»Gengenbach Leseland« gewinnt "Deutschen Lesepreis"
Neun Preisträger wurden am Mittwochabend in Berlin mit dem »Deutschen Lesepreis« ausgezeichnet. Das Haus Löwenberg gewann in der Kategorie »Herausragendes kommunales Engagement für Leseförderung« den ersten Preis und 2000 Euro. Das Ehepaar End als Drahtzieher in »Gengenbach Leseland« nahm den Preis voller Freude entgegen.
Vom Hörspielprojekt für Väter mit Migrationshintergrund über Sprachanalyse der Medienberichterstattung zur Finanzkrise bis hin zum Lese-Adventskalender in Rathausgröße in Gengenbach – so vielfältig sind die am Mittwochabend mit dem »Deutschen Lesepreis« ausgezeichneten Projekte. Der Preis wird von der »Stiftung Lesen« und Commerzbank-Stiftung ausgelobt und steht unter Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters. Bei der Preisverleihung an neun Gewinner in den Kategorien individuelles und kommunales Engagement, Wissenschaft und Ideen für morgen betonte sie: »Lesen ist Selbstzweck, aber Lesen ist auch Mittel zum Zweck –ohne Lesen keine Bildung.« Und sie freute sich über das »hundertfache Engagement und die Kreativität für die Leseförderung überall in Deutschland.«
Beim Festakt mit rund 200 geladenen Gästen aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Kultur im Berliner Humboldt-Carré sagte der Hauptgeschäftsführer der »Stiftung Lesen«, Jörg F. Maas: »Lesen braucht viele Förderer, angefangen bei den Eltern über Erzieher und Lehrer bis hin zu zehntausenden Vorlesepaten. Angesichts von 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland sind die Preisträger Botschafter und Vorbild für ein erfolgreiches Engagement in der Leseförderung.«
Der »Deutsche Lesepreis« zeichnet Menschen und Institutionen aus, die das Lesen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit innovativen und erfolgreichen Initiativen und Projekten erhalten und fördern. Die Jury wählte die neun Preisträger 2015 aus 209 Einsendungen aus. Der Preis ist mit 23 000 Euro dotiert. 2000 Euro davon erhält das »Kultur- und Bildungszentrum Haus Löwenberg« für sein »Gengenbach Leseland«, ein »stadtweites Leseprojekt für Kindergärten und Schulen mit Kinder- und Jugendbuchautoren und dem Rathaus als literarischem Adventskalender«, wie die Jury zusammenfasste.
»Die Geburtsstunde für das Leseland war der Adventskalender 2009 mit Jim Knopf«, blickte Barbara End zurück, mit dem populären Kalender-Ehrenbürger ging es in alle Kindergärten und Schulen der Stadt. Daraus entwickelte sich mehr und mehr, ein Netzwerk mit Kommune, Künstler, Kulturfreunden und Kindern, dazu »Mein Stadtbuch«, ein 48-seitiges Geschichts- und Arbeitsbuch mit Beteiligung auch von den renommierten Künstlern Paul Maar, Otmar Alt und Quint Buchholz. »Dass jedes Kind in Gengenbach mit dem Leseland erreicht werden kann«, sei ebenso ein großer Pluspunkt für die Jury gewesen, wie »Netzwerk und Nachhaltigkeit«, so Reinhard End. Für die Sicherung des Projekts seien auch die 2000 Euro Preisgeld gedacht. Hinzu kommen »starke Eindrücke sowie jede Menge neue Kontakte und Impulse«, sagte Reinhard End vor der Rückfahrt nach Gengenbach. Wo es am Samstag, 16 Uhr, mit der Eröffnung der nächsten Schau- und Staunräumen in die nächste Kulturrunde im Haus Löwenberg geht. Und wo in zwei Jahren, so der künstlerische Leiter des Löwenberg-Museums, jene Adventskalender-Ausstellung zu sehen sein werde, die derzeit im Museum Europäischer Kulturen in Berlin gezeigt wird. Ein weiterer Erfolg dieser nicht nur für das Ehepaar End denkwürdigen Berlin-Reise.
Bundesweite Werbung
Bürgermeister Thorsten Erny, der wie Lothar Kimmig, Geschäftsführer der Kultur- und Tourismus GmbH, beim Festakt dabei war, sprach von einem »tollen Erlebnis«. Er freute sich über die Würdigung des Lebenswerks des Ehepaars End und bundesweite Werbung für Gengenbach, die deutlich kleinste Stadt unter den Preisträgern. Die Universität Paderborn und die Städtischen Bibliotheken Dresden landeten zum Beispiel mit ihren Projekten hinter Gengenbach.