Förderer von Gesang und Sport
Am heutigen Samstag, 27. Dezember, wird Rolf Haberer aus der Schlossergasse 90 Jahre alt.
Offenburg. Jubilar Rolf Haberer lebt heute noch in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist und das lange Jahre eine zentrale Anlaufstelle für den großen Freundeskreis der Familie war. »Die Menschen sind gern gekommen«, erinnert er sich.
Rolf Haberer und sein Bruder Kurt wuchsen als »echte Kernstädter« auf den Zinnen der alten Stadtmauer auf. Der Jubilar besuchte die »Knabenschule«, die später nach Georg Monsch benannt wurde und in deren Gebäude sich heute das technische Rathaus befindet. Von 1939 bis 1942 absolvierte er eine Lehre als technischer Zeichner und fing an, bei der Firma Martin zu arbeiten. Es war aber abzusehen, dass er bald zum Kriegsdienst eingezogen würde, und so meldete sich der 17-Jährige »freiwillig« zur Marine-Flak – in der Hoffnung, mit dieser Ausbildung nur zur Verteidigung im Inland eingesetzt zu werden. Vorwiegend an der Nordsee stationiert, war er in Emden, als »der Krieg plötzlich zu Ende war«. Die Engländer entließen junge Burschen schnell wieder aus der Kriegsgefangenschaft. Rolf Haberer wusste aber, dass die Franzosen, die Offenburg besetzt hatten, auch entlassene Gefangenen gern noch einmal verhafteten. Daher kam er erst 1946, als sein Vater krank war, nach Offenburg zurück. Bruder Kurt war schon während der Grundausbildung als Soldat an einem Herzfehler gestorben.
»Es gab wenig Arbeit, und die aus den Dörfern hatten Speck im Rucksack«, erinnert er sich, warum er nicht wieder bei der Firma Martin anfangen konnte. So ging der Jubilar zur Stadtpolizei, die Bürgermeister Wegmann damals aufbaute. Nötig war es, denn: »Gauner gibt es immer, da braucht man keinen Krieg.« Aber insgesamt, erinnert er sich, war Offenburg »eine ordentliche kleine Stadt«. Wenn auch arm: In der eigenen Zivilkleidung, ausgestattet nur mit Gummiknüppel und Armbinde, tat die Stadtpolizei Dienst, bis sie 1948 vom Land übernommen wurde. Bis zur Pensionierung 1984 blieb Rolf Haberer »Schutzmann« – auf den altmodischen, positiv besetzten Titel legt er Wert. Die letzten zehn Jahre verbrachte er beim Wirtschaftskontrolldienst.
Am 14. Dezember 1946 hatte Rolf Haberer Else Gart geheiratet. Die Kinder Werner, Claus und Renate kamen. Dass sein Sohn Werner, den längst alle nur »Jess« nannten, in den späten 1960er Jahren »mit langen Haaren und rotem Bart« im berüchtigten autonomen Jugendzentrum in der Ziebold’schen Mühle dabei war, focht ihn nicht weiter an: »Ich dachte mir: Mal abwarten, was daraus wird!«
Der Jubilar ist selbst kein Kind von Traurigkeit, sondern war eher ein »Hansdampf in allem Gassen«, der bis heute viele Freunde und Bekannte hat. Beim Polizeichor und der »Badenia« wirkte der sangesfreudige Rolf Haberer als Vorsitzender mit. Polizeichor und -sportverein hatte er mit aus der Taufe gehoben. Die »Schlossergässler« mit ihrem Stammtisch im »Badischen Hof« waren in der ganzen Stadt bekannt für Gesang, Theaterspiel und als »gute Fasnachter«.
Leider seien »von denen nicht mehr viele übrig«, bedauert der rüstige Neunziger, der bis heute mit seiner Else in der gewohnten Umgebung lebt und immer noch gern in die Stadt und auf den Markt geht. Gefeiert wird heute mit der ganzen, großen Familie: »20 Leute – und die Krampen!«