Klares Ja für Ehepaar Martiny
Der evangelische Kirchengemeinderat gab dem Bewerberpaar für die vakante Pfarrstelle, Deborah und Moritz Martiny, am Donnerstagabend seinen Segen. Das vorläufige Wahlergebnis fiel einstimmig aus.
»Es gibt wenige Gottesdienste, die nur alle sieben bis 14 Jahre stattfinden«, sagte Matthias Saecker, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, in seiner Begrüßung am Donnerstagabend in der evangelischen Kirche in Gengenbach. Es gab allerdings auch nur wenige Gemeindemitglieder, die der Einladung zum Wahlgottesdienst folgten, in dem der Rat über das Bewerberpaar Martiny für die vakante Pfarrstelle abstimmte. Der Wahlabend fand ohne die Bewerber statt. Dekan Frank Wellhöner gestaltete den Gottesdienst. »Warum ein Wahlgottesdienst?« Gleich zu Beginn ging er auf diese Frage ein: »Weil die Wahl eines Pfarrers unter dem Geist Gottes entschieden werden soll.«
Seine Predigt drehte sich um den »Hirten als Urmodell des Pfarrers«, doch zentrales Gut des evangelischen Glaubens seien die gemeinschaftlichen Entscheidungsprozesse. »Der Dienst der Kirchenältesten ist Hirtendienst«, so Wellhöner, »Sie haben sich ausgiebig Gedanken gemacht, ob die Kandidaten zu Ihrer Gemeinde passen und Sie werden nun im Namen der Gemeindemitglieder wählen.«
Da der »Wahlkörper« aus zehn Stimmberechtigten bestünde, seien sechs Ja-Stimmen erforderlich, erklärte Sabine Schumacher, Vertreterin des Ortenaukirchenrats. Sie leitete die Wahl und erläuterte das Vorgehen nach negativem und positivem Wahlergebnis. Falls die Bewerber abgelehnt würden, gebe es in zwei Wochen eine erneute Wahl, schlage die Wahl wieder fehl, besetze der Oberkirchenrat die Stelle. Nach erfolgreicher Wahl müsse das Ergebnis der Gemeinde im kommenden Sonntagsgottesdienst bekannt gegeben werden, da jedes Gemeindemitglied den Wahlvorgang anfechten kann.
Gewählt wurde geheim mit Stimmzetteln in der Sakristei. Die acht Kirchengemeinderäte und Kirchenältesten sowie Gemeindediakon Titus Bongertz und Dekan Wellhöner wählten das Bewerberpaar einstimmig. Das »vorläufige Wahlergebnis« erfreute die Kirchenräte. »Ein weiterer Meilenstein ist geschafft«, sagte Saecker erleichtert, »jetzt ist die Vorfreude groß auf September«. Zum neuen Schuljahr ziehe die Familie Martiny mit drei Kindern nach Gengenbach. »Wir haben den Beginn im September absichtlich in die Ausschreibung gesetzt, weil wir Familien suchen, die langfristig planen«, so Saecker. Die Bewerber hätten auch einen guten Eindruck gemacht, weil sie ihre Arbeit in der jetzigen Gemeinde zu einem geordneten Ende bringen wollen.
Allseits Freude
Wellhöner kündigte an, die Gewählten noch am Abend anzurufen. Vertretungspfarrer Ditmar Gasse gratulierte den Kirchenältesten zur Wahl und versicherte: »Jetzt mache ich eben noch das halbe Jahr.« Auch Wellhöner freute sich über die Wahl: »Insgesamt sind in der Region die Pfarrstellen mit sehr guten Kollegen besetzt.« Deborah Martiny sagte gestern auf OT-Anfrage am Telefon, sie würde sich über die Wahl freuen. Dabei beließ sie es, »es ist ja noch ein halbes Jahr hin«, bis sie und ihr Mann die Stelle antreten.
Moritz und Deborah Martiny
Nachdem sich auf die erste Ausschreibung für die Nachfolge des Pfarrerehepaars Mathis, das seit August in Den Haag seelsorgerisch tätig ist, im Herbst niemand gemeldet hatte, folgte Anfang 2015 eine zweite Ausschreibung. Nur das Ehepaar Martiny bewarb sich und stellte sich am 22. Februar in der Evangelischen Kirchengemeinde vor.
Das Paar hat drei Kinder: Salome ist sieben, Rahel vier und Simon drei Jahre alt. Moritz Martiny stammt aus Hamburg, wuchs in Freiburg auf und studierte Theologie in Basel, Heidelberg und Greifswald. Seit elf Jahren leistet er den Pfarrdienst in drei Gemeinden in Wertheim, zu denen 1111 Mitglieder zählen, so der 41-Jährige. »Ich bin im Grunde meines Herzens ein fröhlicher Mensch«, sagte er in seiner Vorstellungsrede. Als amtierender Bezirksjugendpfarrer engagiere er sich »gemeindlich und übergemeindlich für die kirchliche Jugendarbeit«.
Seit 2008 teilt er sich die Pfarrstelle mit seiner Frau. Deborah Martiny stammt aus Nordhessen und verbrachte als Kind von Missionaren einige Zeit in Tansania. Dorthin führte sie später auch das Theologie-Studium, neben den Studienstationen in Leipzig und Heidelberg, wo sie ihren Mann kennenlernte. Zudem habe sie in Buenos Aires gearbeitet, »so dass ich ganz verschiedene Arten Kirche und Glaube kennengelernt habe«, erklärte die 38-Jährige in der Gemeindeversammlung. (lod)