Klares Votum für den Solarstrom
Schutterwald. Bei zwei Gegenstimmen sprach sich der Gemeinderat Schutterwald am Mittwochabend für den Bebauungsplan Solarpark Schutterwald aus. Außerdem soll dieser in den Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Gewerbepark Raum Offenburg eingebracht werden. Dem Beschluss ging eine kontroverse Diskussion voraus. Nicht über den Solarpark an sich – wohl aber über die geplante Lärmschutzwand und den Flächenverbrauch.
Bürgermeister Martin Holschuh freute sich: Trotz der Krise der Solarindustrie habe man einen Investor für einen Schutterwälder Solarpark gefunden. Die Firma Wirsol möchte westlich der Autobahn gegenüber von Alu Richter auf Schutterwälder Gemarkung eine Freiflächen-Photovoltaikanlage bauen – auf einer Länge von etwa 600 Metern. Die Fläche beträgt etwa 6,6 Hektar, die Leistung rund sechs Megawatt. Das reicht, so Holschuh, für rund 4000 Haushalte aus. Mit im Boot ist als Investor auch die Erzdiözese Freiburg. Martin Holschuh: »Das bürgt für Seriosität.« Der Gemeinderat hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung vom März bereits grundsätzlich zugestimmt.
Die Einzelheiten erläuterte Bauamtsleiter Bruno Hahn. Die Sonnenkollektoren würden auf Alugestelle montiert. Die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern liefen. Die Fläche soll für 30 Jahre von der Gemeinde gepachtet werden. Danach sei die Fläche wieder für die Landwirtschaft verwendbar.
Eine Unwägbarkeit in der Offenlage sei die Gashochdruckleitung, die unter dem geplanten Solarpark hindurchlaufe. Hahn hoffte, dass es deswegen keine Einwendungen der Badenova gebe. Und keine der Flugsicherung wegen der spiegelnden Fläche in der Nähe des Offenburger Flugplatzes. »Ende des Jahres möchte der Investor ans Netz gehen«, erläuterte Hahn den ehrgeizigen Plan.
Kostenlos
Mit im Paket ist eine Lärmschutzwand entlang der Autobahn. Die bekomme Schutterwald kostenlos als Dreingabe.
Doch genau daran entzündete sich die erste Diskussion. Ludwig Bindner (CDU) erschien deren Höhe von vier Metern als »ein Witz«. Bindner: »Die vier Meter bringen nichts für Schutterwald.«
Manfred Lang (NöB) sah darin gar ein »KO-Kriterium«: »Wenn wir auf einen höheren Lärmschutz bestehen, wird der Investor nicht bauen.« Die Verwaltung solle das doch bitte vor dem Beschluss klären. Beide betonten aber, dass sie dem Solarpark grundsätzlich positiv gegenüberstehen.
Bruno Hahn gab zu bedenken: »Wenn wir das jetzt nicht anstoßen, langt die Frist nicht.« Er wie Ralf Beathalter (FWU) argumentierten: Die Lärmschutzwand kostet Schutterwald nichts. Beathalter: »Ob vier Meter reichen, soll das Umweltgutachten klären.« Man könne später ja noch zwei Meter Palisaden draufsetzen.
Gegen das Projekt sprach sich Josef Seigel (CDU) aus – weil es 6,8 Hektar beste landwirtschaftlicher Fläche verbrauche. Es gebe andere Möglichkeiten, die wichtige Energie aus der Sonne zu gewinnen – auf Dächern großer Gebäude etwa. Seigel: »Ich möchte auf Ackerland Lebensmittel erzeugen. Für die Stromerzeugung gibt es Alternativen.« Man dürfe nicht gegen die Abholzung des Regenwaldes protestieren und hier Ähnliches betreiben.
Ein Vergleich, den Bürgermeister Holschuh als unpassend zurückwies. Das Gelände werde im Gegenteil ökologisch aufgewertet.
Der Lärmschutz war für Hans-Martin Rotert (NöB) kein Ausschlusskriterium: »Jetzt haben wir ihn auch nicht.« Auch er sprach von einem späteren Aufstocken des Walls. Bürgermeister Holschuh gestand ein: »Das ist auch unsere Überlegung, im Augenblick aber reine Spekulation.« Eine Aufstockung werde wohl nicht gehen, wandte Bindner ein – ein höherer Wall werfe Schatten.
Ralf Beathalter antwortete auf Seigel, der Rückbau der Solaranlage sei wegen deren »filigranem Fundament« einfach. Die Fläche sei nicht verloren, dort könnten etwa Schafe weiden. Er sagte, die Firma Wirsol wolle sich in Schutterwald niederlassen und Gewerbesteuern bezahlen. Es sei ein rundes Paket aus Ökologie und Wirtschaftlichkeit.
Hans-Martin Rotert erinnerte an die Millionen Euro, die Landwirte für die Flächenstilllegung bekommen. Es sei ja nicht so, das jeder Quadratmeter Ackerfläche gebraucht werde. Josef Seigel ließ sich davon nicht beirren: »Ich sage hier halt meine Meinung. Dafür bin ich gewählt. Auch wenn ich weiß, wie‘s ausgeht.«
Dieter Oschwald (NöB) durfte als Grundstückseigentümer nicht an Diskussion und Abstimmung teilnehmen.