Hier wird genau hingeschaut
Offenburg. Elisabeth Huber hat mit den hoffnungslosen Fällen zu tun. »Ist das die letzte Station?«, werde sie oft gefragt, berichtet die Pflegerin. Und sie weiß: »Für viele ist das so.« Denn Huber arbeitet in der Palliativstation der St.-Josefsklinik, dort, wo die Patienten betreut werden, bei denen keine heilende Behandlung mehr möglich ist. Das Ziel ist deshalb klar formuliert: Es geht darum, Symptome in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität der todkranken Patienten zu steigern.
Die Palliativstation ist im Zuge der Umstrukturierungen innerhalb der Offenburger Kliniken erst in den vergangenen Wochen neu eingerichtet worden. Sie bildet nun zusammen mit Hämatologie (Blut-erkrankungen) und Onkologie (Krebserkrankungen) die Fachklinik, die zuvor unter dem Namen »Medizin II« firmierte und am Standort Ebertplatz angesiedelt war. Die neue, deutlich längere Bezeichnung »Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin« habe einen eindeutigen Vorteil, betont Chefarzt Andreas Jakob: »Damit wird klar definiert, wo wer betreut werden kann.«
Bedarf wird steigen
In seiner Fachklinik sind das Krebspatienten. »Der Bedarf wird immer mehr steigen«, prognostiziert Jakob. Nach Schätzungen von Experten werde die Zahl der Krebserkrankungen bis zum Jahr 2050 um 30 Prozent zunehmen. »Weil die Bevölkerung immer älter wird«, begründet der Chefarzt. Im Alter sei die Wahrscheinlichkeit größer.
Die wohl sauberste Luft im gesamten Klinikum gibt es auf der Leukämie-Station. Dort betreten Patienten, Personal und Besucher die Zimmer über eine Schleuse. Die Luft, die ins Zimmer gelangt, wird vorher über Filter gereinigt. Immerhin 200 000 Euro hat die neue Filteranlage gekostet. Die saubere Luft ist vor allem für Leukämie-Patienten gedacht; grundsätzlich können aber alle davon profitieren, deren Immunsystem durch eine Chemotherapie stark geschwächt ist. »Hier könnte man sogar Stammzellen transplantieren«, sagt Jakob. Allerdings komme das nicht mehr infrage, weil die Zahl der Erkrankten zu gering sei – und die Behandlung durch die Kliniken in Freiburg und Karlsruhe ohnehin schon abgedeckt werde.
»Wie an der Uniklinik«
Neu eingerichtet ist auch das der Hämatologie angegliederte Labor. Dieses verfügt nun auch über einen sogenannten Acht-Farben-Durchflusszytometer, ein hochmodernes Gerät, das mit Hilfe von Laserstrahlen Blutproben analysiert. »Damit gelingt es uns, innerhalb weniger Stunden jegliche Blut-
erkrankung zu differenzieren und die Diagnose zu stellen«, sagt Jakob. Damit sei ein »Level« erreicht, »wie wir es nur an Unikliniken haben«.Nächste Folge: Was sich hinter der Fachklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in der Josefsklinik verbirgt, lesen Sie am Donnerstag, 5. September.
Hintergrund: Fakten zur Klinik
Die Fachklinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin in der St.-Josefsklinik im Überblick:Bettenzahl: insgesamt 44, davon 15 Onkologie, 13 Strahlentherapie, zehn Palliativstation und sechs Leukämiestation. Nach letzten Renovierungsarbeiten (Onkologie) sollen es schließlich 50 Betten sein.Mitarbeiter: insgesamt 47, davon 13 ärztliche Mitarbeiter und 34 im PflegebereichPatienten: durchschnittlich 1400 im stationären BereichKontakt: Tel.: 0781/472-2501, Fax: 0781/472-2402; E-Mail: haematologie@og.ortenau-klinikum.de