Offenburg

Ihre Hilfe ist weiter gefragt

Allgeier Simon
Lesezeit 4 Minuten
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17. März 2012
Ulrich Marx - Drobs-Chef Frank Menner (rechts) und seine Mitarbeiter kümmern sich in Offenburg um Drogenabhängige. Von links: Frank Zarska (E-Werk Mittelbaden), Michael Sauer und Andreas Bentz, vorne: Carolin Schelb und Katja Schlager.

Ulrich Marx - Drobs-Chef Frank Menner (rechts) und seine Mitarbeiter kümmern sich in Offenburg um Drogenabhängige. Von links: Frank Zarska (E-Werk Mittelbaden), Michael Sauer und Andreas Bentz, vorne: Carolin Schelb und Katja Schlager.

Einen negativen Spitzenplatz belegt Offenburg bei der Zahl der Drogenabhängigen. Die Nähe zu Straßburg und die Insassen der Justizvollzugsanstalt tragen nach Aussage der Verantwortlichen ihren Teil dazu bei, dass die Hilfe der Drogenberatungsstelle immer wieder nötig ist.

Offenburg. Der umfunktionierte Zigarettenautomat am Eingang der Drogenberatungsstelle (Drobs) in der Alten Lange Straße spricht eine deutliche Sprache: Harte Drogen, allen voran Heroin, befinden sich in Offenburg keineswegs auf dem Rückzug. Der Automat enthält Spritzen, verpackt in zigarettenpackunggroße Pappschachteln, außerdem Alkoholtupfer und ein Mittel zum Auflösen von Heroin. Einen Euro kosten die Pakete, die von den Drobs-Mitarbeitern angerichtet werden. Der Bedarf ist groß.

Vom vielbeschworenen Rückgang des Heroinkonsums bemerkt Frank Menner in Offenburg nichts. »Wir bewegen uns hier immer noch auf einem sehr hohen Niveau«, sagte der stellvertretende Leiter der Jugend- und Drogenberatung Kehl/Offenburg bei einem Pressegespräch in der Drogenberatungsstelle Offenburg. Im Gegenteil: Sieben Drogentote im vergangenen Jahr im Ortenaukreis – »das war extrem viel«, stellte Michael Sauer, Sozialpädagoge und Suchttherapeut fest. 2010 sei nur ein Drogenabhängiger einer Überdosierung zum Opfer gefallen.

Subutex ist beliebt

Den Grund für die herausragende Position des Ortenaukreises in der Drogenstatistik sieht Menner in der Nähe Offenburgs und vor allem Kehls zu Frankreich. »Wir haben hier viele Subutex-Abhängige«, betonte er. Die Ersatzdroge sei in Frankreich im Vergleich zu Deutschland relativ einfach zu beschaffen. »Jeder Arzt in Straßburg kann Subutex verschreiben«, verwies er auf den in seinen Augen legeren Umgang mit dem Stoff. Das führe dazu, dass die Schwarzmarktpreise für Subutex in Offenburg günstiger seien als in den meisten deutschen Großstädten. Subutex bereite Drogenabhängigen zwar nicht den gleichen Kick wie Heroin, als Einstiegsdroge sei die Substanz allerdings beliebt.

Menner schätzt, dass es im Ortenaukreis zwischen 500 und 700 Heroinabhängige gibt. Längst nicht alle der 899 Personen, die 2011 in die Drogenberatungsstelle kamen, sind jedoch heroinsüchtig. Gut die Hälfte kämpft laut Menner mit anderen Drogen, wie Cannabis oder Alkohol. Auch die Spielsucht und der krankhafte Medienkonsum beschäftigen die sieben Drobs-Mitarbeiter zunehmend. »Viele Eltern sind besorgt, wenn die Kinder zehn bis zwölf Stunden am Computer spielen«, sagte Menner. Die Folgen des krankhaften Verhaltens seien meist ein Rückzug aus dem sozialen Leben und Depressionen.

JVA sorgt für Zuwachs

Zuwachs an Klientel erhielt die Drogenberatungsstelle Offenburg durch die enorm vergrößerte Justizvollzugsanstalt. Rund die Hälfte der Personen, die Rat im Umgang mit ihrer Sucht suchten, seien Häftlinge, meint Sauer. »Wir gehen in den Knast rein und sind dort vor Ort«, führte Carolin Schelb aus. Die Sozialarbeiterin kümmert sich hauptsächlich um die Gefängnisinsassen. Der Anteil Drogenabhängiger unter den Häftlingen werde laut offizieller Zahlen auf ein Drittel geschätzt.

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Während die Kontaktaufnahme im Gefängnis recht einfach sei, gestalte sich diese in der Beratungsstelle teilweise schwierig, berichtete Schelb. Lediglich 30 Prozent der Betroffenen könnten durch ein Therapieangebot erreicht werden. Die gleiche Anzahl falle über kurz oder lang wieder in die Sucht zurück. Der von der Drogenberatungsstelle ins Leben gerufene Spritzentausch soll zumindest verhindern, dass sich die Heroinabhängigen mit Krankheiten durch verunreinigtes Besteck wie HIV oder Hepatitis infizieren.

»Eine Spritze gibt es nur dann umsonst, wenn die alte auch zurückgegeben wird«, klärte Menner über das System auf. Damit soll verhindert werden, dass gebrauchte Spritzen in Mülleimern oder gar auf Spielplätzen landen und Kinder gefährden. Rund 44 000 Spritzen wurden auf diese Art im vergangenen Jahr im Ortenaukreis eingetauscht. »Das sind 121 Spritzen täglich«, rechnete Sauer vor.

Hintergrund: Die Drogenberatungsstelle

Die Jugend- und Drogenberatung Offenburg/Kehl (Drobs) ist eine Anlaufstelle für Menschen die Fragen zum Thema Alkohol und Drogen haben. Sie bietet suchtbegleitende Hilfen sowie Entgiftung und stationäre oder ambulante Entwöhnungsbehandlung an.

Das Team der Drobs besteht derzeit aus 6,4 Fachkraftstellen. 2011 betreuten die Mitarbeiter insgesamt 899 Drogenabhängige, davon waren 80 Prozent Männer, in der Mehrzahl zwischen 21 und 29 Jahre alt. Rund 50 Prozent der hilfesuchenden Personen sind heroinabhängig.

Die Anlaufstelle in Offenburg befindet sich in der Alten Lange Straße 5, • 07 81 / 94 87 88-0,

E-Mail: drobs-kehl@bw-lv.de.

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