierte Lehrer und auch geeignete Räume gesucht würden. Auch mit der Schule, Kindergärten und Vereinen habe man schon gesprochen. Judith Graf-Renner stellte das System der Kleiderspenden vor, die die Flüchtlingshilfe Rebland direkt koordinieren werde. Sie bat, nicht mit Kleiderspenden bei der »Sonne« zu klingeln – sie und ihre Helfer würden den genauen Bedarf der einzelnen Personen ermitteln und könnten daher gezielt eine Vorauswahl treffen.
Gerhard Hund machte darauf aufmerksam, dass es der Flüchtlingshilfe nicht nur um die Erstunterbringung geht. Es würden auch Wohnungen für die Anschluss-Unterbringung nach der Anerkennung als Asylberechtigter gesucht. Hier koordiniert das Landratsamt Angebot und Nachfrage (• 07 81 /8 05 90 31).
Boris Klatt ermutigte zum zwanglosen Kontakt: »Reden Sie doch einfach mit den Leuten, wenn Sie sie im Supermarkt oder auf der Straße treffen.«