Offenburger Schullandschaft wird neu aufgestellt
Mitte März soll Offenburgs neue Schullandschaft in Stein gemeißelt sein. In einem breiten Beteiligungsprozess werden derzeit die Parameter ermittelt. Schulbürgermeister Hans-Peter Kopp stellte am Montag im Gemeinderat den Zwischenstand vor. Von Anfangs elf Modellen sind noch drei im Rennen.
Der Rückgang der Schülerzahlen und die sich ständig ändernden Vorgaben der Landesregierung zwingen die Stadt dazu, die Offenburger Schullandschaft neu aufzustellen. Galt unter Schwarz-Gelb noch die Werkrealschule als Nonplusultra, favorisierte Grün-Rot zunächst die Gemeinschaftsschule, um vor Kurzem wiederum auch die Realschule wieder zu stärken. Die Halbwertszeit der Vorgaben aus Stuttgart sei nicht allzu lang, bekannte Bürgermeister Hans-Peter Kopp vor dem Gemeinderat.
Vor diesem Hintergrund ist es für die regionalen Schulträger nicht leicht, eine neue Schullandschaft zu modellieren. Denn die Einhaltung der bildungspolitischen Vorgaben aus Stuttgart wird mit zusätzlichen Deputaten und anderen Wohltaten belohnt. Erschwerend kommt die Unwägbarkeit hinzu, dass sich im Falle eines Regierungswechsels bei der Landtagswahl im Frühjahr 2016 schon wieder die Rahmenbedingungen ändern könnten.
Mit einem intensiven Beteiligungsprozess versucht die Stadt deshalb, die Umgestaltung der Schullandschaft auf möglichst stabile Füße zu stellen. So gab es bereits drei öffentliche Veranstaltungen, Beratungen mit dem Gesamtelternbeirat, den Schulleitern sowie Vertretern der Stadtteil- und Familienzentren.
Die Ausgangslage war, dass alle sechs Offenburger Werkrealschulen bereit waren, Gemeinschaftsschule zu werden, während die beiden Realschulen auf ihren Fortbestand pochten. Unangetastet von der Neuordnung sind die Gymnasien, die in Offenburg laut Kopp einfach gut funktionieren.
Auf dieser Grundlage hat die Stadt elf Modelle erstellt, wie die künftige Schullandschaft der Region Offenburg, Durbach, Ortenberg und Hohberg aussehen könnte. Nachdem die Landesregierung durch ihren Beschluss vom 20. November die Realschulen gestärkt hat, ihnen mehr Deputate zuteilen und dort auch den Hauptschulabschluss möglich machen will, haben Astrid-Lindgren-Schule und Sommerfeldschule Windschläg-Weier ihre Beschlüsse revidiert, wie Kopp berichtete: Sie wollen Werkrealschule bleiben. Aus Sicht der Lindgren-Schule mache es keinen Sinn, am Schulstandort Nordwest in Konkurrenz zur Theodor-Heuss-Realschule zu treten, erläuterte Kopp.
Durch diesen Rückzug sind wiederum nur noch drei der ursprünglich elf Modelle möglich. Tendenziell herrsche Einigkeit, dass der Gemeinschaftsschulstandort Hohberg gesetzt sei, auch für die Eichendorffschule gebe es ein »tendenzielles Ja«. Zu klären gilt es nun, ob es in Offenburg künftig zwei oder drei Gemeinschaftsschulstandorte geben soll. Das Problem: Nach dem Wegfall der Grundschulempfehlung gebe es kaum eine Steuerungsmöglichkeit und man wisse nicht, auf welches Pferd die Eltern setzen: die neue Gemeinschaftsschule oder die vertraute Realschule (mit weniger Nachmittagsunterricht).
Als »mutigstes Modell« bezeichnete Kopp die Variante zehn. Die würde aber den Umzug der Erich-Kästner-Realschule in das Monschgebäude bedeuten. Am Standort in der Oststadt könnte dann eine komplett neue Gemeinschaftsschule entstehen. Die Variante neun wiederum wäre laut Kopp »relativ einfach umsetzbar«, zeichne sich aber nicht durch besondere Innovationskraft aus. Sie sieht im Gegensatz zu den anderen Modellen nur zwei statt drei Gemeinschaftsschulen vor. Jede Variante habe »einen kleinen versteckten Pferdefuß«, fasste Kopp zusammen.
Am 11. März soll sich der Schulausschuss, am 23. März der Gemeinderat für das finale Modell entscheiden. Denn die Anträge auf Bildung von Gemeinschaftsschulen müssen bereits am 1. Juni in Stuttgart vorliegen. OB Edith Schreiner wünscht sich vor allem eines: »Etwas Ruhe täte den Schulen gut.« Derzeit würde eine Nachricht von der anderen überholt – und das Ganze auf dem Rücken der Schulen ausgetragen.
HINWEIS: Die elf Modelle werden detailliert auf www.offenburg.de (Button Bildung) vorgestellt. Außerdem werden in der ausführlichen Präsentation die Eigenschaften der Gemeinschaftsschule und der neuen Realschule erklärt.