Fantastische Bildergeschichte mit Werken von Andy Warhol
Einen doppelten Auftritt hat Andy Warhol im Dezember und Januar in Gengenbach. Die 24 hinterleuchteten Fenster des Gengenbacher Adventskalenders, des größten Haus-Adventskalenders der Welt, erstrahlen mit kolorierten Zeichnungen aus den 1950er-Jahren. Nebenan im Museum Haus Löwenberg steht überdies Warhols Gestaltung von »Deutschen Ikonen« im Blickpunkt.
Vom 30. November bis 8. Januar 2017 werde Gengenbach zum 20. Mal »Hauptstadt der Fantasie«, sagt Reinhard End, künstlerischer Leiter des Museums Haus Löwenberg und des Adventskalenders. Schließlich besitze die Stadt die »Schatztruhe der Fantasie« und den »Gengenbacher Adventskalender, in dem nun ein ganz besonderer Schatz liegt: Bilder von Andy Warhol!« Als »einer der Könige der Pop-Art«, so End, »hätte er gewiss große Freude am so populären Gengenbacher Adventskalender, der Jahr für Jahr weit über 100 000 Menschen in seinen Bann zieht.« 24 Fenstermotive Warhols aus den 1950er-Jahren, der frühen Phase des angehenden Weltstars, haben ab 30. November für drei Jahre am Rathaus ihren großen Auftritt.
In enger Abstimmung mit der Warhol Foundation in New York und unter Mithilfe des Museums Frieder Burda in Baden-Baden konnte nach jahrelanger Vorarbeit eine Auswahl aus der Fülle kolorierter Zeichnungen getroffen und den Anforderungen von hinterleuchteten Fenstern angepasst werden. Sie beziehen sich teils auf private Vorlieben, teils auf Aufträge des damals gefragten Werbegrafikers Andy Warhol. »Bezaubernde Serien von Schuhen zeugen davon, während seine Katzen-Portraits auf die Tiere verwiesen, die seine Mutter in der Wohnung in großer Zahl versammelte«, sagt End. So zeichne sich am Adventskalender »eine fantastische Bildergeschichte« ab. Warhols wundersame Wesen zwischen Engel und Amor, Tiere und Blumen, Akrobaten und Schuhe seien die Akteure.
Korrespondierend zum Auftritt des Zeichners Andy Warhol am Adventskalender zeigt das Haus Löwenberg Hintergründe, Zusammenhänge und Zugänge zu gestalterischen Mitteln des Pop-Art-Künstlers, darunter die zentrale Rolle von Massenmedien, den illustrierten Zeitschriften bis zu seiner eigenen Zeitschrift »Interview«, die als ein Muster heutiger Lifestyle-Blätter gilt.
Eine Reihe mit "Deutschen Ikonen"
Als zweiter Schwerpunkt folgt ein Ausschnitt aus dem reichen Bestand von »Deutschen Ikonen«. Nach anfänglichen Misserfolgen war Warhol in Deutschland höchst begehrt, so ist die große Zahl von Portraits Prominenter aus Geschichte und Gegenwart verständlich. In Gengenbachs Ausstellung wird dies dokumentiert durch eine Reihe, die von Beethoven über Goethe bis Beuys reicht. Einen bemerkenswerten Teil machen die Leihgaben von Frieder und Hubert Burda aus und reihen die Portraits der Familienmitglieder Burda in die »Deutschen Ikonen« ein. Zugleich spiegeln sie die prägende Rolle, die dieser Jahrhundert-Künstler für das Medienhaus Burda und die Familie Burda in den 1970er-Jahren spielte. Sie stellen einen besonderen Teil der Sammlung des Museums Frieder Burda dar. »So ist diese Ausstellung der Schlusspunkt eines fulminanten Gengenbacher Kunstjahres 2016, das zu Ehren des hier geborenen Frieder Burda realisiert wird«, betont End.
Besondere Zugaben
Fotografien berühmter Fotokünstler setzen zusätzliche Akzente: Warhols Portrait des Modefotografen Beege, der für kurze Zeit in der legendären »Factory« jobbte, Portraits von ZOA und von Barbara Klemm, die Warhol beim Besuch im Frankfurter »Städel« von Angesicht zu Angesicht mit dem Tischbein-Bild Goethes zeigt. Weitere großzügige Unterstützung von Leihgebern und Sammlern ermöglicht diese Schau, darunter von Walter Bischoff (Villa Haiss Zell a. H.) und der Kunsthalle Messmer in Riegel. Und in interaktiven Anspielungen kann man im Haus Löwenberg in »Löwis Factory« eintreten, sich mit Warhols Produktionsmitteln und -methoden vertraut machen und selbst tätig werden. Unter anderem laden in der Tradition von Warhol sogenannte »Coloring Parties« bei Kaffee und Kuchen zum Ausmalen von Bildern ein.
Die Warhol-Sonderausstellung im Haus Löwenberg beginnt am Samstag, 26. November, und endet am 15. Januar. Das erste Adventskalender-Fenster wird am Mittwoch, 30. November, nach dem Ritual ab 18 Uhr eröffnet. Ein Begrüßungs-Fest: »Welcome Andy« wird am Samstag, 3. Dezember, ab 15.30 Uhr im katholischen Gemeindehaus gefeiert.