Gedenken an großes Unrecht
Eine Gedenkfeier für die vor 70 Jahren ermordeten französischen Widerstandskämpferinnen fand am Donnerstag am Mahnmal zwischen Rammersweier und Durbach auf Bohlsbacher Gemarkung statt. Die Frauengeschichtswerkstatt hat die Biographien der Widerstandskämpferinnen aufgearbeitet.
Offenburg. Weit mehr als Betroffenheitsbekundung war unter den rund 20 Teilnehmern der Gedenkstunde zu spüren, als das Schicksal dieser Frauen geschildert wurde. Zur Gedenkfeier am Mahnmal hatten die Ortsverwaltung Bohlsbach, das Museum im Ritterhaus, die Frauengeschichtswerkstatt Offenburg und der Kulturförderverein Bohlsbach aufgerufen. Was war geschehen? Vier französische Widerstandskämpferinnen waren am 27. November 1944 vom Gefängnis Offenburg aus in den Wald geschleppt, dort durch Genickschüsse getötet und in der Erde verscharrt worden. Sie hatten dem »Réseau Aliance« angehört, einer etwa 3000 Mitglieder umfassenden französischen Widerstandsgruppe, die sich gegen die Besatzung durch Nazi-Deutschland wehrte.
Bereits im Herbst 1943 waren die vier Frauen von der Gestapo in unterschiedlichen Orten Frankreichs verhaftet worden, man hatte sie denunziert. Nach einer Odyssee durch die Nazi-Kerker in Frankreich, wurden sie dem Offenburger Gefängnis übergeben, in dem sie ein Jahr einsaßen. In vielen Städten unserer Region führte die Gestapo in der letzten Novemberwoche 1944 geheime Mordaktionen durch. Sie sind später unter dem Namen »Schwarzwälder Blutwoche« bekannt geworden, in der 71 Menschen barbarisch ermordet wurden. Dem Einsatz der Frauengeschichtswerkstatt ist es zu verdanken, dass diesen Opfern der Gewaltherrschaft ihr Antlitz zurückgegeben wurde.
Broschüre zeigt Details
Wer sie waren, in welcher Weise sie den Einsatz für ihr Heimatland durchführten, das zeigt die von der Frauengeschichtswerkstatt herausgegebene Broschüre »Mortes pour la France«. Stellvertretend für die Autorengemeinschaft trugen Anne Junk, Cornelia Roth, Ruth Jansen-Degott und Doris Schmitz-Braunstein Ausschnitte aus den Portraits der vier Französinnen vor und legten kleine Rosensträuße am Mahnmal nieder. Aus Straßburg war Mireille Hinker von »Souvenir Francais du Bas-Rhin« gekommen. Die Organisation ist in etwa das französische Gegenstück zur deutschen Kriegsgräberfürsorge. Ortsvorsteherin Nicole Kränkel-Schwarz aus Bohlsbach, auf dessen Gemarkung liegt die Gedenkstelle, erinnerte an das Geschehen, das nunmehr sieben Jahrzehnte zurückliegt. Ebenfalls war Ulrich Burgert vom Kulturförderverein Bohlsbach Teilnehmer der Gedenkstunde.
Leider sind die Namen der Widerstandkämpferinnen nicht ganz richtig auf der Gedenktafel vermerkt. Es waren Henriette Amable, Lucienne Barnet, Marie-Thérèse Mengel und Simone Pauchard. Durch die Arbeit der Frauenwerkstatt sind auch die Täter bekannt geworden. Nicht wenige der Mörder konnten nach dem Krieg untertauchen und unbehelligt bleiben, ergaben ihre Recherche. Maßgeblich ausgeführt hat die Mordaktion Julius Gehrum. Dass er einen Vergeltungsakt für die Bombardierung Offenburgs durchführte, ist widerlegt. Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten in Straßburg 1944 hatte das
Nazi-Regime die Vernichtungsaktion gegen sogenannte politische Häftlinge und Insassen der Konzentrationslager angeordnet.