Offenburg
Fans stillten die Lust nach alten Karossen
Burkhard Ritter
23. Juni 2002
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Es ist nicht nur die Freude an Ästhetik, Design und der Genuss am »Autofahren pur«, die die Oldtimer-Fan-Gemeinde eint, sondern auch der stetige Wertzuwachs der alten Gefährte. Die RegioMotoClassica auf dem Offenburger Messegelände war am Wochenende Eldorado für Oldtimer-Liebhaber.
Offenburg. Besucher streicheln liebevoll über Karosserien, Benzingeruch liegt in der Luft und in einer der Hallen erklärt gerade einer der 93 Aussteller einem potenziellen Kunden, wie er an den 45 Jahre alten Jaguar XK gekommen ist.
Die Leidenschaft für alte Autos teilen die Besucher der Offenburger RegioMotoClassica mit vielen Oldtimer-Liebhabern - epidemisch hat sich die Lust an der Reanimation fast verrotteter Vehikel ausgebreitet. Kein Wunder, dass auf Messen wie in Offenburg die Schönheit vergangener Design-Epochen und die Fortbewegung in Fahrzeugen bewundert wird. »Hier geht noch alle Macht vom Fahrer aus - ohne Bevormundung durch Stabilitätskontrolle, ABS und Servolenkung«, erklärt ein Unternehmer aus Emmendingen, der sieben Oldtimer zu Hause hat und auf Messen wie in Offenburg immer wieder nach Ersatzteilen Ausschau hält.
Eigenartige Faszination
»Autofahren pur«, so bezeichnet Reinhard Müller von der Oldtimer-Galerie in Gundelfingen die Faszination. Dass der Großteil der Besucher eher zum Bummeln aufs Messegelände kommt, ist er gewohnt. »Die eigentlichen Sammler nehmen sich eine Visitenkarte mit und melden sich dann ein paar Wochen später wieder.« Reinhard Müller ist im Besitz eines Rolls-Royce, den zuvor die Rolling Stones ihr Eigen nannten. Klar, dass sich so manche Stones-Fans mit dem Fahrzeug ablichten ließen und das Vehikel ehrfurchtsvoll bestaunten.
Überall wird alten Autos Sympathie entgegengebracht, sogar von den Behörden. Der TÜV sei »Oldtimern gegenüber wohlwollend«, erzählt ein Oldtimerfahrer aus Stuttgart und fügt hinzu: »Da wird in den Gruben des Überwachungsvereins schon mal die Prüflampe ausgeknipst.« Bei so viel Entgegenkommen ist es verständlich, dass die Zahl der Altvehikel in Deutschland stetig steigt. 150000 Autos sind 30 Jahre oder älter und tragen das H-Kennzeichen für »Historische Fahrzeuge«.
Ihr Hobby pflegen die Auto-Freaks nicht gern im Stillen, sie schätzen den Diskurs mit Gleichgesinnten. 13 Clubs waren auf der Offenburger Messe dabei. Ob Messerschmitt-Club oder die Kit-Car Interessengemeinschaft Ortenau. Sie alle sind stolze Besitzer von den »etwas anderen Autos«, deren Wert nach oben keine Grenzen kennt.
Geld ist Nebensache
Aber der mögliche Spekulationsgewinn steht für wahre Oldtimer-Fans nicht an der Spitze in der Hierarchie ihrer Motive. Dass das Altwagen-Hobby eine klassische Männerdomäne ist, hat sich bei den Messebesuchern wieder gezeigt. Offenbar erlaubt es vielen Beteiligten, einen Teil der Sinnlichkeit auszuleben, die sie sonst unterdrücken.
Ein 54-jähriger Oldtimer-Besitzer schätzt die Oldies, weil deren Technik unter dem Blechkleid nicht verschwindet, sondern durch das Design betont wird: »Das ist wie mit einem schönen Frauenkörper, der in einem adretten Kleid besonders betont wird.«
Für die Messe Offenburg war die RegioMotoClassica Premiere, die in Zukunft jährlich fester Bestandteil des Messeprogramms werden soll.