Facebook löscht falsches "Jugendzentrum Kessel"-Profil
Seit einiger Zeit kommentierte das "Jugendzentrum Kessel" auf der Facebook-Seite der Mittelbadischen Presse und fiel dabei teils mit rassistischen Bemerkungen auf. Wie sich herausstellte, stand hinter diesem Profil nicht der echte "Kessel". Auf Initiative der Mittelbadischen Presse prüfte Facebook diesen Fall noch einmal und sperrte das falsche Jugendzentrum.
Ein Kommentar auf der Facebook-Seite der Mittelbadischen Presse, in dem ein User durch vorurteilsbehaftete und teils rassistische Aussagen auf sich aufmerksam machte, ließ die Online-Redaktion in dieser Woche stutzig werden. Der Kommentator hatte den Namen "Jugendzentrum Kessel". Eine komische Einstellung für ein Jugendzentrum, das als eher links-liberal orientiert gilt, dachte sich die Online-Redaktion und forschte nach.
Der angesprochene Post war nicht der erste, mit dem das "Jugendzentrum Kessel" auffiel. Zuvor postete es eher zu dem Thema "Drogen" und plädierte stets für die Legalisierung von Marihuana und Cannabis. Das war zwar auch oft grenzwertig, könnte aber noch als einigermaßen passend für ein links-liberales Jugendzentrum gelten. Der angesprochene fremdenfeindliche und vorurteilsvolle Post fiel aber zu sehr auf, um ihn zu ignorieren.
"Falsches Jugendzentrum"
Wie sich bei der Recherche schnell herausstellte, ist die Seite "Jugendzentrum Kessel" nicht die offizielle. Die wirkliche Seite nennt sich auf Facebook "Juze Kessel" und ist seit geraumer Zeit damit beschäftigt, immer wieder auf das gefälschte Profil hinzuweisen. "Vor zwei Jahren ist uns zum ersten Mal aufgefallen, dass es dieses falsche Jugendzentrum-Profil gibt", sagt Michael Meier, ein Mitarbeiter des "Kessel". Danach habe es ein, zwei Jahre keine weiteren Posts mehr gegeben, ehe das falsche Profil vor etwa einem dreiviertel Jahr wieder auffällig geworden sei.
"Wir müssen uns permanent rechtfertigen und klarstellen, dass das nicht unsere Meinung ist, die dort vertreten wird", erzählt Meier. Hinter dem falschen Profil vermuten er und seine Kollegen eine Einzelperson, die ihre politischen Ansichten verbreiten will oder alte Konflikte mit dem "Kessel" wieder aufwärmen möchte. Aber auch eine Gruppe von mehreren Leute sei möglich.
Bei Facebook melden
Der richtige "Kessel" hat die Möglichkeit, den Betrug bei Facebook anzuprangern. Dort gibt es die Möglichkeit Benutzer zu melden und diese gegebenenfalls sperren zu lassen: "Das haben wir vor einem halben Jahr gemacht, bislang aber ohne Erfolg", sagt Meier weiter. Tatsächlich sei dies die einzige Möglichkeit, die Facebook hat, bestätigt ein Sprecher der Social-Media-Plattform. Generell sei es so, dass jede Meldung vom "Community Operations Team" in der jeweiligen Sprache geprüft werde. Anschließend werde die passende Maßnahme ergriffen. Dass es bei der Fülle an gemeldeten Posts ab und zu vorkommen kann, dass Meldungen durch das Raster fallen, könne leider passieren, wie der Facebook-Sprecher sagt.
Neben dem Melden einer Seite bei Facebook kann das Jugendzentrum und jeder Betroffene zusätzlich Anzeige bei der Polizei erstatten, obwohl es nach Angaben der Offenburger Rechtsanwältin Bettina Wilmes eine Straftat „Internetdiebstahl“ so (noch) nicht im Strafgesetzbuch gebe.
"Nicknapping"
Aber: "Identitätstäuschungen im Internet können strafrechtlich relevante Tatbestände, wie Betrug durch Rufschädigung, Urkundenfälschung, Fälschung beweiserheblicher Daten, falsche Verdächtigung gegeben sein. Diese Straftaten können je nach Einzelfall mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu 5 Jahren geahndet werden." Das Vorgeben einer fremden Identität nennt sich "Nicknapping". Dies alleine sei aber nicht strafbar. Erst, wenn im Namen der fremden Identität gehandelt wird, liegt ein Straftatbestand vor.
Wie Wilmes desweiteren erläutert, können Opfer von Identitätsdiebstahl im Internet neben der strafrechtlichen Verfolgung auch zivilrechtlich gegen den Täter vorgehen - etwa durch Abmahnung, Unterlassungsklagen und/oder Forderung von Schadensersatz und Schmerzensgeld, wenn eine Persönlichkeitsrechtsverletzung vorliegt. Dies müsse im Einzelfall geklärt werden.
Eine Anzeige wird von jeder Polizeidienststelle entgegengenommen, wie Kriminaloberkommissarin Nicole Jäger sagt. Gut sei es, wenn der beanstandende Sachverhalt noch im Internet zu sehen sei. Für die Sicherung rechtsradikaler oder rassistischer Posts hat jede Polizeidienststelle nach Jägers Angaben einen eigenen Internetrechner bekommen. Sofern eine Seite aber bereits gelöscht sei, bestehe keine Möglichkeit, diese wieder aufzurufen. Zuständig für rechtsradikale oder rassistische Delikte ist der Staatsschutz der Kriminalpolizei.
Für den "Kessel" hat das Rechtfertigen und Richtigstellen auf Facebook seit Freitag ein Ende. Auf Initiative der Mittelbadischen Presse hat Facebook den Fall noch einmal geprüft und das "Jugendzentrum Kessel"-Profil gelöscht.
Informationen zum Führen eines authentischen Kontos bei Facebook
Facebook verlangt von seinen Nutzern den Klarnamen. Wer bislang nicht seinen richtigen Namen angegeben hat, könnte bald eine Nachricht inklusive einer Aufforderung nach der Änderung des Namens von Facebook erhalten. Ein Sprecher der Plattform begründet diese Forderung wie folgt: "Wenn jeder seinen authentischen Namen verwendet, weiß man immer, mit wem man sich verbindet. Das macht es nicht nur einfacher, die Personen zu finden, die man sucht, sonder es trägt zur Sicherheit der Gemeinschaft bei. Das Verwenden von authentischen Namen auf Facebook schützt somit die Privatsphäre und Sicherheit der Menschen, weil sie so genau wissen, mit wem sie sich verbinden und Informationen teilen.
Weitere Informationen gibt es unter: http://tinyurl.com/pxqeh4r
Wie melde ich ein Profil bei Facebook?
Wenn man auf Facebook auf einen Kommentar stößt, den man für beleidigend, rassistisch oder sonst nicht der Netiquette Facebooks entsprechend hält, hat man die Möglichkeit, dies zu melden. Über den entsprechenden Button auf dem Kommentar ist dies zu bewerkstelligen. Facebook hat für die Kommentare einen Rund-um-die-Uhr-Service eingerichtet. So gibt es es vier Teams, auf der ganzen Welt, die sich um die Überwachung der Kommentare kümmern. Es gibt das Sicherheitsteam, das Team für Hass und Belästigung, das Zugriffsteam und das Team für missbräuchliche Inhalte.
Weitere Informationen finden sie hier: http://tinyurl.com/ne4zr2p