Jung und Alt werden in Biberach Nachbarn
Der Spatenstich für den 4,5 Millionen Euro teuren Neubau der Kindertagesstätte St. Barbara in Biberach ist erfolgt. Ab Ende 2021 soll das Mehrgenerationenareal „Am alten Sportplatz“ komplett sein.
Das letzte Mosaikstück des Mehrgenerationenareals „Am alten Sportplatz“ in Biberach entsteht: Mit einem symbolischen Spatenstich begannen am Donnerstag offiziell die Arbeiten an der neuen Kindertagesstätte St. Barbara. Der Neubau mit Gesamtkosten von rund 4,5 Millionen Euro wird direkter Nachbar der bereits fertiggestellten Seniorenwohnanlage, zu der auch das Nachbarschaftshaus mit Tagespflege gehört.
Zahlreiche Gäste fanden sich am Donnerstag auf dem Baugelände des neuen Kindergartens zum ersten Spatenstich ein. Sie alle hatten direkt oder indirekt mit dem Neubauprojekt zu tun.
So waren Biberacher Gemeinderäte vor Ort, sie hatten den Bau im Februar 2019 beschlossen. Das Landratsamt Ortenaukreis war vertreten durch den Ersten Landesbeamten Nikolas Stoermer. Das Landratsamt hatte sich im Verteilerausschuss beim Regierungspräsidium dafür eingesetzt, dass 600 000 Euro aus dem Ausgleichsstock ins Biberacher Projekt fließen werden. „Die höchste Einzelstumme“, wie Stoermer in seinem Grußwort erfreut feststellte.
Für den späteren Betreiber des Kindergartens St. Barbara, die katholische Kirchengemeinde, war Daniel Obert von der Verrechnungsstelle in Lahr dabei, als direkte Nachbarn gratulierten Marco Porta (Tagespflege Nachbarschaftshaus) und Andrea Mäntele (Verein „Hilfe von Haus zu Haus“). Bürgermeisterin Daniela Paletta begrüßte auch die spätere Leiterin der Kindertagesstätte, Lisa Fautz, die Fachbereichsleiter der Verwaltung, sowie die Vertreter der am Bau beteiligten Firmen, an der Spitze Architekt Stefan Wussler (wwg-Architekten).
„Heute ist ein großer Tag für uns“, freute sich die Bürgermeisterin über den Baubeginn der neuen Kindertagesstätte. Sie machte deutlich, dass ein Mehrgenerationenareal in Biberach immer ihr Traum gewesen sei. Es sei ein Leuchtturmprojekt, dass es so in der Ortenau noch nicht gebe.
Auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die neue Kindertagesstätte, die einmal 114 Kindern in sechs Gruppen Platz bieten wird. Drei der Gruppen sind für Kinder unter drei Jahren vorgesehen. Die Betriebsträgerschaft liegt bei der katholischen Kirche, der Kindergarten soll nach rund 16 Monaten Bauzeit Ende 2021 in Betrieb gehen.
Bund und Land helfen
Paletta machte klar, dass die Gemeinde ohne Zuschüsse das Projekt nicht hätte stemmen können. Umso mehr freute sie sich über rund 495 000 Euro Fördermittel aus dem Investitionsprogramm des Bundes zur Kinderbetreuungsfinanzierung und – ganz aktuell – über 600 000 Euro aus dem Ausgleichsstock des Landes.
Paletta verdeutlichte, dass die Kinderbetreuung in der Gemeinde eine der zentrale Herausforderungen sei. „Mit dem ersten Spatensich wird daher ein großer Schritt für die Gemeinde, ihre Einwohner und hauptsächlich für die Kinder gemacht“, sagte sie. Der Bedarf an Betreuungsplätzen sei vorhanden und gestiegen. Hinzu kämen nicht mehr zeitgemäße und beengte Verhältnisse im bisherigen Kindergarten St. Barbara in der Friedenstraße. Dessen Gruppen ziehen natürlich auch in den Neubau um. „Außerdem wird das Angebot erweitert und eine Ganzstagsbetreuung mit Mittagessen angeboten“, fügte sie hinzu. Wie groß der Bedarf ist, zeige auch die notwendige Containerlösung beim jetzigen Kindergarten St. Barbara.
Viele Begegnungen
Viele Begegnungen zwischen Alt und Jung sollen auf dem Mehrgenerationenareal möglich werden. „Wir sehen ein Konzept vor, in dem die Bewohner der Seniorenwohnanlage in den Kindergartenalltag mit eingebunden werden“, erklärte die Bürgermeisterin. Geplant sind unter anderem Vorlesenachmittage, gemeinsames Singen, Basteln und vieles mehr.
„Bei allen Bedenken, dass ältere Menschen ihre Ruhe bräuchten, zeigt sich auch, dass die ältere Generation durchaus gerne in Gesellschaft von Kindern ist“, war sich Paletta sicher: „Professionell begleitete Begegnungen ermöglichen persönliche Beziehungen zwischen Kindern und Senioren und fördern das Verständnis füreinander“.
Das Kindergartenprojekt, das in Sitzungen und Klausuren des Gemeinderats über Jahre entwickelt wurde, bringt laut Daniela Paletta auch für die Gemeinde großen Mehrwert: „Unser gemeinsames Ziel ist es, Rahmenbedingungen für eine lebens- und liebenwerte Gemeinde, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie für Zukunftsfähigkeit zu schaffen“. Nicht zuletzt sei gute Kinderbetreuung auch ein wesentlicher Standortfaktor.
„Es ist sehr gut investiertes Geld, auch wenn die Gemeinde zur Finanzierung Kredite aufnehmen muss“, sagte Nikolas Stoermer. Der Bedarf an Kinderbetreuungplätzen steige Landes- und kreisweit. Das liege an steigenden Geburtenzahlen, aber auch an der Tatsache, dass Eltern ihre Kinder immer früher zur Betreuung geben. Dass Biberach übrigens beim Ausgleichsstock reichlich bedacht wurde, liege auch am tollen Konzept, lobte Stoermer.