Für Misereor in Afrika tätig
Eine unheimlich engagierte Frau mit ausgeprägter sozialer Ader: Am heutigen Mittwoch feiert Ans Fricker ihren 70. Geburtstag. 1995 wurden sie und ihr Ehemann Kurt mit der Bürgermedaille der Stadt Offenburg ausgezeichnet.
Offenburg. Dass Ans Fricker Niederländerin ist, hört man ihrem Akzent auch heute noch an. Vor 70 Jahren wurde sie als Ans Stroot in Tilburg geboren. Nach der Schule absolvierte sie eine Lehre als Schneiderin, wurde später Kinderpflegerin und engagierte sich bei den Pfadfindern, zunächst in der Gruppe der »Gidsen« (14- bis 16-jährige Mädchen). Sie war 20 Jahre alt und Leiterin einer »Wölflings«-Gruppe, als der »Almonsier« (in Deutschland würde man »Präses« sagen) der Pfadfinder Piet van Daal sie für die Missionsarbeit in Afrika begeisterte. Es folgte ein sehr anstrengender Lehrgang, den sie als Beste abschloss. »Nachts habe ich vom Lernstoff geträumt«, lacht Ans Fricker in der Erinnerung. Für die Arbeit in den Tropen lernten sie einfache und wirksame, bisweilen rustikale Methoden, medizinische Notfälle auch ohne viel Ausrüstung zu bewältigen.
Ehemann kennengelernt
Für Misereor arbeitete Ans Fricker dann drei Jahre in Kanaga im Kongo, wo sie Kinderpflege und Nähen unterrichtete. Bei einem Sonntagstreffen lernte sie Kurt Fricker kennen, der als Schreiner in der Entwicklungshilfe tätig war. 1970 heirateten sie in Tilburg und gingen als junges Ehepaar wieder nach Kanaga, wo Sohn Zeno und Tochter Renske auf die Welt kamen. Als der Diktator Mobutu 1974 alle Ausländer aus dem Land wies, mussten auch Kurt und Ans Fricker innerhalb kürzester Zeit die Koffer packen. Nach nur einem Jahr in Kurts Heimat Radolfzell zog es sie wieder nach Afrika, nach Burundi.
»Es war ein anderes Leben, man hat gleich neben der Arbeit gewohnt«, beschreibt die Jubilarin diese Zeit. Für die Kinder war das Leben in Afrika mit viel Freiheit und Natur paradiesisch. Als die Eheleute 1978 aus Burundi zurückgekommen und wegen der Arbeit von Kurt Fricker in der Gewerbeschule nach Offenburg umgesiedelt waren, zogen sie gern aus ihrer ersten Wohnung in der Stadt nach Hildboltsweier, »wo die Kinder sich frei bewegen durften«. 1980 war der jüngste Sohn Erik auf die Welt gekommen.
Die Arbeit für Menschen, denen es nicht so gut geht, ließ sie auch hier nicht los: In den 80er-Jahren gehörte Kurt Fricker zu den Ersten, die mit den Hilfstransporten von Georg Dietrich nach Olsztyn fuhren. Bis heute sind die Eheleute im Deutsch-russisch-polnischen Freundeskreis aktiv.
Im Gemeinderat
Ans Fricker, die sich in der Ausländerinitiative Buntes Haus engagierte und im Berufsförderungslehrgang unterrichtete, wurde 1993 in den Ausländerbeirat gewählt und gehört bis heute dem Nachfolgegremium Integrationsbeirat an. Sie gründete den Landes- und Bundesausländerbeirat mit und setzte sich für das Kommunalwahlrecht auch für Ausländer ein. »Wir haben immer gekämpft dafür, dass wir wählen dürfen – jetzt musste ich mich auch aufstellen lassen!«, begründet sie ihre Kandidatur 1994, die sie als Nachrückerin für Gerhard Hund schließlich in den Offenburger Gemeinderat führte, dem sie bis 1999 angehörte.
Der »Siebziger« wird am Samstag mit Freunden und Familie gefeiert. Dann kommen auch die Enkel Jeske und Femke aus den Niederlanden und Nils und Ben aus Freudenstadt.