»Ich möchte Zell voranbringen!«
»Kandidat privat« nennt sich die Reihe zur Bürgermeisterwahl Zell a. H., die einen Blick auf die Bewerber werfen möchte, die sich am 15. März dem Votum der Wähler stellen. Das Bild der Menschen entstand in jeweils mehrstündigen Gesprächen mit Severin Haas, Günter Pfundstein, Martin Haas, Wolfgang Mössinger, Arthur Goehl und Peter Ruhm – den Kandidaten also, die im Falle ihrer Wahl das Amt auch antreten wollen.
In der fünften und vorletzten Folge geht es heute um Arthur Goehl (44) aus Zell a. H. Ein Kandidat, mal (fast) ganz privat.
Als Arthur Goehl den Gesprächstermin zur Serie »Kandidat privat« bestätigt, kommt so was wie ein Warnhinweis: »Sie haben doch nichts gegen Hunde, keine Allergie oder so?« Nein, alles bestens, »Duffy« und »Coco« dürfen den Gast völlig allergiefrei begrüßen. Und das tun sie dann auch ausgiebig und überschwänglich.
Seit 2002 wohnt Arthur Goehl mit Ehefrau Gina und den Söhnen Jonas (20) und Hanno (14) in Zell a. H. im damals gekauften Haus. Und ebenso lange arbeitet Goehl in Zell als Rechtsanwalt im Anwaltsbüro Scheid. Zell ist also nicht sein Geburtsort, ist ihm aber zur Heimat geworden, sagt er. Für Goehl die perfekte Mischung: »Ich sehe vieles dadurch unbefangen, aus einer Perspektive wie von außen«.
Am 15. März strebt der Anwalt einen beruflichen Wechsel an: Der 44-Jährige möchte Bürgermeister in Zell werden, falls gewünscht, auch länger als acht Jahre. Goehl tritt als parteiloser Kandidat an. »Ich möchte Zell voranbringen, zukunftsfähig machen. Als Bürgermeister kann man einiges bewegen«, sagt der Bewerber.
Viele Parallen
Im Gespräch sieht Arthur Goehl viele Parallelen zwischen dem Anwaltsberuf und dem Amt des Bügermeisters. Als Anwalt müsse er kommunikativ sein, um den Ausgleich bedacht, müsse sich in neue Themen schnell einarbeiten, in Gesprächen auf den Punkt kommen und sich aber auch durchsetzen können. So oder so ähnlich gehe es auch einem Bürgermeister. Und für sich als Privatmensch ergänzt er noch auf die entsprechende Frage: »Ich bin offen, spontan und kreativ, kann gut mit Menschen. Ich möchte ein Bürgermeister zum Anfassen sein«. Zu den Eigenschaften fügt Ehefrau Gina, die Lehrerin an den Beruflichen Schulen Wolfach ist, noch eine aus ihrer Sicht hinzu: »Er ist sehr stressresistent«. Arthur Goehl nimmt den Ball gerne auf: »Noch schlafe ich gut«, sagt er augenzwinkernd auf die Frage, ob er so langsam nervös und gestresst sei, da der Wahltermin immer näher rückt.
Arthur Goehl wurde in Heidenheim an der Brenz geboren, besuchte das Gymnasium und studierte in Konstanz Jura. Nach einem Referendariat war er zunächst Anwalt in Singen, bevor er nach Zell wechselte. Für seine Kinder engagiert er sich im Elternbeirat des Gymnasiums Gengenbach, singt im Joy & Fun-Chorus Zell und ist Mitglied im Lionsclub Kinzigtal. Goehl ist katholisch, Sohn Hanno verabschiedet sich nach einiger Zeit. Er hat an diesem Abend Ministrantendienst in St. Symphorian.
Arbeiten im Garten
Auch ein stressresistenter Anwalt braucht doch sicher mal einen Ausgleich zum Beruf? Goehl bestätigt das und blickt dabei aus dem Fenster, wo die beiden Hunde über den Rasen toben: »Den hole ich mir mit Gartenarbeit. Oder einem Waldspaziergang. Auch mal ein Glas Rotwein bringe Entspannung – oder Kartenspielen mit Freunden.
Im Herbst 2014 hatte sich Arthur Goehl erstmals damit beschäftigt, in Zell anzutreten. Danach folgten Gespräche im Familienkreis, die Gina Goehl schildert: »Wir haben darüber gesprochen und diskutiert. Auch wegen der Verantwortung gegenüber der Familie.«
Den Goehls war klar, dass das Privatleben eines Bürgermeister öffentlich wird und unter den vielen Terminen leiden kann. »Ich kenne das ein bisschen von meiner Anwaltstätigkeit«, so Goehl. Auch da werde er manchmal von Klienten außerhalb der Bürozeiten angesprochen. Und er sieht ein, dass ein Bürgermeister präsent sein muss. »Die Familie darf aber dadurch nicht auf der Strecke bleiben«, setzt Goehl Grenzen.
Der Rechtsanwaltsberuf und die Bürgermeistertätigkeit mögen zwar gewisse Parallelen besitzen, dennoch hat Arthur Goehl keine Verwaltungserfahrung. Ob er sich das Amt zutraut? Der Bewerber zeigt sich auf die Frage gut vorbereitet und zählt ohne zu zögern fünf Stadtoberhäupter auf, die zuvor in anderen Berufen tätig waren. Übrigens auch als Juristen.
»Ja, ich traue mir das Amt zu«, betont Goehl. »Die spezifischen Verwaltungsaufgaben sind in Zell in guten Händen. Ich verstehe mich als jemanden, der Visionen hat und die Richtung vorgibt«, definiert er sein Rollenverständnis vom Amt.
Wie die meisten seiner Mitbewerber, so führt Arthur Goehl im Vorfeld der Wahl viele Gespräche. »In jedem Gespräch gibt es Anregungen und neue Fragestellungen. Ich bin überrascht, was an Ideen und Innovationskraft da ist. Das ist Potenzial, das man ausschöpfen kann, wenn man die Bürger mit ins Boot holt«.
Jetzt, in der heißen Phase des Wahlkampfs, möchte er diese Bürger zunächst einmal auf seine Seite bringen. Dafür veranstaltet er Bürgerabende. Durch die überwiegend positiven Reaktionen auf seine Bewerbung fühlt sich der Kandidat in seiner Entscheidung bestätigt.
Und was meint Hanno zur Bewerbung seines Vaters? »Ich find’s gut. Wäre aber auch nicht schlimm, wenn’s nicht klappt«, so der 14-Jährige.