Funde nach Ausgrabung in Gengenbach
Rund drei Monate war ein zehnköpfiges Archäologen-Team zwischen Ortenau-Klinikum und Martinskirche im Einsatz, bevor dort ein großes Gesundheitszentrum gebaut wird. Nun präsentierten die Experten des Regierungspräsidiums »außergewöhnliche Funde mit spannendem Befund«.
»Bereits seit Mitte der 1950er-Jahre liegen Hinweise auf eine mittelalterliche Bebauung hier vor«, betonte Bertram Jenisch, Referatsleiter »Denkmalpflege« des Regierungspräsidiums Freiburg, am 13. März bei einer öffentlichen Info-Veranstaltung im Klinik-Bistro »Rondo« und auf der Baustelle. Hier im Bereich beim Haus Storz wurden bei damaligen Bauarbeiten Keramikteile und Siedlungsreste entdeckt, die aus dem 12./13. Jahrhundert stammen. Bevor in diesem Bereich das geplante Gesundheitszentrum mit Pflegeheim und Hospiz »Maria Frieden« gebaut wird, waren daher seit Mitte März auf rund 3000 Quadratmetern zwischen Martinskirche und Ortenau-Klinikum bis zu zehn Archäologen in ihrem Element, ergänzt durch freiwillige Helfer und Praktikanten.
»Im Vorfeld der Grabung wurde erwartet, auf Reste der zur Leutkirche zugehörigen Siedlung zu stoßen«, leitete Bürgermeister Thorsten Erny die Präsentation der Grabungsergebnisse ein, »und die beiden Info-Veranstaltungen während der Grabung stießen auf großes öffentliches Interesse.« Gut 70 Zuhörer lauschten nun den Ausführungen der Grabungsleitung um Bertram Jenisch, Lisa Deutscher und Johann Schrempp, der in seiner Freizeit die Gengenbacher Ortsgruppe des Historischen Vereins leitet.
Von »außergewöhnlichen Funden«, sprach Jenisch. So seien »eine Vielzahl an Baustrukturen erfasst« worden, dazu »spannendes Fundmaterial aus dem 12. bis zum 16./17. Jahrhundert«. Es könnten Strukturen für eine Besiedlung schon im 12. Jahrhundert und damit noch vor der Stadtgründung nachgewiesen werden – mit Brunnen und einem unterkellerten Gebäude, das »in dieser Zeit eher typisch für städtische Besiedlung mit gehobenen Wohnniveau, nicht aber für die Provinz« sei. Im 13. Jahrhundert sei dann ein weiteres Anwesen entstanden. »Dieses Gehöft wurde im 15. Jahrhundert verlagert und mit einem Graben umgeben, im 16. Jahrhundert dann abermals neu erbaut«. erklärte Jenisch. Keramik und Glasfunde, »vollständig erhalten«, würden nun aufwendig restauriert, doch schon jetzt stehe fest, dass sich darunter »Stücke mit überregionaler Bedeutung« befinden.
Sonderausstellung ab Mai
»Auch aus Südfrankreich wurden Gegenstände hierher nach Gengenbach importiert«, betonte Jenisch, was »eindeutig auf eine relativ wohlhabende Bevölkerung« schließen lasse. Einige der herausragenden Glasfunde werden ab Mai 2015 in einer Sonderausstellung im Archäologischen Landesmuseum Konstanz gezeigt. Lage, Bauausstattung und Funde sprechen laut Jenisch dafür, dass einst südlich der Martinskirche der Pfarrhof mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden gestanden habe. Ende des Monats seien die Auswertungen endgültig abgeschlossen, Grabungsdokumentation und Fundbearbeitung »archivfähig«.