Finanzamtschef: »Bürger bestimmen die Steuer«
Über die Veränderungen beim Offenburger Finanzamt hat dessen Leiter Klaus-Thomas Teufel beim CDU-Bürgerstammtisch gesprochen – und eine These aufgestellt. Der nächste Termin ist am Dienstag, 30. Mai.
Der Leiter des Offenburger Finanzamts, Klaus-Thomas Teufel, gab kürzlich beim Bürgerstammtisch der Offenburger CDU den über 25 Teilnehmern Einblicke in die Arbeit des zweitgrößten Finanzamts in Baden-Württemberg. Neben den klassischen Aufgaben wird zum Beispiel auch die Umsatzbesteuerung französischer Unternehmer für das gesamte Bundesgebiet dort abgewickelt, informierte Teufel.
Komplex, aber gerecht
Er formulierte die These, dass nicht der Staat, sondern der Bürger die Höhe der Steuer bestimmt. »Je mehr der Bürger vom Staat fordert, desto mehr Geld benötigt er, und desto höher die Steuerbelastung«, so Teufel. Zudem sorge die hohe Normendichte im Steuerrecht zwar für ein kompliziertes Steuersystem. Gleichzeitig bedeute dies aber auch ein hohes Maß an Gerechtigkeit.
Das Finanzamt profitiere auch von der wirtschaftsstarken Region, in der das Steueraufkommen stetig wachse. Auch bei der letzten Krise habe es keinen Einbruch gegeben. Allerdings wolle man im Amt mit seinen 25 Abteilungen, über 500 Mitarbeitern, vier Standorten und 13 Gebäuden die Effizienz steigern. Dazu trage der vorgesehene Neubau in Offenburg bei, der auch den Standort sichere.
Umbruch und Effizienzsteigerung bringe die Umstellung auf digitale Bearbeitung der Steuererklärungen mit sich. Dies helfe auch die Personalknappheit zu bewältigen, bringe aber für die Mitarbeiter neue Herausforderungen mit sich, wie Teufel betonte. Ziel sei es, dass bis in fünf Jahren 60 Prozent der Steuererklärungen voll automatisch veranlagt werden, derzeit seien es circa zehn Prozent. Zudem brauche man keine Belege mehr mit der Steuererklärung abzugeben. Dies sei auch eine fundamentale Änderung für die Steuerzahler. Im Gegenzug gebe es eine Vorhaltepflicht für Belege.
Klaus-Thomas Teufel empfahl die Nutzung der Online-Angebote über die elektronische Steuererklärung (Elster). Damit würden die Daten zwar elektronisch übermittelt, die Erklärung müsse jedoch ausgedruckt und unterschrieben werden. Noch einfacher ginge es mit der Abgabe über Elster-online, bei der ganz auf Papier verzichtet und die Bearbeitungszeit deutlich verkürzt werde. Beim Finanzamt vorgehaltene Daten der Arbeitgeber und Versicherungen können online in die Steuererklärung übertragen werden.
Teufel brachte zum Ausdruck, dass in Deutschland eine hohe Steuerehrlichkeit herrsche und dass das auch für die Arbeit des Finanzamts grundlegend sei. »Griechenland dient uns hier als warnendes Beispiel«, gab Teufel zu bedenken. Allerdings hinterfragten einige Anwesende, warum dann aus vermutetem Misstrauen eine Fiskaljournalpflicht für Kassen eingeführt worden sei. Auch sei beispielhaft die komplizierte und teils unverständliche Besteuerung mit sieben oder 19 Prozent für die Unternehmen eine alltägliche Herausforderung.
INFO: Die Offenburger CDU lädt alle Interessierten am Dienstag, 30. Mai, zum Bürgerstammtisch mit dem Bürgermeister Oliver Martini ein. Er wird Thesen zum Thema »Stadtentwicklung oder Stadtkonservierung – Zukunft braucht Herkunft« vorstellen und für eine Diskussion zur Verfügung stehen. Der Bürgerstammtisch findet um 18 Uhr im Gasthaus »Brandeck« statt.