Gengenbach

Interesse an ersten Windpark-Baustellenbesichtigungen groß

Marc Faltin
Lesezeit 5 Minuten
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23. Januar 2017

(Bild 1/5) Am Sonntag konnte dieser Baustellenbereich auf dem »Steinfirst« des interkommunalen Windparks begutachtet werden. Der Kran steht auf Gemarkung Hohberg, der rechte und knapp 400 Meter entfernte Abschnitt mit Fundament für den zweiten Betonturm auf Bermersbacher Boden. Weitere zwei Windenergieanlagen entstehen südlich jeweils zur Hälfte auf Gengenbacher und Friesenheimer Boden auf dem »Rauhkasten«, wo in dieser Woche das letzte Fundament gebaut wird. © endura kommunal

Drei geführte Besichtigungstouren durch den Steinfirst-Bereich der Windpark-Baustelle waren für Sonntag geplant. Der großen Nachfrage wegen, so Jochen Brosi von den Stadtwerken, gab es sogar eine vierte Busfahrt, um 200 angemeldete Interessierte über den Stand der Dinge dieses 22 Millionen Euro teuren Großprojekts zu informieren.

Am Parkplatz der Gengenbacher Kinzigtalhalle und beim zusätzlichen Einstieg am Diersburger Rathaus gesellte sich am Sonntag zu deutlichen Minusgraden noch Nebelgrau dazu. »Wir sitzen hier in einem älteren Bus, weil für unsere Fahrt über die ehemalige Pionierstraße ein moderner Bus mit Automatikgetriebe und geringerem Bodenabstand nicht geeignet wäre«, erklärte Jochen Brosi von den Stadtwerken als Busbegleiter. Tatsächlich hatte Frank Zimmermann im roten Linienbus, Baujahr 1982, die eine oder andere fahrtechnische Herausforderung auf dem teilweise steilen, aber gut geschotterten Weg durch den Wald zu meistern. Auf dem auch Baustellenfahrzeuge der übergroßen  Art unterwegs sind, um Spezialkranteile und Bestandteile der insgesamt vier Windenergieanlagen zu transportieren. Oben angekommen grüßten Rolf Pfeifer von der projektbetreuenden endura kommunal GmbH in Freiburg und Heiko Rüppel von der Enercon GmbH in Aurich umgeben von Sonne und Himmelblau. Mitglieder der Trachtenkapelle Fußbach versorgten die Besucher mit Heißgetränken. »Nach ihrem freundlicherweise sehr kurzfristigen Einsatz sprachen sie davon, dass rund 60 Liter Glühwein und 20 Liter Früchtepunsch getrunken wurden«, so Pfeifer.

2200 Tonnen drücken nach unten

Bevor es zu einem Turmfundament auf Bermersbacher Gemarkung ging, fragte Rüppel, wie tief wohl dieses Fundament für den dort geplanten Betonturm mit 149 Metern Höhe und Rotorblättern mit Durchmesser von 115 Metern sei? Die Schätzungen der Besucher reichten von vorsichtigen fünf bis zu offensiven 20 Metern. An Ort und Stelle verblüffte Rüppel etliche Zuhörer: »Es sind 3,50 Meter – wie bei einem Einfamilienhaus«. Dies genüge, da allein der Betonturm mit 2200 Tonnen genügend Gewicht nach unten drücke. »Und da wir hier auf felsigen Untergrund stießen, reicht ein Durchmesser von 20 statt geplanten 24 Metern«, so Rüppel, was immerhin Material und damit Geld spare. 900 Tonnen Beton und 88 Tonnen Stahl reichten in diesem Fall aus. Wobei der Experte des größten deutschen Windanlagenherstellers aus dem Norden der Republik unterstrich, dass Qualität in diesem Windpark an höchster Stelle stehe. Rüppel und Pfeifer, der nochmals die lange Vorplanung anschnitt, die 2011 begann, waren bei ihren Erläuterungen deutlich zu hören. Nicht zuletzt weil keine Windgeräusche störten. Die angenehme Windstille überraschte indes angesichts der propagierten Wirtschaftlichtkeit dieses Windparks nach entsprechenden Windmessungen über zwölf Monate hinweg. 

Ernte in Luftschichten ab 100 Metern Höhe

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»Wir ernten den Wind in Luftschichten in der richtigen Höhe ab 100 Metern, wo er gleichmäßig anströmt«, richtete Rüppel seinen Zeigefinger nach oben, »daher können wir diese Anlagen auch nicht verstecken«. Die Verspargelung der Landschaft gilt als ein Hauptkritikpunkt an Windrädern wie diesen. »Im Norden müssen sich die Bürger die Anlagen anschauen und haben nichts davon, das soll hier anders sein«, verwies Rüppel auf die Möglichkeit der finanziellen Bürgerbeteiligung an diesem Windpark. Die Nebengeräusche, das Flappen der Rotorblätter, stoßen ebenfalls unüberhörbar auf Kritik. »Anders als im Schuttertal arbeiten diese vier Windenergieanlagen getriebelos und damit geräuschärmer«, so Rüppel, »bei Volllast gibt es zwölf Umdrehungen pro Minute«. Und Zacken am Rotorblattende zerkleinern Turbulenzen, was Geräusche zusätzlich verringert. »Das haben wir uns vom Uhu abgeschaut«, sagte Rüppel mit Blick auf die Flügel der größten Eulenart, deren Konstruktion durch die Natur prinzipiell vergleichbar sei.
Unter dem Motto »Transparenz schafft Akzeptanz« folgen weitere geführte Baustellenbesichtigungen am 19. März, wenn auf jeden Fall die ersten Betontürme stehen, und am 9. April, wenn ein Teil der vier Türme bereits mit Windenergieanlagen bestückt sein könnte, bevor die Rotorblätter angeliefert und montiert werden. »Ende Juni wollen wir dann ans Netz«, sagte Pfeifer. Ein Besucher hakte verblüfft nach: »Das reicht zeitlich?« Pfeifer nickte. Die Einspeisevergütung nach dem neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sinkt ab 1. Juli 2017.

Stimmen zum Aktionstag:

»Ich war vollkommen überrascht von der enormen Anzahl an Besuchern, wir hatten über 300 auf der Baustelle. Viele kamen auch zu Fuß auf den Steinfirst hoch, um sich den Führungen anzuschließen. Zudem war für mich in Anbetracht der Situation im Schuttertal sehr überraschend, dass wir bei den vier Führungen nicht eine kritische Rückfrage oder Anmerkung hatten. Wir hatten uns auf Diskussionen eingestellt, stattdessen erhielten wir viel Lob für die Besichtigungen.«
Rolf Pfeifer von der endura kommunal GmbH Freiburg, die von der Stadt Gengenbach als Beraterin engagiert ist.

»Die Führung war sehr informativ und sehr interessant. Wann hat man schon die Möglichkeit, so nah an eine WKA-Baustelle zu kommen? Freue mich schon auf die noch kommenden beiden Termine, wofür ich mich gleich angemeldet habe.«
Mario Seifermann aus Offenburg.

»Das Angebot der Stadtwerke Gengenbach habe ich gerne wahrgenommen, um mal vor Ort etwas zur Gewinnung von Energie per Windkraft zu erfahren. Man hört ja immer wieder kritische Stimmen zur Verspargelung der Landschaft durch Windräder – das scheint mir zumindest in dieser Lage nachrangig. Offenbar haben die Konstrukteure aus Fehlern der Anfangszeiten auch gelernt und die Technik optimiert. Beeindruckt hat mich, dass immerhin rund 9000 Haushalte mit Windstrom versorgt werden können.«
Monika Kopf aus Gengenbach.

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