Fokus auf Sprache und Bildung
Mehr als 70 Seiten ist er dick – der Bericht über die interkulturelle Arbeit in Offenburg. Die städtische Integrationsbeauftragte Regina Wolf stellte Auszüge daraus am Mittwochabend im Integrationsbeirat vor. Im Oktober wird die Übersicht dann als gedruckte Version der Öffentlichkeit vorgelegt.
Offenburg. Viele Akteure, Vereine und Einrichtungen bringen sich für das interkulturelle Zusammenleben in Offenburg ein. »Das ist eine Aufgabe von uns allen«, dankte Hans-Peter Kopp, nachdem er sich als neuer Bürgermeister vorgestellt hatte, den Beteiligten, dass »sie sich dieser Aufgabe angenommen haben«.
Unter der Überschrift »Offenburg liebt Vielfalt« gab die Integrationsbeauftragte Regina Wolf dem Gremium einen Kurzüberblick zu den Aktivitäten der vergangenen drei Jahre, die in einem 75-seitigen Bericht detailreich aufgeführt sind. Im Oktober soll dieser veröffentlicht werden. Was er enthält, so machte Wolf nicht ohne Stolz deutlich, zeuge von einem Miteinander, bei dem »die Diversität als Ressource, nicht als Problem« angesehen werde.
Mit Verweis auf die neuesten Erhebungen gab sie an, dass die knapp 58 500 Bewohner Offenburgs aus 110 Ländern stammen, ein Drittel habe einen Migrationshintergrund. Die Zahl der »reinen Ausländer« bezifferte sie auf 5647 Personen (Stand Ende Dezember 2012).Türken, Italiener, Franzosen, Serben und Kosovaren, Mazedonier und Menschen aus der russischen Konföderation bildeten die größten Gruppen.
Arbeit 2012 gewürdigt
Dass in Offenburg eine gute Integrationspolitik von der Sprachförderung über die Flüchtlingsbetreuung bis zu Stadtteilfesten umgesetzt werde, liege schwarz auf weiß vor. »Mit unseren Projekten liegen wir noch vor München und Duisburg«, verwies Wolf auf das Prädikat »Interkulturelle Stadt«, das Offenburg 2012 verliehen bekam. Der Europarat und die Europäische Kommission würdigen damit die Anstrengungen auf diesem Gebiet, wobei Offenburg in einem Ranking von 70 europäischen Kommunen auf dem 21. Platz steht.
Als Handlungsfelder für die nächsten Jahre nannte die Integrationsbeauftragte den Bereich Sprache und Bildung, in den man noch mehr investieren möchte. Den Kindergärten komme dabei eine Schlüsselfunktion zu. Das bestehende Konzept werde gerade überarbeitet. Zudem möchte man erreichen, dass mehr Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund weiterführende Schulen besuchen und so bessere Perspektiven bekommen. In einer gesonderten Hausaufgabenbetreuung sieht man dafür das entscheidende Instrument zur Unterstützung dieser Schüler im Alter bis zu 13 Jahren. Auch sei man bestrebt, unter dem Stichpunkt »interkulturelle Öffnung der Stadt« mehr Mitarbeiter mit Migrationshintergrund für die Stadtverwaltung zu gewinnen. Zum Schluss regte Regina Wolf an, im Rahmen der neuen Kombibad-Konzeption Voraussetzungen für einen reinen Frauen-Schwimmtag zu schaffen – insbesondere für Frauen mit jüdischen und muslimischen Wurzeln.
Anlässlich der Neukonstituierung des Beirats wurde die Zahl seiner Mitglieder von 26 auf 30 erhöht, darunter fünf Fraktionsvertreter, zwölf Bürgervertreter sowie Vertreter von Religionsgemeinschaften und karitativen Einrichtungen. Sie alle wurden für die Zeit des amtierenden Gemeinderats bestellt. Zustimmung fand zudem eine Satzungsänderung hinsichtlich der Bestimmung, wer von welcher Bevölkerungsgruppe in den Integrationsbeirat kommt. Künftig gebe es keine »Festlegung auf Nationen« in der Satzung mehr. Damit wolle man dafür sorgen, dass Menschen, die sich engagieren wollen, nicht der Zugang zum Integrationsbeirat verwehrt werde und man zugleich besser auf aktuelle Entwicklungen reagieren könne, erläuterte Michael Hattenbach, Fachbereichsleiter Bürgerservice.
Interkulturelle Wochen
Die Interkulturellen Wochen in Offenburg finden vom 1. Oktober bis 22. November unter dem Motto »Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern« an verschiedenen Orten mit 50 Veranstaltungen statt, die Anfang September bei einem Pressetermin vorgestellt werden. Auftakt ist am 1. Oktober eine Lesung mit Diskussion in der Stadtbibliothek unter dem Titel »Arme Roma, böse Zigeuner – was an den Vorurteilen über die Zuwanderer stimmt«. Der Abschluss am 22. November steht im Zeichen eines »Afrikanischen Kulturabends«, veranstaltet vom Verein Afrikanischer Studenten in der Mensa Nordwest.