Gottesdienste, die der Seele guttun
1,2 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt, das ist eine große Gruppe mit wachsender Tendenz. Die katholische Kirche will verstärkt den Blick auf diese Menschen richten und ihnen besondere Gottesdienste anbieten.
Offenburg (red/pie). Es braucht besondere Bedingungen, damit auch demente Menschen Gottesdienste feiern können, sagt Georg Schmitt, Regionaldekan der katholischen Region Ortenau. So ein Gottesdienst solle in kleinen Gruppen stattfinden, er zeichne sich aus durch eine einfache, klare Sprache, er dürfe nicht lange dauern und solle alle Sinne ansprechen. Da müsse es etwas geben zum Schauen, zum Tasten, zum Hören, zum Mitsingen, eventuell Fotos, vertraute Gegenstände, Berührungen. In kleineren Rahmen sei das eher möglich als in einem Gemeindegottesdienst.
Menschen auf Augenhöhe
»Es geht darum, die Menschen auf Augenhöhe anzusprechen«, so der Regionaldekan. Es seien ja Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten, Erfahrungen und in unterschiedlichem Stadium ihrer Erkrankung, da gelte es, auf den Einzelnen einzugehen, ihn mit seinem Namen anzusprechen, Blickkontakt zu halten, auch auf nichtsprachliche Kommunikation zu achten. Ganz wichtig seien Wertschätzung und Achtung. Man dürfe nicht übersehen, dass es Menschen seien in einer besonderen Situation, die man nicht allein unter dem Blickwinkel der Einschränkungen sehen dürfe.
Menschen mit Demenz seelsorgerlich zu begleiten und mit ihnen Gottesdienst zu feiern ist eine Herausforderung, der sich die Regionalstelle der Region Ortenau jetzt stellen will. Sie bietet deshalb einen Werkstattnachmittag »Demenz-Gottesdienste« an für Menschen, die Demenzkranke begleiten, ob zu Hause oder in einer Einrichtung. Referent des Nachmittags ist Bernhard Kraus, Leiter des Seniorenreferates im Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg, der auch ein Arbeitsbuch zum Thema geschrieben hat.
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»Begegnungen mit Menschen mit Demenz verunsichern«, sagt er, deshalb gehe es zum einen darum, mehr über die Erkrankung und die seelischen Bedürfnisse zu erfahren, zum anderen darum, zu welchem Anlass und in welcher Form ein Gottesdienst gestaltet werden kann. Beispielsweise böte sich die Verabschiedung von einem verstorbenen Mitbewohner an oder Rituale im Tages-, Wochen- oder Jahresablauf. Für manche Menschen öffnet die Feier mit ihren vertrauten Gesängen und Texten eine Tür zur Vergangenheit. Kraus: »In der Sprache der Bilder, Symbole, Lieder, Klänge, Gebete und Gesten kann es gelingen, Gottesdienste so zu gestalten, dass sie der Seele gut tun.«
◼ Die Werkstatt »Demenz-Gottesdienst« findet am Mittwoch, 29. Oktober, von 14 bis 21 Uhr im Gemeindezentrum Dreifaltigkeit, Am Feuerbach 44, statt. Anmeldungen bis Montag, 27. Oktober, unter www.kath-ortenau.de oder per Mail an reinhilde.toemke@kath-ortenau.de.