Offenburg

Fischmarkt ist für Wahlplakate tabu

Franziska Jäger
Lesezeit 2 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
05. November 2015

So wird es in einigen Wochen auch in Offenburg wieder aussehen: Die Wahlplakate der Parteien werden im Straßenbild unübersehbar sein, so wie hier vor der jüngsten Landtagswahl 2011. ©Ulrich Marx

Pappe und Papier sind geduldig. Das gilt besonders, wenn in wenigen Monaten der Wahlkampf für die Landtagswahl in Baden-Württemberg in die heiße Phase gehen wird und Offenburg wieder mit Wahlplakaten zugepflastert wirkt. Auch wenn es für manchen wie ein Schilder-Dschungel erscheint – fürs Plakate aufhängen gibt es Regeln.

Auf drei Landeshauptstädte wird die Bundespolitik am Abend des 13. März 2016 blicken – nach Stuttgart, Mainz und Magdeburg, wenn nämlich in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Landtagswahlen anstehen. Dass der Wahlkampf seinen Höhepunkt erreicht hat, wird vor allem daran zu erkennen sein, dass überall in den Städten und Kommunen Wahlplakate hängen. Damit die nicht völlig unkontrolliert in und um Offenburg wuchern, gibt es Regeln.

Grundsätzlich dürfen Wahlplakate erst sechs Wochen vor der Wahl aufgehangen werden. Stichtag ist demnach der 31. Januar 2016. Die vermeintlich gute Nachricht: »Die Anzahl ist nicht begrenzt und die Erlaubnis wird gebührenfrei erteilt«, wie Oliver Basten von der Stadt Offenburg, der unter anderem als Wahlleiter tätig ist, dem OT auf Anfrage mitteilt.

Am Tag nach der Wahl müssen die Plakate weg. »Eine Karenzzeit von einer Woche geben wir aber«, ergänzt Basten. Bei den Wahlplakaten wird zwischen großflächigen, hochwertigen Plakaten, die beispielsweise als Dreiecksständer um Laternen stehen, und solchen aus Presspappe unterschieden.

- Anzeige -

Jede Sondernutzung der Straße, also auch das Aufstellen von Wahlplakaten und Infoständen, muss genehmigt werden. Wahlwerbung betreiben dürfen alle Parteien, Gruppierungen oder Einzelkandidaten, die offiziell bei einer Wahl antreten.

Doch aufgepasst: Verkehrszeichen, Schildermasten, Ampeln und andere Verkehrseinrichtungen wie auch Verkehrsinseln sind als Stand- und Aufhängeorte tabu. »Die Verkehrssicherheit hat Priorität, Plakate dürfen im Straßenverkehr nicht ablenken«, so Basten. Plakatfrei müssen auch über Gleise führende Brücken bleiben. Ist der passende Platz einmal gefunden, muss nur noch bedacht werden, dass »kein Bindedraht, sondern Plastikstrips zum Anbringen benutzt werden müssen«, warnt Basten. Am Wahltag selbst dürfe an den Wahllokalen keine Werbung hängen. »20 Meter Abstand gelten hier, um den Wähler nicht noch kurzfristig zu beeinflussen, bevor der im Lokal sein Häkchen macht.«

Auf dem Fischmarkt dürften wegen der Nähe zum Bürgerbüro die ganze Zeit über überhaupt keine Plakate hängen, denn: »Es kommen bereits im Vorfeld Wähler, die per Briefwahl wählen«.  Oliver Basten rechnet mit etwa 500 bis 1000 Plakaten für die Wahl im kommenden März.

Nicht immer kommen Kandidaten gut weg. Auf Plakaten wird gekritzelt, manchmal wird ein fieser Spruch gesprüht oder Augen ausgemalt. »Frau Merkel bekam bei der letzten Bundestagswahl 2013 einen Bart zugeteilt«, verrät Oliver Basten.

Hintergrund

Plakatieren muss gelernt sein

Bei Plakatierungen ohne Erlaubnis wird ein Bußgeld fällig, deshalb:
So geht es richtig:
◼ Ein Antrag muss zwei Wochen vor Plakatierungsbeginn bei der Straßenverkehrsbehörde eingehen.
◼ Plakatieren ist höchstens 14 Tage lang erlaubt.
◼ Erst zehn Tage vor Veranstaltungsbeginn dürfen die Plakate aufgestellt werden, spätestens drei Tage nach Veranstaltungsende müssen sie entfernt werden.
◼ Genehmigt werden 20 Plakate (Ausnahme Zirkus: 40 Plakate), mit einer Gebührenmarke versehen.
Dort ist die Plakatierung verboten:
◼ an Bäumen und Baumgerüsten;
◼ auf Briefkästen, Mülleimern, Sicherungskästen;
◼ an Brückengeländern, auch auf der Kinzigbrücke;
◼ am Radweg entlang der B3 Richtung Bohlsbach, Rammersweiererstraße zwischen Carl-Blos-Straße und Goethestraße sowie am Geländer im Bereich der Bebauung der »Alten Pfalz« (Mauer am Stadtbuckel);
◼ innerhalb der Stadtmauer (Grabenallee/Bahngraben, Gustav-Rée-Anlage, Zwingerpark).
»Pro Jahr werden 450 bis 500 Erlaubnisse erteilt, das heißt, dass täglich zwischen 350 und 380 Plakate (ohne Wahlwerbung) in Offenburg angebracht sind«, erklärt Daniel Hetzel vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr.

Hintergrund

Plakatiert wird sechs Wochen vor Wahl

Haben die Parteien die Druckmaschinen denn schon angeworfen? Michael Braun hat zumindest schon einen Plan: »In den nächsten Wochen wird es Versammlungen mit den Ortsvorsitzenden geben«, so der Kreisgeschäftsführer des CDU-Kreisverbandes Ortenau. »Danach wissen wir, wie viele Plakate jeweils in den Wahlkreisen Kehl, Lahr und Offenburg gebraucht werden.« Beginnen mit dem Plakatieren würde man um Aschermittwoch herum mit Kandidaten-Plakaten und Slogan-Plakaten. Letztere seien allerdings noch nicht ausbaldowert. Mit prominentem Besuch rechnet die CDU ganz fest: »Die Kanzlerin wird eine Tour durch Baden-Württemberg machen, auch nach Südbaden«, verrät Braun. »Offenburg ist ein heißer Kandidat. Zumal wir Herrn Schäuble hier im Wahlkreis haben.«

»Wir plakatieren in Offenburg sechs Wochen vor der Wahl mit 40 bis 50 Dreiecksständern, verteilt im ganzen Stadtgebiet«, gibt derweil Julia Letsche von der SPD an. »Zusätzlich gibt es Großplakate der Landes-SPD für den Wahlkreis 51.« Landtagskandidat Daniel Kirchner werde nicht nur auf den Plakaten erscheinen, sondern laut Letsche auch »in echt«, beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt, aber auch auf den Wochenmärkten. Am politischen Aschermittwoch sei Prominenz möglich, »aber Genaueres ist noch nicht klar«.

Für Thomas Marwein und seine Partei beginnt der Wahlkampf erst im neuen Jahr, nach dem Dreikönigstag. Der Landesabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen ist sicher, dass die Wirkung gering wäre, »vorher groß in den Wahlkampf einzusteigen«. »Die Menschen sind da noch mit Weihnachten beschäftigt.« Danach aber werde man die Infostände auf dem Marktplatz aufstellen – unter einer Voraussetzung: »Wenn es stürmt oder schneit, bringt es nicht viel, alles ist witterungsabhängig.«

Dies sei laut Marwein sogleich der Nachteil des Winterwahlkampfes. »Das letzte Mal vor fünf Jahren begann der ein paar Tage später.« Besuch aus Berlin dürfte allen Wetterprognosen zum Trotz dennoch kommen: »Ich habe Cem Özdemir eingeladen.«

Bei der FDP ist auch schon das Gröbste durchgetaktet: Sechs Wochen vor der Wahl seien die Plakate dran, darunter 15 großflächige Plakate in der Ortenau, wie Johannes Huber, Kreisvorsitzender der FDP Ortenau, erklärt. »Hochrangige Politiker« seien ebenfalls zu erwarten: So sei unter anderem mit dem Bundesvorsitzenden Christian Lindner zu rechnen. Insgesamt sehe man sich »gut aufgestellt für die Landtagswahl«.

Diese Einschätzung teilt Taras Maygutiak auch – für seine AfD: »Umfragen meinen es gut mit uns«, so das Vorstandsmitglied des AfD-Kreisverbandes Ortenau. »Wir liegen derzeit bei etwa acht Prozent. Jede Woche legen wir um einen halben Prozentpunkt zu, das ist auch der Flüchtlingskrise geschuldet.« Mit dem Plakatieren werde man aber erst vier Wochen vor der Wahl beginnen. Er spricht auch von »jeder Menge Parteiprominenz«, darunter Frauke Petry und Alexander Gauland.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Ulf Wollezin ist zertifizierter Mediator.
vor 31 Minuten
Vortrag beim Hospizverein
Der Hospizverein Offenburg lädt seine ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen ein. Zuletzt geschah dies durch einen Vortrag von Ulf Wollenzin über Probleme, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten.
Neue Wanderausstellungen, wie derzeit im Glashaus die Ausstellung "Weggeschafft", sollen auch das Stammpublikum immer wieder in den Salmen locken. 
vor 7 Stunden
Kulturausschuss
Die Bilanz nach zwei Jahren Salmen fällt gemischt aus. Die Besucherzahlen kommen an die angepeilten 30.000 nicht ran. Dafür gab es viel Kritik. Salmen-Chefin Katerina Ankerhold ist sich sicher: "Der Ansatz geht auf." Es brauche mehr Zeit.
vor 8 Stunden
Das Beste der Woche
Ein Unglück kommt selten alleine. So ging es auch einer Leserin, die hier ihre Geschichte erzählt. Ob sie gut ausgeht?
Auch weil derzeit weniger Parkraum bei der Abtsberghalle zur Verfügung steht, wurde kürzlich bei einer größeren Veranstaltung rücksichtslos geparkt.
vor 9 Stunden
Ortschaftsrat Zell-Weierbach
In der Frageviertelstunde des Ortschaftsrats von Zell-Weierbach kamen die Themen rücksichtslose ­Parken und eine Verlängerung der Tempo-20-Regelung auf der Umleitungstrecke auf.
Fahrzeugführer Sven Wirt (rechts) erteilt den Feuerwehrmännern, die gleich ins Treppenhaus des Freizeitbads stürmen werden, Befehle.
vor 11 Stunden
Offenburg
Mit Blaulicht und Atemmasken rückten am Donnerstag Feuerwehrtrupps ins Offenburger Freizeitbad Stegermatt aus. Anlass war kein Notfall, sondern eine Übung. Zum Glück: denn eine dabei gewonnen Erkenntnis wird womöglich Leben retten.
Am 9. Juni wird auch in Schutterwald ein neuer Gemeinderat gewählt. Drei Räte kandidieren nicht mehr.
vor 11 Stunden
Kommunalwahl am 9. Juni
Wer stellt sich wieder zur Wahl, wer hört auf? Vier Listen wurden für die Gemeinderatswahl in Schutterwald am 9. Juni zugelassen. Wir geben eine ausführliche Übersicht zu den Kandidaten.
Will den Weg zu mehr Demokratie ebnen: Ralph Fröhlich. 
vor 12 Stunden
Einwohnerversammlung gefordert
"Baumretter" Ralph Fröhlich sieht bei der Stadt Demokratiedefizite und hat das Fehlen einer Einwohnerversammlung bei der Kommunalaufsicht moniert.
Der Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal Stefan Polap ehrte verdiente Ortenberger Musiker (von links): Emil Riehle, Heinrich Herp und Patrick Hornisch.
vor 12 Stunden
Hornisch seit 25 Jahren dabei
Eine Ehrung für 25 Jahre und zwei Auszeichnungen für 60 Jahre aktives Musizieren gab es im Rahmen des Frühjahrskonzerts des Musikvereins Ortenberg.
Alter und neuer Vorstand des WSB Biberach: Simon Moser (von links), Richard Fritsch, Christine Mader, der bisherige Vorsitzende Günter Thiem und sein bisheriger Stellvertreter Wilhelm Schmider, Stefanie Bächle, Theresa Allgeier, Judith Volk, die neue Vorsitzende Evi Lehmann und ihr Stellvertreter Bürgermeister Jonas Breig.
vor 13 Stunden
Neue Gesichter im Vorstand
Der Gewerbeverein "Wirtschaftsstandort Biberach" (WSB) stellt sich neu auf. An der Spitze des Vorstands steht nun Evi Lehmann, die dem Gründungsvorsitzenden Günter Thiem nachfolgt.
Das alte und das neue Vorstandteam der Feuerhexen gratulierte den Geehrten.
vor 14 Stunden
"Die Altersmischung macht es aus"
Ins Vorstandsteam der Feuerhexen wurden bei den Wahlen fünf Posten neu besetzt. Zudem standen Ehrungen langjähriger und verdienter Mitglieder in der Hauptversammlung an.
Bürgermeister Markus Vollmer (Zweiter von links), Pfarrer Erwin Schmidt (Vierter von links), Planer, Gemeinderäte und Mitglieder des Kita-Kuratoriums freuen sich auf die Kita.
vor 14 Stunden
Name verkündet
Geheimnis gelüftet: Die neue Kita am Dorfplatz für Kinder unter drei Jahren erhält den Namen „Klein Lisbeth – Katholisches Kleinkinderhaus Ortenberg“.
Der süddeutsche Gitarrist und Produzent Siggi Schwarz.
vor 15 Stunden
Heute in der Reithalle
Eigentlich wollte Siggi Schwarz am Donnerstagabend in die Offenburger Reithalle kommen und aus seinem Leben erzählen. Aus gesundheitlichen Gründen fällt die Veranstaltung kurzfristig aus.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".