Festakt zum Glocken-Jubiläum:

Kirchenglocken, die klangvolle Stimme des Glaubens

Dieter Petri
Lesezeit 4 Minuten
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18. Oktober 2016

(Bild 1/2) Der 18. September 1966 war ein großer Festtag für die Pfarrgemeinde St. Blasius. Auf der historischen Fotografie sind unter anderem Ortspfarrer Karl Biemer und der Wolfacher Dekan Huber zu sehen, der damals die Glocken weihte. ©Historischer Verein

Vor 50 Jahren wurden die Glocken der Kirche St. Blasius in Biberach geweiht. Die Kirchengemeinde und der Historische Verein hatten aus diesem Anlass ein Festwochenende organisiert, den Festvortrag hielt der renommierte Glocken-Experte Kurt Kramer.

Die katholische Kirchengemeinde und der Historische Verein Biberach nahmen die Weihe neuer Glocken vor 50 Jahren zum Anlass, den renommierten Glockenspezialisten Kurt Kramer zu einem Vortrag über die allgemeine Geschichte des einzigartigen Klanginstruments einzuladen und in einer Ausstellung den Besuchern die spezielle Geschichte der Biberacher Glocken nahezubringen. Dazu hatten sich am Samstagabend rund 100 Besucher im Rietsche-Saal eingefunden. 

In seiner Begrüßung betrachtete Pfarrer Bonaventura Gerner das besondere Anliegen eines kirchlichen Geläutes.  »Mit seinem weithin hörbaren Klang möchte das Spiel der Glocken Himmel und Erde verbinden«, so Gerner, »der Klang der Glocken begleitet uns von der Wiege bis zur Bahre.« Glocken seien ein Symbol der christlich-abendländischen Kultur. Leider würden sich heute an diesen Klängen die Geister scheiden. Freuen sich die einen an der »Erhabenheit der Stimmung«, empfinden andere das Geläut als »unliebsame Ruhestörung«.

Ursprünge in China

Bei der Glockenweihe vor 50 Jahren hatte ein Amateur einen Film gedreht. Karl Hoferer projektierte an diesem Abend daraus einige Ausschnitte. Sie lenkten den Blick nicht nur auf die hochglänzenden Glocken und Biberachs Pfarrer Biemer, der die Anschaffung des neuen Geläuts betrieben hatte. Mindestens genauso neugierig machte der Anblick der damaligen Jugend, die jetzt als um ein halbes Jahrhundert gealtert unter den Besuchern saß. 

»Klänge der Unendlichkeit« hatte Kurt Kramer seinen Vortrag über die Kultur- und Religionsgeschichte der Glocken überschrieben. Und er holte dabei weit aus, begann bei der Glocken- und Glöckchenliebe des chinesischen Kaisers, um das Jahr 221 vor Christus. Er ließ sich morgens von Glöckchenklang wecken. Kramer zeigte auf, dass in der jüdischen Religion das Glöckchen zu Ehren kam. Es schmückte die Thorarolle mit den fünf Büchern Mose und der Hohe Priester ließ sein Gewand mit einem Kranz von wohlklingenden Glöcklein säumen. Dass die Christen in ihrer Frömmigkeit die jüdische Tradition aufgriffen, war  keine Selbstverständlichkeit. Die ersten Missionare, die den christlichen Glauben in unsere Region brachten, die heiligen Columban, Gallus und Pirmin, hatten an ihrem Wanderstab regelmäßig ein Glöckchen hängen, das den hellen Klang des Glaubens verkündete. 

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Dass in der orthodoxen Kirche die Glocken nicht wie hierzulande geläutet, sondern gleich einem Glockenspiel geschlagen werden, machte Kramer an eindrucksvollen Klangbeispielen deutlich. Auch die anglikanische Kirche geht anders mit der Glocke um als die deutsche. Die nacheinander angeschlagenen Glocken ergeben eine heitere Melodie. 

Schwergewichte

Aber auch die Schwergewichte unter den Glocken haben es dem Referenten angetan, darunter die »Hosanna« im Freiburger Münster, gegossen 1258. Das Relief auf der Glocke zeigt die heilige Maria. 
An Gewicht übertroffen wird sie vom »Decke Pitter« (Dicke Peter) des Kölner Doms. Diese ist mit sage und schreibe 24 Tonnen die größte schwingende Glocke der Welt. Eröffnet und geschlossen hat Kramer seinen Vortrag mit Versen aus Friedrich Schillers »Lied von der Glocke«, das in früheren Jahren in der Schule auswendig zu lernen war.

Kramer bedauerte, dass das Glockengeläut hierzulande nicht mehr allen Zeitgenossen gefällt. Kein Verständnis zeigte der Glockenfreund auch für Überlegungen in höchsten bischöflichen Kreisen, ob das Läuten der Glocken mit Rücksicht auf muslimische Flüchtlinge vermindert werden solle. Schließlich stünden die Glocken für ein akzeptables Miteinander, so Kramer.

Rechtzeitig zur Feier ist auch die kleine Glocke für das Rathaus gegossen worden. Wolfgang Bösinger, Bürgermeister a. D. und Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins stellte das Werk vor und berichtete von dem Wunsch, den Dachreiter des Rathauses wieder wie früher mit einem Glöckchen auszustatten. Der Historische Verein, der Heimatverein und die Kommune teilen sich die Kosten. Pfarrer Gerner kam der Bitte, die Glocke zu segnen, gerne nach. 

Der Vorsitzende des Historischen Vereins Biberach, Josef Ringwald, gab nach dem Vortrag eine Einführung in die kleine, aber feine Ausstellung zur Geschichte der Glocken und der Kirchengebäude des Ortes, die zahlreiche interessierte Besucher fand. 
Für den musikalischen Rahmen sorgte das Saxophon Quartett mit Joachim Bächle, Rudi Fautz, Franz Mäntele und Leonie Müller.

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