Offenburg

Gestatten: Offenburgs kleinstes "Einfamilienhaus"

Christian Wagner
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
27. August 2016

©Ulrich Marx

Zwei clevere Bauherren­ aus Elgersweier haben die Stadt ausgetrickst, indem sie klammheim­lich den Bauplatz zwischen ihren beiden Häusern erworben und in einen Garten umgewandelt haben. Statt einem Nachbarn auf der Pelle sitzen zu müssen, haben die Familien so ihr Grundstück vergrößert. Die Stadt findet dies »ärgerlich«, weil Fläche für einen Bauplatz verloren gegangen ist.

Offenburg. Die kleine Gartenhütte auf der Rasenfläche­ zwischen zwei Häusern in der Leimenboschstraße in Elgersweier sticht sofort ins Auge. Für Heinz Kaufmann kommt sie einem Hohn gleich. Denn statt der Gartenhütte hätte auf dem Grundstück ein Einfamilienhaus stehen sollen. Doch der »Neubau« auf dem fertig erschlossenen Grundstück sei »auffällig klein« geraten, stellt Kaufmann trocken fest. 

Der Elgersweierer ärgert sich darüber, dass einerseits Bauland rar ist und alle Ortsteile nach Baugebieten schreien, aber andererseits zwei Bauherren, »die selbst das Glück hatten, in dieser schönen Lage ein Baugrundstück zu erwerben«, sich diesen Bauplatz einverleibt und ihrem Grundstück zugeschlagen haben. Kaufmann war bei der Erschließung des Baugebiets »Hinter den Gärten« selbst mit einem Geländebeitrag beteiligt, wie er berichtet, und habe aus erster Hand verfolgt, wie aufwendig geplant worden sei, ehe »das klar definierte Baugelände nach Größe und Lage ausgewiesen wurde«. Dass nun eines dieser Grundstücke nicht bebaut wird, bringt ihn auf die Palme: »Erschließungsgemeinschaften mit Bauauflage werden zur Farce.« Kaufmann findet dieses Vorgehen dreist.

Rainer Morgenstern kann die Aufregung nicht verstehen. Er hat das besagte Baugrundstück gemeinsam mit seinem Nachbarn erworben. Beide haben es hälftig geteilt und somit ihre Grundstücke vergrößert. Der Stadt Offenburg wirft der Bauherr vor, am Bedarf vorbeizuplanen, wenn Grundstücke »in Handtuchgröße« ausgewiesen würden. Sein Grundstück sei zuvor mit 390 Quadratmeter sehr klein gewesen, wenn man bedenke, welche Summen heutzutage für den Bau eines Hauses investiert werden müssten. Durch den Kauf des Zwischengrundstücks habe sich sein Grundstück nun auf 560 Quadratmeter vergrößert, »und die Nachbarn freuen sich über den Blick in die Natur«.

Die Gartenhütte, die so einsam auf dem ehemaligen Bauplatz thront, habe er nicht aufgebaut, um eine etwaige Bauverpflichtung zu umgehen, sondern um seinen Rasenmäher unterzustellen, sagt Morgenstern. Die Bauverpflichtung selbst gebe es nicht mehr.

- Anzeige -

Das bestätigt auch Erwin Drixler, Leiter des städtischen Fachbereichs Bauservice. Es sei richtig, dass der Bauplatz vor einigen Jahren geteilt und die Hälften jeweils mit den Nachbargrundstücken vereinigt worden seien. Da im vorliegenden Fall katas­termäßig kein eigenständiges Grundstück mit eigener Flurstücknummer mehr existiere, sei es auf der Überwachungsliste der Stadt für Bauverpflichtungen automatisch entfernt worden. »Diese Verfahrenslücke haben wir inzwischen nachgebesssert«, so Drixler.

Grundsätzlich seien alle neu geschaffenen Bauplätze mit einer Bauverpflichtung belegt, die im Grundbuch dinglich durch eine Erwerbsvormerkung für die Stadt Offenburg gesichert seien, erklärt Drixler weiter. Diese könne nur mit Zustimmung der Stadt Offenburg gelöscht werden. Die Krux: Im vorliegenden Fall sei bei der Stadt aber kein Löschungsantrag eingegangen. Die Stadt sei überdies an der verfahrensfreien Grundstücks­teilung nicht beteiligt gewesen. Bauplanungsrechtlich sei nichts gegen die Vorgehensweise einzuwenden, so Drixler.

Der Fachbereichsleiter macht aber deutlich, dass dies nicht im Sinne des Erfinders ist. »Das ist ärgerlich, da hier die Fläche für einen Bauplatz verloren gegangen ist«, sagt Drixler. Die Stadt werde den Vorgang genau analysieren, um eine Wiederholung auszuschließen. Gegebenenfalls müssten zukünftig auch die Festsetzungen in den Bebauungsplänen restriktiver gefasst werden.

Auch Heinz Kaufmann, hofft, dass dieser Vorgang nicht als »Blaupause für clevere Grundstücksvergrößerungen« dient und die »Gesetzeslücke« geschlossen wird. Währenddessen freuen sich Rainer Morgenstern und sein Nachbar über ihren großen Garten.

Info

Das Offenburger Baulandmodell

Die Bauverpflichtung ist laut Erwin Drixler ein zentraler Baustein des Offenburger Baulandmodells. Damit soll laut dem städtischen Fachbereichsleiter Bauservice erreicht werden, dass Grundstücke binnen einer angemessenen Frist einer Bebauung entsprechend den Festsetzungen des Bebauungsplans zugeführt werden. Damit soll der Flächenverbrauch für neue Baugebiete »auf der grünen Wiese« möglichst gering gehalten werden, so Drixler. 

In den vergangenen 15 Jahren seien in Offenburg 14 Baugebiete mit circa­ 460 Bauplätzen entwickelt worden. In diesen Gebieten gebe es derzeit nur noch rund zehn unbebaute Grundstücke mit einer Bauverpflichtung. Das seien knapp über zwei Prozent der realisierten Bauplätze und beweise »den großartigen Erfolg des Offenburger Baulandmodells«. 

Mit den Grundstückseigentümern sei die Stadt derzeit darüber in Gesprächen, wie eine Bebauung realisiert werden könne.

Info

Wo in Offenburg Bauland entsteht

Aktuell stehe die Entwicklung des Baugebietes »Vorderer Brand« in Zunsweier an, erläutert Fachbereichsleiter Erwin Drixler. Die Offenlage des Bebauungsplans sei in der vergangenen Woche beendet worden. Die Verträge seien unterzeichnet und der Beginn der Erschließung für Anfang 2017 vorgesehen. Es werden dort laut Drixler 57 Bauplätze mit bis zu 114 neuen Wohneinheiten entstehen.

Ein weiteres Baugebiet werde im Norden von Bohlsbach westlich der Okenstraße entwickelt. Dort sei die Offenlage zum Bebauungsplan für Anfang 2017 vorgesehen. Die Neuordnungs- und Erschließungsverträge stünden kurz vor der Unterzeichnung. Circa 20 Bauplätze würden dort geschaffen. Außerdem habe in diesem Jahr die Baulandentwicklung in Waltersweier im Gebiet »Spitalbühnd« begonnen.

Daneben gebe es noch die innerstädtischen Baugebiete Seidenfaden, Mühlbachkarree, Kronenwiese und Spinnerei, die ebenfalls mit einer Bauverpflichtung belegt seien, listet Drixler auf. 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Sandro Halder hofft wie 64 weitere Mitglieder des OG Skateboard auf einen neuen Skateplatz.
vor 11 Stunden
Offenburg
Der Verein OG Skateboard wirft der Stadt Offenburg mangelnde Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Skatefläche vor. Die bisherigen seien kaum nutzbar. Ein Problem, das die Stadt etwas anders sieht.
Eine Kolumne von Dietmar Ruh.
vor 12 Stunden
"Der Harmersbacher"
Eine Polizeikontrolle oder ein Polizeifahrzeug direkt hinter einem? So manchem bricht bei dem Gedanken der Schweiß aus, obwohl er eigentlich ein reines Gewissen hat. Wo war nochmal der Verbandskasten versteckt?
Hatten viel Spaß bei ihrem Besuch: Die Kinder der 4. Klasse der Grundschule Hofweier mit ihrer Lehrerin und mit Bürgermeister Andreas Heck auf der Dachterrasse des Rathauses.
vor 12 Stunden
Hohberg
4er-Rat: Kinder der Grundschule Hofweier erhalten Einblicke in die Kommunalverwaltung, sprechen mit den Mitarbeitern und stellen Bürgermeister Andreas Heck Fragen.
Für ein "Haus des Rechts" auf dem Bahnhofsareal setzt sich Oberbürgermeister Marco Steffens ein.
vor 12 Stunden
"Ball liegt bei Politik"
Polizei und Justiz unter einem Dach: Im Zuge des Sanierungsgebiets könnte am Offenburger Bahnhof ein "Haus des Rechts" entstehen. OB Marco Steffens erklärte die Details und welches Zeitfenster zu beachten ist.
Während der 72-Stunden-Aktion in Schutterzell bekam auch der Barfußpfad ein neues Gewand. Das war nur eines der Projekte.
vor 13 Stunden
Neuried
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene arbeiten daran, die Welt ein bisschen besser zu machen. Projekttage im Kindergarten St. Michael Schutterzell in der Marödelstraße. Was sie alles umgesetzt haben.
Hier hatte 2013 der Durbach sein Bachbett verlassen. Um Bilder wie diese in Zukunft zu vermeiden, plant der Ortschaftsrat gerade ein Hochwasserschutzkonzept.
vor 13 Stunden
Durbach - Ebersweier
Das im Ebersweierer Ortschaftsrat beschlossene Hochwasserschutzkonzept kann nach entsprechender Genehmigung schon bald umgesetzt werden. Möglich wäre eine Realisierung im Jahr 2025.
Die Offenburger Kriminalstatistik 2023 auf einen Blick: Ladendiebstahl bleibt ein großes Problem. Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist deutlich zurückgegangen. Die Zahl der Straftaten liegt auf einem Zehn-Jahres-Hoch. 1721 Verkehrsunfälle wurden registriert.
vor 14 Stunden
Rückgang bei Fahrraddiebstählen
Auch in Offenburg sind die Kriminalitätszahlen 2023 gestiegen. Und nach wie vor hängt man bei der Häufigkeitszahl Großstädte ab. Das hat aber laut Revierleiter Kühn einen einfachen Grund.
Die Zell-Weierbacher Weinprinzessinnen Theresa Busam (von links), Simone Baser, Anna-Lena Vollmer, Annette Basler und Melanie Lampert, die Badische Weinprinzessin Nicole End, die Zell-Weierbacher Weinprinzessinnen Lou Jost, Kathrin Herp und Elisabeth Broß, die amtierende Weinprinzessin Offenburg-Rebland Sarah Schmidt, die Zell-Weierbacher Weinprinzessinnen Elisa Busam und Cosima May mit der amtierenden Badischen Weinprinzessin Katharina Bruder und der Gengenbacher Weinprinzessin Nicole Mußler.
vor 15 Stunden
Offenburg - Zell-Weierbach
Im Rahmen der Frühjahrsweinprobe am Samstag im Heimatsaal der Zell-Weierbacher Vinothek der Weinmanufaktur Offenburg-Gengenbach blickten die Winzer zurück auf ein herausforderndes Jahr.
vor 16 Stunden
Offenburg stellt Baumbilanz vor
2023 wurden in Offenburg erneut mehr Bäume gefällt als gepflanzt. Mitglieder des Umweltausschusses kommentierten die Baumbilanz, das Vorgehen und die weiteren Pläne der Stadt aber nicht nur kritisch, sondern lobten sie sogar teilweise.
Nordrachs "Stube" ist wieder zu, die Gemeinde startet einen neuen Versuch der Verpachtung.
vor 16 Stunden
Gasthaus ist seit 1. April geschlossen
Das Traditionshaus in Nordrachs Ortsmitte ist nach rund neun Monaten seit April wieder geschlossen. Die Gemeinde als Verpächterin will nun einen neuen Versuch starten.
Die Küken durften bei der Kükenschau unter fachmännischer Anleitung sogar hochgenommen werden.
vor 18 Stunden
Oase im hektischen Alltag
Küken und Kaninchen konnten bei der Kükenschau des Kleintierzuchtvereins Bühl am Sonntag bestaunt werden. Dabei ging es auch um den fachgerechten und respektvollen Umgang mit Nutztieren.
Krankenschwester Heike Eberle ist seit der Eröffnung in der ­Klinik an der Lindenhöhe mit dabei. 
vor 19 Stunden
"Mir geht das Herz auf"
"Engel" aus Praxis, Klinik und Pflegeheim (3): Heike Eberle ist Krankenschwester und Praxisanleiterin in der psychiatrischen Klinik an der Lindenhöhe in Offenburg. Sie findet es besonders wichtig, im Beruf Fachkompetenz und Empathie zu vereinen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Physiotherapeutin Luise Wolf schätzt die Zusammenarbeit und innovativen Ansätze bei ihrem Arbeitgeber. 
    22.04.2024
    Top-Life Berghaupten: Hier steht der Mensch im Mittelpunkt
    Das Gesundheitszentrum Top-Life in Berghaupten bietet ein Komplettpaket rund um Gesunderhaltung, Rehabilitation, Prävention und Wellness. Physiotherapeutin Luise Wolf ist Teil des motivierten Teams und gibt im Interview Einblick in ihre abwechslungsreiche Arbeit.
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.