Flugkünste am blauen Himmel
Biberach. »Grashüpfer«-Mitglied Wolfgang Butz, der mit viel Sachkenntnis und Humor die Besucher über die Geschehnisse auf und über dem Modellflugplatz informierte, geriet am Sonntagnachmittag regelrecht ins Schwärmen: »Das sieht so toll aus gegen den blauen Himmel« moderierte er das Modell einer »Nieuport 17«, eines französischen Doppeldecker-Jagdflugzeugs aus dem Ersten Weltkrieg.
Doch nicht nur das wuchtige Modell mit einer Spannweite von 4,18 Metern, das dem 100 Jahre alten Original im Verhältnis 1:2 nachgebaut worden ist, nahm sich gegen das wolkenlose Azurblau geradezu majestätisch aus, besonders schön erschienen auch die von Pilot Klaus Fischer mit Hilfe von »Smoke«-Öl aus dem Auspuff gemalten zarten Kreisel und Wölkchen. Ein Anblick, den bei den Regenschauern am Vormittag wohl viele nicht mehr erhofft hatten.
»Eine rundum gelungene Veranstaltung«, bilanzierte Peter Rektorik erfreut. Schon der Besuch am Vortag sei der beste Zuspruch auf einen Samstag seit Jahren gewesen, doch der Sonntag brach alle Rekorde. »Grob geschätzt 2000 bis 3000 Zuschauer« seien auf den Modellflugplatz bei der Verbandskläranlage gepilgert, so der Vorsitzende. »Ich bin wirklich stolz auf meine Grashüpfer«, betonte Rektorik: »Sie leisten mit der Ausrichtung des Wochenendes Großartiges«. Das fängt bei der Bewirtung an und geht über Flugleitung und vielfältige organisatorische Arbeiten bis zum Auf- und Abbau.
Die »Grashüpfer« wurden mit Gästen belohnt, die von Anlage und Vorführungen rundum begeistert waren. Auch die Piloten – an beiden Tagen waren jeweils 40 Kapitäne der Lüfte vor Ort – kommen immer gerne nach Biberach. Und zwar sowohl die Nachwuchspiloten, die mit ihren kleinen, rasanten Elektro-Modellen halsbrecherische Darbietungen zeigten, wie auch die »Alten Hasen«, die ihre Maschinen konventionell, also naturgetreu steuern.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so anmutete, galt dies auch für Ralf Grünsteidl, der seine knallrote »Super Decathlon« schon mal auf dem Rücken fliegen ließ. Auch der Originalflieger sei voll kunstflugtauglich, erklärte der Pilot aus Donaueschingen, der alle 42 Rippen des 19 Kilogramm schweren Seglerschleppers mit einer Spannweite von dreieinhalb Metern und 140ccm-Boxer-Motor von Hand ausgesägt und eingefügt hat. Denn: »Das Bauen macht auch Spaß«, schmunzelte Grünsteidl.
Die 19 Kilogramm werden aber überschritten, wenn »Andy« an oder vielmehr unter Bord geht. »Andy« ist ein Fallschirmspringer, der nach »Absprung« in luftiger Höhe mit Hilfe einer separaten Fernsteuerung zu Erde hinab schwebt.
Nach ähnlichem Prinzip funktioniert auch der schon legendäre »Gutzeles-Bomber«, der am Sonntag wegen der zahllosen kleinen Zuschauer gleich mehrmals an den Start ging. Das Ganze ist übrigens auch ein Kunststück: Denn das von Hansjörg Eckstein gesteuerte Zweckmodell wiegt normalerweise zwölf Kilogramm und verändert nach der Beladung mit zwei Kilogramm Bonbons seine Flugeigenschaften dramatisch. Ein Vergnügen für die Kleinen, aber schweißtreibend für den Piloten.